Süddeutsche Zeitung

Germering wächst:60 Häuser, 1400 Neubürger

Lesezeit: 2 min

Bauausschuss segnet mit großer Mehrheit die umstrittene Bebauung des "Kreuzlinger Feldes" ab. Die Zustimmung des Stadtrates gilt als sicher. Planungen sehen nur noch vier- statt fünfgeschossige Gebäude vor

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Allinger Bauunternehmer und Investor Thomas Vilgertshofer, der unter den zahlreichen Besuchern der Bauausschusssitzung gewesen war, konnte zufrieden sein. Das Germeringer Stadtratsgremium befürwortete den Bebauungsplanvorentwurf zum neuen Groß-Wohngebiet "Kreuzlinger Feld" mit 12:3 Stimmen. Alle sieben CSU-, alle drei SPD-Ausschussmitglieder sowie Martina Seeholzer (FWG/UBG) und Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) billigten den Entwurf. Die drei Kritiker standen auf verlorenem Posten. Auch die Zustimmung im Stadtrat gilt als sicher. Nach wie vor sind auf der zehn Hektar großen Fläche 60 Wohnhäuser vorgesehen. Die zuvor geplanten fünfgeschossigen Häuser wurden auf vier Geschosse reduziert. 30 Prozent der Wohnungen sollen als geförderter Wohnraum billiger vermietet werden. Etwa 1400 Menschen könnten in zwei, drei Jahren zwischen Alfons-Baumann-Straße, Kreuzlinger Straße, Starnberger Weg und Landsberger Straße wohnen. Auch das ehemalige Gelände der Gärtnerei Dischinger am Starnberger Weg gehört zum Umgriff.

Die Bürgerinitiative "Lebenswertes Germering", die sich entschieden gegen das Bauvorhaben in dieser Dimension wendet, geht von mehr als 2000 zusätzlichen Bewohnern aus. "Die Wohngebäude gruppieren sich um gemeinschaftlich nutzbare Gartenhöfe", heißt es in der Sitzungsvorlage. Nur Flachdächer sind zulässig, die begrünt werden sollen. Die Erschließung erfolgt über die Kreuzlinger Straße, die Alfons-Baumann-Straße und eine neu zu erstellende Straße im Norden. Von Ost nach West ist eine "Durchwegung" als begrünte "Promenade" vorgesehen. Mit Rücksicht auf die benachbarte Sportstätte des TSV Unterpfaffenhofen-Germering wird die Bebauung aus Schallschutzgründen nach Nordwesten verschoben. Ein Gutachten stuft die zu erwartende Verkehrszunahme als "verträglich und funktional" ein.

Zum Problem könnten die benötigten Ausgleichsflächen von 26 500 Quadratmetern werden. Die können nicht alle in Germering nachgewiesen werden, so dass nach Alling ausgewichen werden muss. Welche Flächen geeignet sind, werde mit der Unteren Naturschutzbehörde derzeit besprochen, schreibt Stadtbaumeister Jürgen Thum in der Sitzungsvorlage.

SPD-Sprecher Robert Baumgartner kritisierte den Wegfall eines fünften Geschosses. "Mit jeder Wohnung mehr reduziert sich der Preis pro Wohnung", argumentierte er. "Es gibt mehr bezahlbaren Wohnraum." Er beantragte, in der Mitte des Wohngebietes fünfgeschossige Häuser zu bauen. Doch dieses Vorhaben erhielt nur die drei Stimmen der SPD. Grünen-Stadträtin Angelika Kropp-Dürr bemängelte, dass der Umweltbericht nicht vorliegen würde. "Die Durchlüftung der Stadt ist nicht mehr gegeben", begründete sie unter anderen ihre Ablehnung. Sie fragte auch nach einer möglichen Schallschutzwand zur S-Bahn und Landsberger Straße hin. Die hielt Bauamtschef Thum nicht für erforderlich. "Das kann man durch den Grundriss und durch Maßnahmen an den Gebäuden in den Griff bekommen." Es seien weniger Einwohner auf dem Gebiet notwendig, erneuerte Grünen-Stadtrat Hadi Roidl seine Position. Er plädierte für weniger, aber höhere Gebäude. Auch Karin Sepp (ÖDP/Parteifreie) stimmte gegen den Vorentwurf. Sie kritisierte vor allem, dass die Stadt nicht vorab Eigentümer und Bürger einbezogen habe. "Dieser Vorwurf geht ins Leere", erwiderte Sitzungsleiter OB Haas spürbar ungehalten. "Die Stadt hat keinen Einfluss darauf, dass die Grundstückseigentümer an den Investor verkauft haben."

Auch dem Bedarf und der Ansiedlung einer Schule, einer Kinderbetreuungseinrichtung und eines Supermarktes stimmte der Ausschuss zu. Dessen Geschossfläche taxierte Thum mit etwa 2500 Quadratmetern. Zum Vergleich: Die Germeringer Einkaufspassagen (GEP) verfügen über 8000 Quadratmeter.

Der Entscheidungsprozess, den das Baugesetz vorgibt, befindet sich immer noch in der Anfangsphase. Wenn der Stadtrat Anfang kommenden Jahres dem Vorentwurf mit Umweltbericht zustimmt, kommt es zur ersten öffentlichen Beteiligung von Behörden und Organisationen. Danach kann eine Überarbeitung erfolgen, ehe dann der Billigungs- und Auslegungsbeschluss erfolgt, der auch die Bürgerbeteiligung vorsieht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4710148
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.12.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.