Süddeutsche Zeitung

Germering:Totschlag-Argumente

Ein Doppelkonzert zum 20-jährigen Bestehen von Cobbler's Irish Pub

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Geschichten haben häufig mit Mord und Totschlag zu tun. Aber die Musik, Irish Folk, ist pure Lebensfreude. Cara beginnt jedoch mit einem "traurigen Stück", wie Bandleaderin Gudrun Walther ankündigt. "Wir steigern dann die Stimmung", verspricht sie und setzt zum nachdenklichen Geigenspiel an. Die Zuhörer im voll besetzten Saal von Cobbler's Irish Pub im Schusterhäusl machen es sich bei einem Guinness gemütlich. Schon beim zweiten Lied von Cara sind sie gefordert. Da setzt Walther ihre Geige virtuos flott ein, begleitet von Piano, Querflöte, Gitarre und der Bodhrán, der irischen Trommel. Die Zuschauer klatschen rhythmisch mit und schon breitet sich gute Laune aus.

Irish Folk mitten im Wald nahe Germering. Ein Tipp nur für Insider? Nein, längst nicht mehr. Cobbler's Irish Pub gibt es im ehemaligen Kohlenkeller des Ausflugslokals Schusterhäusl seit 20 Jahren. Martin Kern-Emden gehört zu den Gründern der ersten Stunde. Der heute 54-jährige Germeringer ist immer noch da, genauso wie Birgit Freer aus Alling. 2003 kam Maxl Makovec als Schüler dazu. "Ich habe damals einen Nebenjob gesucht", erzählt Makovec. Mittlerweile ist der Soziologe 31 Jahre alt und schreibt an seiner Doktorarbeit über Rechtsextremismus. Das Trio hatte für das 20-jährige Jubiläum ein Doppelkonzert an zwei Abenden organisiert. "Cara habe ich bereits vor sechs Jahren verpflichtet", berichtet Kern-Emden, der in den Konzertpausen hinter der Theke im Irish Pub steht und Guinness einschenkt.

Cara gehört zu den profiliertesten deutschen Irish-Folk-Bands. Sie waren auch die erste deutsch-irische Folkband, die in den USA eine Tournee absolvierte und die Ehrungen "Best New Irish Artist" und "Top Irish Group" verliehen bekamen. Die Band ist musikalisch perfekt aufgestellt. Walter und Kim Edgar, der Schottin am Piano, sorgen für einen ausgeprägten mehrstimmigen Gesang. Hendrik Morgenbrodt an der Flöte und Querflöte, Jürgen Treyz an der Gitarre und Rolf Wagels an der Trommel liefern den kompakten Sound. Seit zwölf Jahren gibt es Cara. "60 bis 80 Konzerte spielen wir pro Jahr", erzählt Walter. Im vergangenen Oktober und November tourten sie durch Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Walter legt die Geige beiseite und hängt sich für die grausame Ballade von der Ermordung von Little Musgrave das Akkordeon um. Gleich danach wird wieder mitgeklatscht. Das Publikum - in der Mehrheit Ü-50-Frauen und -Männer - weiß um die Qualität von Cara und auch More Maids, ein Frauentrio, das zuvor auftrat und von Kern-Emden mit "dramatischen Mörder-Balladen" aus Irland und Schottland angekündigt worden war.

144 Konzerte zählt Kern-Emden in den 20 Cobbler's-Jahren. Der Name bedeutet Flickschuster und hat etwas mit dem Gründer des Schusterhäusls, einem Flickschuster aus Alling, zu tun. Cobbler's ist vor allem das Lebenswerk von Martin Kern-Emden, der einst vergleichende Landesgeschichte zwischen Bayern und Irland studierte und in den Anfangsjahren als Tontechniker wirkte, als es mit der Germeringer Irish-Folk-Band Fairytale und den Greensleeves aus München begann. "Es wird weitergehen", verspricht Kern-Emden.

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SZ vom 16.01.2017
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