Germering:Tafeln stellen Lebensmittelausgabe ein

Germering: Alles ausgegeben: Jürgen Quest von der Germeringer Tafel vor leeren Kühlschränken und Kühlregalen.

Alles ausgegeben: Jürgen Quest von der Germeringer Tafel vor leeren Kühlschränken und Kühlregalen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Es fehlt an Ware und an Helfern: Die Ausbreitung des Coronavirus trifft nun auch die Bedürftigen, die sich bislang Artikel des täglichen Bedarfs abholen konnten

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Germeringer Tafel, die etwa tausend registrierte Menschen mit Lebensmitteln versorgt, hat am Dienstagvormittag das letzte Mal Waren an Bedürftige ausgegeben. Sie schließt jetzt ihre Ausgabestelle im Zenja in der Planegger Straße bis nach den Osterferien. "Voraussichtlich" heißt es noch einschränkend auf der Mitteilung des Tafel-Teams um Leiter Jürgen Quest. Aber sehr wahrscheinlich wird es dabei bleiben, dass die Tafel aufgrund der Coronavirus-Pandemie bis 19. April geschlossen bleibt. "Keine Ware von den Supermärkten und keine Helfer mehr", fasst Querst die aktuelle Lage zusammen. Die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck argumentiert ähnlich und hat die Tafeln in Eichenau/Puchheim, Olching/Maisach und Fürstenfeldbruck vorerst bis 7. April geschlossen. Die Bürgerstiftung richtet eine Hilfs-Hotline ein.

Bis zu 150 Männer und Frauen kommen regelmäßig dienstags bei der Germeringer Tafel vorbei. Diesmal waren es etwa 50. "Wir hatten noch einmal mit einem Ansturm gerechnet", erklärt Quest. Deshalb hatte er extra noch zwei Jugendliche über den Sozialdienst angefordert. Der Ansturm blieb aus, und die Jugendlichen schickte er wieder weg. Die üblichen zehn bis 15 ehrenamtlichen Helferinnen, die montags die Lebensmittel und Waren für die Ausgabe vorbereiten, waren auch nicht mehr gekommen. "Ich verstehe das", sagt Quest, "die sind alle zwischen 60 und 80 Jahre alt." Sie hätten verständlicherweise Angst, dass sie sich als Risikogruppe anstecken könnten. Gegen 10 Uhr waren neben Quest noch Christel Kionke und der 35-jährige Dominik für die Ausgabe da. "Ich halte für Ältere hier die Stellung", sagt Kionke und lächelt. Auch Jürgen Quest, der seit 2011 die Germeringer Tafel leitet, ist mit 66 Jahren schon ganz nahe am Corona-Risikoalter.

Ware ist gegen 10 Uhr kaum noch da. "Was wir hatten, haben wir vorher in Tüten gepackt", erläutert Quest. Die Waren werden durch ein Fenster nach draußen gereicht. Drei Frauen kommen noch vorbei. Eine Mutter von zwei älteren Söhnen bekommt zwei Tüten. Möhren und eine Salatgurke sind drin, Kräutertee sieht man beim Reingucken, eine Packung Nudeln und Birnen. "Wir kriegen nichts mehr", sagt Quest und zuckt mit den Schultern. Von einer Bäckerei habe man immer 14 Kisten bekommen, jetzt keine mehr. "Auch von Aldi und Lidl kommt nichts mehr", so Quest. Man habe jetzt noch das eigene Lager geleert und alles in die Tüten verpackt. Die vielen Regale in den Tafelräumen sind vollkommen leer. Ob die Germeringer Tafel am 20. April wieder in Aktion tritt, muss man abwarten.

Die Tafeln der Bürgerstiftung in Olching und Maisach haben ebenfalls am Dienstag letztmals Lebensmittel ausgegeben. Auch dort wurden die Menschen draußen mit gepackten Tüten bedient. "Das Betreten der kleineren Tafelräume konnten wir nicht mehr zulassen", teilt Dorothee von Bary, Vorsitzende der Stiftung, mit. Waren gab es dort und bei der Tafel Eichenau/Puchheim, die am vergangenen Donnerstag letztmals offen hatte, schon kaum noch. Katrin Rizzi, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Bürgerstiftung, wird eine telefonische Hotline unter der Nummer 08141/315 67 13 einrichten. Auch über E-Mail coronahilfe@buergerstiftung-lkr-ffb.de ist die Stiftung erreichbar. Hartz-IV-Beziehern, Menschen in der Alters-Grundsicherung und anderen Tafel-Berechtigte mit wenig Geld soll ebenfalls geholfen werden.

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