Germering:Staunende Fahrgäste

Germering: Erste Aufzugfahrer: Herbert Sedlmeier (im Rollstuhl) und Andreas Haas; rechts: Heiko Hamann (Bahn).

Erste Aufzugfahrer: Herbert Sedlmeier (im Rollstuhl) und Andreas Haas; rechts: Heiko Hamann (Bahn).

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Aufzug am Germeringer S-Bahnhof geht in Betrieb

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Stadtrat Franz Senninger (CSU) hatte die passende Musik dabei. Als Oberbürgermeister Andreas Haas zusammen mit dem im Rollstuhl sitzenden Herbert Sedlmeier (beide CSU) als erste den neuen Aufzug an der Germeringer S-Bahnunterführung einweihen und oben auf dem Bahnsteig ankommen, lässt Senninger den Defiliermarsch aus den Handy ertönen. Das bringt alle Beteiligten in Feierlaune. Nach einem knappen halben Jahr Bauzeit wurde am Dienstag der lang ersehnte Aufzug in Betrieb genommen. Er bringt die Fahrgäste nun direkt zum S-Bahn-Gleis in Richtung München und erspart vielen Germeringern einen langen Umweg. Noch nicht alle S-Bahnfahrer hatten am Morgen die Inbetriebnahme des Aufzuges wahrgenommen. So kommt eine offenbar gehbehinderte ältere Frau mühsam die Treppe hoch und läuft der Festversammlung in die Arme. "Geht der schon?", fragt sie überrascht. "Das habe ich nicht gesehen." Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Eine Frau mit Rollator kommt aus dem Aufzug heraus, gleich danach ein Mann mit dem gleichen Stütz- und Fortbewegungsgerät. "Das ist ja eine Sensation", sagt der Mann sichtlich erfreut und bringt Haas zum Strahlen.

Als die S-Bahnunterführung vor etwa 20 Jahren gebaut wurde, verlegte die Bahn den barrierefreien Zugang zum Gleis nach München in die Marktstraße in der Nähe des Volksfestplatzes. Das bedeutete nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen, die östlich der Unteren Bahnhofstraße angesiedelt sind, einen Umweg von 500 Metern. "Von der Planegger Straße aus habe ich 20 Minuten gebraucht", erzählt Helga Betz, Vorsitzende des Seniorenbeirates. Endlich habe sich der lange Kampf zusammen mit dem Behindertenbeirat gelohnt.

Auch Heiko Hamann von der Deutschen Bahn, Leiter des Bahnhofsmanagements München, feierte mit und sprach von einem "Tag der Freude". "Germering hat ja hartnäckig dieses Thema verfolgt", sagte er. Man habe die harte Nuss nun endgültig gekackt. 12 000 Kunden benutzen den Germeringer S-Bahnhof täglich . Die langjährigen Verzögerungen beim Bau des Lifts erklärte Hamann mit langwierigen Verhandlungen über Verträge und Finanzen. Haas und sein Vorgänger Peter Braun wurden wiederholt mit Beschwerden von Bürgern konfrontiert. "Uns war klar, dass wir das reparieren mussten", sagte Haas. Er hofft, dass sich der Lift schnell herumspricht. Herbert Sedlmeier, Behindertenbeauftragter von Stadt und Landkreis, sagte zufrieden: "Wir haben das letzte große Stück in Sachen Barrierefreiheit in Germering geschlossen."

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