Landwirtschaft:Erfolgreiches Programm zum Trinkwasserschutz

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Geschütztes Gut: Pumpwerk im Trinkwasserschutzgebiet. (Foto: Günther Reger)

Seit mehr als 30 Jahren verzichten Landwirte in Germering auf Düngung und Pestizide. Die freiwillige Vereinbarung hat bewirkt, dass der Nitratgehalt in den Brunnen stark gesunken ist.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Oft braucht es in der Politik Gesetze und Verbote, um etwas zu erreichen, doch mitunter geht es auch mit Freiwilligkeit. Die Zusammenarbeit der Stadt Germering mit Landwirten aus Germering, Unterpfaffenhofen und Gilching zum Schutz des Trinkwassers ist so ein Fall. Seit mehr als 30 Jahren vermeiden Landwirte, die ihre Äcker dort haben, von wo das Germeringer Trinkwasser kommt, den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Zum Ausgleich für deren geringere Erträge leistet die Stadt diesen Landwirten Ausgleichszahlungen. "Wir fahren gut mit diesem Programm", sagt Oberbürgermeister Andreas Haas.

Die Idee zu dieser Zusammenarbeit geht auf den Ende Januar gestorbenen Grünen-Politiker Sepp Dürr zurück. Dürr begann Anfang der Neunzigerjahre seine politische Laufbahn als Gemeinderat in Germering. Damals war das Trinkwasser so stark mit Nitrat belastet, dass Babynahrung mit Wasser aus der Flasche zubereitet werden musste. Technische Lösungen wie eine Filterung sollten nicht zum Einsatz kommen, Dürr wollte an der Ursache ansetzen.

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Die allermeisten Landwirte in dem betroffenen Gebiet machten mit und verzichteten auf die Düngung. Nach etwa drei Jahren begann der Nitratgehalt stetig zu sinken. Heute beträgt er etwas mehr als 20 Milligramm pro Liter und damit weniger als die Hälfte des Wertes Anfang der Neunzigerjahre. Etwa 97 Prozent der Trinkwassereinzugsfläche sind durch vertragliche Bestimmungen geschützt. Die freiwilligen Vereinbarungen liegen über dem, was gesetzlich gefordert wird. CSU-Stadtrat Christian Ganslmeier dankt deshalb den Landwirten für deren Vertragstreue.

170 000 Euro für die Landwirte

Gut 170 000 Euro zahlt die Stadt dafür jährlich an die Landwirte. Getestet wird im Frühjahr und im Herbst, die Proben kosten pro Jahr an die 14 000 Euro, für Beratungsleistungen zu diesem Programm wendet die Stadt laut Sitzungsunterlagen etwa 12 000 Euro auf. In den Verträgen sind mehrere Förderprogramme enthalten. Den meisten Gebrauch machen die Landwirte von der Umwandlung von Ackerflächen in Grünland.

Gesunken ist aber nicht nur der Nitratwert im Trinkwasser. Auch die chlorierten Kohlenwasserstoffe und die Reste von Pestiziden sind stark zurückgegangen. Pestizide seien eigentlich gar nicht mehr nachweisbar, sagt Roland Schmid, Leiter der fürs Trinkwasser zuständigen Stadtwerke. Auch die PFC-Werte - sie stammen aus dem Einsatz von Löschschaum auf dem Flughafen Oberpfaffenhofen - sind niedrig. Allerdings, so Schmid, fehle für diese Stoffe ein Grenzwert.

Grundwasserstand sinkt

Wegen der geringen Niederschläge in den vergangenen Jahren ist aber auch der Stand des Grundwassers niedrig. Seit 1951 wird dieser aufgezeichnet. Der momentane Wert liegt nur noch 25 Zentimeter über dem historischen Tiefstand. Eine Gefahr für die Wasserversorgung der Bevölkerung gibt es nach Aussage von Schmid aber nicht, denn die Grundwasser führende Bodenschicht ist etwa 13 Meter stark.

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