Germering:Teurer Transport

Diesel aus Krailling wird nach Tschechien verlagert

Von Michael Berzl, Germering

Die ersten Kesselwagen rollen am Dienstag vom Tanklager im Kreuzlinger Forst in Richtung Pilsen. Damit beginnt die Auslagerung von etwa 75 Millionen Liter Diesel, die der tschechische Staat seit sechs Jahren in der weitläufigen Anlage zwischen Krailling und Germering eingelagert hat. Ein halbes Jahr wird es dauern, bis der gesamte Treibstoff abtransportiert ist, kündigte am Freitag der Münchner Rechtsanwalt Nico Skusa an, der die neuen Tanklagerbetreiber juristisch berät. An der Spitze der Krailling Oils Development steht offiziell die Prager Juristin Kateřina Radostová, die auf Sportrecht spezialisiert ist und einige Jahre als Strafrichterin gearbeitet hat. Sämtliche Mitarbeiter würden weiter beschäftigt, versicherte sie bei einer Pressekonferenz im Kraillinger Rathaus.

Mit dem Abtransport der staatlichen tschechischen Spritreserven geht ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte des im Zweiten Weltkrieg gebauten Tanklagers zu Ende, die sich zu einem Politikum entwickelt hatte. Seit dem Konkurs der vorherigen Betreiberfirma, der Viktoria-Gruppe, hatte ein Insolvenzverwalter das Sagen in dem 230 Hektar großen Gelände mit riesigen Tanks, Pumpen und Gleisen. Erst in langen und zähen Verhandlungen mit der staatlichen Rohstoffverwaltung in Prag konnten die Modalitäten des Rücktransports geklärt werden. Außerdem mussten zuerst die Gleisanlagen repariert werden; diesen Auftrag hatte die Planegger Firma Emeran Braun übernommen. Nun können die Züge fahren.

Dabei sind nach Skusas Darstellung einige Auflagen zu erfüllen. So müssten zum Beispiel die Kesselwagen vor der Abfahrt verplombt werden; deshalb kämen extra Mitarbeiter des Hauptzollamts in Rosenheim nach Krailling. Für jeden Zug müsse dort eine Sicherheitsleistung in Höhe von 614 000 Euro hinterlegt werden, die erst wieder freigegeben werde, wenn die Ankunft des Transports in der Tschechischen Republik bestätigt werde.

Was die Germeringer beruhigen dürfte: Es sind nur ein bis zwei Züge pro Woche, nachts sind keine Transporte geplant. Vorgesehen ist, dass jeweils am Dienstag und Donnerstag 20 Waggons morgens zwischen 6 und 7 Uhr im Tanklager ankommen, befüllt werden und zwischen 17 und 18 Uhr nach Osten fahren. Anwohner hatten befürchtet, die riesigen Treibstoffmengen könnten mit Lastwagen abtransportiert werden, was entsprechende Verkehrsbelastungen mit sich gebracht hätte, berichtete Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU).

Es werden noch Monate vergehen, bis die meist unterirdisch gelagerten Tanks leer sind. Wer danach künftig Treibstoff dort lagert, ist noch offen. Rechtsanwalt Skusa versicherte aber, es gebe genügend Interessenten. "Es ist das einzige Energielager in Süddeutschland". Das Tanklager werde jedenfalls weiter betrieben.

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