Germering:Rückblick der Retter

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Besucher können die neben der Stadthalle geparkten Einsatzfahrzeuge aus der Nähe betrachten. (Foto: Johannes Simon)

Das Rote Kreuz feiert 50-jähriges Bestehen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es war ein ganz besonderer Rettungswagen, der am Samstag vor allem bei den Kindern auf große Begeisterung stieß. Vor der Stadthalle stand eine Hüpfburg in Form eines Einsatzfahrzeuges vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Der BRK-Kreisverband Rosenheim hat die Hüpfburg zum 50-jährigen Bestehen der Bereitschaft Germering beigesteuert. Aber für ihr Jubiläum ließen sich die Germeringer BRK-Rettungssanitäter noch mehr einfallen: eine "Leistungsschau". "Wir wollen zeigen, was wir können", erklärte Bereitschaftsleiter Alexander Becker. Und dafür brauchte es auch einen großen Küchenwagen, der beim Hochwasser in Niederbayern als Notfallküche im Einsatz war. "Darauf sind wir sehr stolz", meinte Becker. Auch für eine historische Rückschau war gesorgt. Dazu waren Zeitzeugen wie Kurt Haban anwesend. Er zählte 1966 zu den 42 Gründungsmitgliedern des Sanitätszuges, wie er damals noch hieß. Angestoßen hatte die Gründung der frühere Bürgermeister Josef Kistler. Zuvor hatte es vor seinem Haus an der Landsberger Straße einen Autounfall mit Todesfolge gegeben. Für Kistler stand danach fest, es dauerte einfach zu lange, bis die Hilfe aus Bruck ankam.

Haban war 1966 erst 16 Jahre alt. 50 Jahre später sitzt er in seiner alten Uniform am Tisch und erzählt vom etwas holprigen Beginn der Sanitätseinsätze. "Wir haben uns selber geschult", berichtete Haban, der zu dieser Zeit eine Ausbildung als Metallflugzeugbauer bei der Firma Dornier im nahen Aubing absolvierte. Die Schulung begann mit einer Erste-Hilfe-Ausbildung und danach mit einer Sanitätsausbildung, die der erste Kolonnenführer Lorenz Albrecht übernahm. Haban erlebte in seiner aktiven Zeit - 1977 wurde er Kolonnenführer - auch schwere Unfälle. "An einem Vatertag hat ein betrunkener Autofahrer ein Kind auf dem Radweg überfahren - das war sehr tragisch", erzählte Haban. Auch wenn es bei den damals noch vielen Hausgeburten zu Komplikationen kam, rückten die Sanitäter aus und brachten die Babies in die Kinderklinik nach München. Haban erinnerte sich noch gut an den ersten dieser Einsätze: "Da habe ich das Baby in die Hand bekommen, da war ich 18 Jahre alt." Transportiert wurde das Baby noch in einem alten Opel Kapitän, der zum Krankenwagen umgebaut worden war. Es ging in den Anfangsjahren für Haban und seine Kollegen immer darum, einen Verunglückten zu verbinden und so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu schaffen. Ein Notarzt rückte damals noch nicht mit aus. "Wir wurden scherzhaft Heftpflastersanitäter genannt", erzählt er.

Die Germeringer Bereitschaft wird heute von Alexander Becker, 58, und Sabrina Schwaiger, 29, geleitet. Die Steuerfachangestellte Schwaiger kam 2004 über das Jugendrotkreuz zur BRK-Bereitschaft. IT-Unternehmer Becker arbeitet schon seit 1978 ebenfalls ehrenamtlich mit. Vor einigen Jahren wurde die Germeringer Rettungswache, die jetzt in der Augsburger Straße residiert, quasi eine selbständige Einheit, die vorwiegend hauptamtlich besetzt ist. Die Bereitschaft kümmert sich mit ihren 42 aktiven Sanitätshelfern vor allem um die Betreuung von größeren Veranstaltungen aller Art. 3550 Dienststunden wurden im vergangenen Jahr gezählt.

Seit Mai vergangenen Jahres unterstützen die BRK-Bereitschaften im Landkreis, neben Germering gibt es noch die in Fürstenfeldbruck und Türkenfeld, auch den Blutspendedienst des BRK. Zum Blutspenden kommen mittlerweile wieder mehr Menschen als früher. "Wir wurden Ende Juli bei unserem ersten Termin in der Stadthalle förmlich überrannt", erzählte Schwaiger. Der nächste Blutspendetermin in Germering findet am Donnerstag, 29. September, von 15 bis 20 Uhr in der Stadthalle statt.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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