Süddeutsche Zeitung

Germering:Üben für den Ernstfall

200 Helfer vom Rettungssanitäter und Notarzt bis zum Polizisten, Feuerwehrmann und Einsatzleiter stellen zwischen Alling und Germering einen Verkehrsunfall nach. Das Ziel: Bei einem tatsächlichen Einsatz müssen alle Handgriffe sitzen

Von Manfred Amann, Germering

Als am Sonntagvormittag Feuerwehren, Polizei, Notärzte und Rettungsdienste zwischen Alling und Germering mit Blaulicht und Sirene auf den Wald beim Schusterhäusl zurasten und später auch Hubschrauber landeten, hat dies zumindest in den umliegenden Gemeinden für Aufregung gesorgt. Was war passiert? Eigentlich nichts, denn die Rettungskräfte waren lediglich in einen Übungseinsatz zu einem Verkehrsunfall gerufen worden, aber zu einem, "der zum Glück nicht häufig vorkommt, auf den man aber stets vorbereitet sein muss", sagt Pressebetreuer Ric Unteutsch: "Deshalb muss man den Einsatz auch üben."

Die Germeringer Feuerwehr hatte eine Großschadensübung riesigen Ausmaßes, aber "noch unter der Katastrophenschwelle", organisiert, "um vor allem die Einsatzführung vor Ort zu schulen und selbstverständlich auch, um die zum Einsatz kommenden Rettungskräfte in einer möglichst realistischen Unfallsituation üben zu lassen", so die Kommandanten Michael Kleiber und Thomas Mayerhofer. Das Szenario: Ein Traktor mit einem mit Holzstämmen beladenen Anhänger war zwischen Germering und Alling aus dem Wald auf die Straße gefahren und hatte dabei einen aus Richtung Schusterhäusl kommenden Pkw übersehen, der in den Anhänger gekracht war. Dabei stießen Stämme durch die Windschutzscheibe klemmten die Insassen ein. Wegen schlechter Sicht bremste danach ein Bus zu spät, fuhr in den Graben und fing Feuer. Zudem geriet ein Tanklastzug ins Schleudern und lag auf der Seite. Außerdem waren noch zwei Autos in den Unfall verwickelt.

Als erstes traf die Germeringer Feuerwehr am Unfallort ein, wo das blanke Chaos herrschte. Im Bus riefen etwa 20 Fahrgäste um Hilfe oder schrien vor Schmerzen. In den Autos versuchten Eingeklemmte, durch Klopfen auf sich aufmerksam zu machen, und Verletzte irrten geschockt umher. Da die "Mimen", wie Unteutsch die bestens mit Beulen, Brüchen und Wunden "geschminkten" Verletztendarsteller nannte, ihre Rolle gekonnt spielten, war die Situation der Realität sehr nahe und sogar bedrückend.

Kommandant Kleiber sondierte nach dem Eintreffen sofort die Lage, ohne sich von dem Durcheinander beirren zu lassen. Schnell entschied er, bei der Integrierten Leitstelle umfassende Hilfe und vor allem den Einsatz des örtlichen Einsatzleiters einzufordern und setzte damit eine Maschinerie in Gang. Es kamen die Wehren aus Unterpfaffenhofen, Geisenbrunn, Gilching und Eichenau, die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung aus Germering und Puchheim-Ort, die Sanitätseinsatzleitung samt Notärzten und Unterstützungsgruppe sowie Schnelleinsatzgruppen Behandlung und Betreuung des Roten Kreuzes Fürstenfeldbruck, Sondereinsatz- und Transportgruppen des Malteser- und des Johanniter-Hilfsdienstes aus dem eigenen, dem Starnberger und dem Münchner Landkreis sowie das Brucker Technische Hilfswerk, Polizeikräfte und Rettungsdienstkräfte aus den Landkreisen Erding Pfaffenhofen, Holzkirchen und Miesbach, die in die Übung eingebunden worden waren. Im Hauptkern der Übung ging es darum, dass die örtliche Einsatzleitung die beengte Situation an der Unfallstelle erkennt und den Hilfskräften Plätze so zuweist, dass diese sich gegenseitig nicht behindern und optimal zum Einsatz kommen können. Die Übung wurde mit einer Kamera-Drohne aufgezeichnet, um aus den Auswertungen lernen zu können. Kreisbrandrat Hubert Stefan lobte die Bereitschaft der Germeringer Wehr, die Organisation zu übernehmen und sich selbst in großem Umfang zu fordern. Aufmerksam verfolgt wurde Übung, in der etwa 200 Helfer im Einsatz waren, auch von vielen Feuerwehrverantwortlichen aus der Region und von Ausbildern der Feuerwehrschule, von den Leitern des THW und der verschiedenen Rettungsdienste sowie vom Referatsleiter für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, Bernd Wanninger, von Bürgermeister Andreas Haas und vom Chef der Polizeiinspektion Germering, Jürgen Dreiocker. Knapp drei Stunden dauerte die Großübung, für die die Straße bereits von fünf Uhr morgens an gesperrt gewesen war.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2017
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