Es ist so etwas wie ein Versuchsgelände im Germeringer Stadtwald am Parsberg. Gleich in der Nähe des Waldkindergartens hat der Germeringer Bund Naturschutz (BUND) zusammen mit dem örtlichen Umweltbeirat ein kleines Areal eingezäunt, um dort einen Tannenwald gepaart mit verschiedenen Laubhölzern zu installieren. Dazu wurden vor exakt 20 Jahren 35 kleine Tannen gepflanzt. „2004 war die Tanne der Baum des Jahres gewesen“, erläutert Hans-Jürgen Gulder, der damals aktiv dabei gewesen ist. „Es ist unser Schauobjekt im Kleinen“, so der ehemalige Leiter des Forstamts im Landratsamt Fürstenfeldbruck, der in Germering wohnt und sich auch im BUND engagiert.
Gulder ist sich schon lange bewusst, dass die weitverbreitete Fichte am Parsberg oberhalb des Germeringer Sees „keine Zukunft mehr hat“. Das sei nichts Neues, weil der Borkenkäfer seit vielen Jahren überall diese Bäume abtöten würde. „Das muss man sich nur im Frankenwald umsehen“, weiß Gulder nach eigenem Augenschein zu berichten. „Die Fichten sterben dort und anderswo ab“, bekräftigt er und will, das spürt man, die Menschen aufrütteln. Deshalb müsse man in den Wäldern nachhaltig umsteuern. Das ist auf dem 20 mal acht Meter großen Areal offenbar gut gelungen.
Volker Korten, der Vorsitzende des Germeringer Umweltbeirats und Annette Kotzur, Leiterin des Germeringer BUND, waren bei der kürzlichen Besichtigung des Mischwalds dabei. Auch strömender Regen hielt die Gruppe nicht davon ab. Sophie Schuhmacher (Die Grünen), die dritte Germeringer Bürgermeisterin und Thomas Wieser, langjähriger Mitarbeiter des Umweltamts der Stadt, waren auch dabei. „Im eingezäunten Bereich mit Tannen und fünf Laubbaumarten ist eine kostenlose artenreiche Waldverjüngung von allein entstanden“, zeigte sich Kotzur begeistert. „Solche Aufforstung ist unbedingt notwendig“, sagt auch Korten. „Der Klimawandel ist nicht zu leugnen, so kann man CO2 aus der Luft ziehen.“ Umweltbeirat und BUND liegt ein „grünes Germering am Herzen“, formulieren beide Aktivisten übereinstimmend.

Als die kleinen Tannen, Gulder nennt sie „Wildlinge“, vor 20 Jahren angepflanzt wurden, waren sie nur 20 bis 40 Zentimeter hoch gewesen. Heute haben sie bereits sechs bis acht Meter Höhe erreicht. Quasi ausgewachsen erreichen sie einmal 35 bis 38 Meter. Die Tanne ist ein sogenannter Tiefwurzler, der das für den Baum notwendige Wasser aus zwei Metern Tief holen kann. Um das Grundstück des Schauobjekts haben die Initiatoren einst einen Zaun gebaut, um das Rehwild draußen zu halten. „Für die Rehe sind die kleinen Tannen wie Schokolade“, sagt Forstexperte Hans-Jürgen Gulder, der mitgeholfen hatte, den Zaun „rehdicht“ zu machen, wie er sagt. Die gepflanzten Laubbäume, wie Hainbuchen und Eichen, würden „wie der Teufel wachsen“, so Gulder. Deshalb gelte es, das „wertvolle Laubgut“ regelmäßig zurückzuschneiden. Darum müsse man immer wieder Pflegedurchgänge mit Baumschere und Säge unternehmen.
Alle Akteurinnen und Akteure betrachten den kleinen Mischwald als Erfolgsgeschichte. Es sei ein deutliches Zeichen, was am Parsberg wachsen kann. Eine Fortsetzung hat das Projekt schon gefunden. Der Förster aus Fürstenfeldbruck, der auch den Wald am Parsberg betreut, hat ebenfalls vermehrt Tannen und Laubholz gepflanzt. Da ist zu hoffen, dass sich das Rehwild nicht übermäßig der „Schokolade“ bemächtigt und der Verbiss sich in Grenzen hält. Schonungen, wo das Wild nicht hinkommt, lassen sich im Wald nicht überall etablieren.