WirtschaftMitarbeiter streiken für Tarifvertrag

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Ohne Tarifvertrag: das Gebäude der Firma Thermo Fisher Scientific in der Dornierstraße in Germering.
Ohne Tarifvertrag: das Gebäude der Firma Thermo Fisher Scientific in der Dornierstraße in Germering. (Foto: IG Metall)

Die Firma Dionex Softron in Germering ist recht erfolgreich. Ihre Beschäftigten bezahlt sie allerdings schlechter als andere. Das soll sich ändern.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Dionex Softron GmbH in Germering sind am Donnerstag zum Warnstreik aufgerufen. Die IG Metall und die Belegschaft fordern, dass sich das Unternehmen dem Tarifvertrag anschließt. Für die Mitarbeiter in Germering und Olching würde dies erheblich bessere Löhne bedeuten. Der Warnstreik sei nötig, weil die Geschäftsführung bislang Verhandlungsangebote abgelehnt habe, sagt Simon Schab von der IG Metall. Die Firma ist einer der größten Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler der Stadt Germering.

Bessere Löhne zu bezahlen, ist nach Ansicht des Gewerkschafters für die Firma, die zum US-amerikanischen Konzern Thermo Fisher Scientific Inc. gehört, überhaupt kein Problem. An etlichen Standorten von Thermo Fisher in Deutschland gilt der Tarifvertrag der IG Metall bereits. Für den einzelnen Mitarbeiter könne das Tausende Euro ausmachen, die im Geldbeutel fehlten, für das Unternehmen seien die Belastungen durch höhere Löhne angesichts des Gewinns gering. Der lag laut Bundesanzeiger in den Jahren 2021 und 2022 bei mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr.

Produkte für Pharma- und Lebensmittelindustrie

Thermo Fisher entwickelt und produziert chemische Analysegeräte für Flüssigkeiten. Gebraucht werden die in der Forschung, in der Medizintechnik und in der Umweltanalytik. Stefan Nadler vom Betriebsrat nennt ein Beispiel: Die Pharmaindustrie setzt diese Analysegeräte ein, um die Zusammensetzung von Medikamenten zu prüfen, also zu kontrollieren, ob die einzelnen Wirkstoffe in der richtigen Konzentration vorhanden sind.

Kunden sind aber auch die Lebensmittelindustrie oder Klär- und Wasserwerke, die den Zustand von Abwässern oder Gewässern feststellen möchten. Auch der Sport hat Interesse an den Analysegeräten. Diese werden nämlich für Dopingkontrollen eingesetzt. Der Auftrag der Firma sei es, den Kunden zu ermöglichen, die Welt gesünder, sauberer und sicherer zu machen, sagte Fabrizio Moltoni, Mitglied des Vorstands bei einem zurückliegenden Firmenbesuch von Oberbürgermeister Andreas Haas. Nachzulesen ist das auf der Homepage der Stadt Germering.

Mehr als 400 Angestellte

Ein Stück sicherer würde die Welt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausfallen, wenn sie nicht – jeder für sich – ums Gehalt verhandeln müssten, sondern ihre Bezahlung nach den Tarifverträgen in der Metall- und Elektroindustrie ausfiele. Doch daran hat das Unternehmen bislang offensichtlich kein Interesse. Dabei ist sie seit der Übernahme der Firma Dionex Softron im Jahr 2011 riesig gewachsen. Waren damals an die 50 Leute beschäftigt, so sind es heute über 400. Wegen des steten Wachstums wurde das Lager bereits nach Olching verlegt. In Germering war schlichtweg kein Platz mehr.

Die Betriebsräte sprechen von einem „hochprofitablen Standort“, an dem „sehr viel Geld“ verdient werde. Für die Beschäftigten bleibt allerdings weniger als an anderen Standorten der Firma in Deutschland – weil sie unter Tarif bezahlt werden. Konkret bedeutet das, dass viele Mitarbeiter wegen der Inflation an Gehalt verlieren. Das will die Gewerkschaft nun ändern. Die Beschäftigten wollten mehr bekommen von dem, was das Unternehmen verdient, hieß es.

Tanja Becke, Vorsitzende der betrieblichen IG Metall, sagt: „Im Jahr 2024, nach all den Preisschocks und in Zeiten von Fachkräftemangel ist fehlende Tarifbindung ein untragbarer Zustand.“ Das sehen wohl viele ihrer Kolleginnen und Kollegen so. Jedenfalls habe die Gewerkschaft etliche Aufnahmeanträge aus dem Kreis der Mitarbeiter bekommen, sagt Schab: „Der Organisationsgrad ist hoch, es sind viele eingetreten.“ Der Warnstreik ist für 13 Uhr vor dem Firmengebäude in der Dornierstraße angekündigt.

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