Germering:Rückblick voller Spott und Ironie

Django Asül punktet in der Stadthalle mit einem vergnüglichen Abend

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Django Asül erfüllt bei seinem Jahresrückblick in Germering auch einen Bildungsauftrag. Er informiert die etwa tausend Besucher in der vollbesetzten Stadthalle über die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2016. "Es sind immer Leute da", sagt der Kabarettist, "die das ganze Jahr keine Zeit gehabt haben, Nachrichten zu schauen." Sein Jahresrückblick ist selbstverständlich keiner, wie ihn die Tagesschau machen würde. Django Asül präsentiert die Rückschau mit gepfefferter Ironie und beißendem Spott.

Der Kabarettist, der sich auf der Bühne mit einem großen Glas Früchtetee motiviert, macht auch vor der wichtigsten staatlichen Repräsentantin nicht halt: "Wenn sich Merkel mal ein Herz fasst, fasst sich Europa ans Hirn." Binnen weniger Wochen hätte die Kanzlerin aus Deutschland "einen Abenteuerspielplatz gemacht". Jetzt beherrsche Merkel wieder das Reiten auf der populistischen Welle und Asül zitiert ihre banale Aussage: "Deutschland muss Deutschland bleiben." Merkels Demokratie - siehe die demnächst stattfindende Bundespräsidentenwahl - zeichne sich dadurch aus, dass alles feststehe und der Bürger nichts zu wählen habe.

Doch auch andere Politikgrößen oder Scheingrößen bekommen ihr Fett ab. Horst Seehofer charakterisiert laut Asül den künftigen US-Präsidenten Donald Trump "als Variante von Markus Söder." Da stöhnen offenbar einige CSU-Wähler im Saal hörbar erschrocken auf. Dass Alexander Dobrindt das Trojanische Pferd der CSU in Berlin ist, lassen sie durchgehen. Asül amüsiert sich über Markus Rinderspacher, den SPD-Fraktionssprecher im Bayrischen Landtag und sein Piraten-Outfit beim Fernsehfasching in Veitshöchheim: "Er stand eher da wie Johnny Depp." Die Grünen hat er besonders im Visier. Toni Hofreiter wandle als "Zwillingsschwester von Veronika Ferres" durch die Gegend. Den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann lässt er sagen: "Rechts von den Grünen darf es nur die AfD geben." Parteikollegin Claudia Roth sei seit den Silvestervorfällen von Köln in der Zwickmühle: "Ist sie eher für die Frau oder für den Ausländer?" Kollektives Lachen ruft auch die Bemerkung zu Bundesinnenminister Thomas de Maizière hervor. Der habe neulich zu Hamsterkäufen aufgerufen. Danach meldeten alle Tierhandlungen, dass ihre Hamster ausverkauft wären. Django Asül, der 44-jährige Niederbayer türkischer Abstammung, gibt dem Publikum noch einige nachdenkliche Sätze mit auf den Weg. Zum Beispiel zum postfaktischen Zeitalter: "Wenn die Lüge wahrer klingt als die Wahrheit, glauben wir lieber der Lüge." Ein vergnüglicher Abend, der auch zeitlich die Aufnahmekapazität der Besucher nicht überforderte.

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