Germering:Romantische Empfindung

Klassik-Konzert Germering

Einer der am meisten beachteten Bratscher der jüngeren Generation ist Nils Mönkemeyer (links), hier zusammen mit dem Pianisten William Youn.

(Foto: Günther Reger)

Der Bratscher Nils Mönkemeyer in der Stadthalle

Von Klaus Mohr, Germering

Bratscher haben es gegenüber Geigern schwer, und Witze müssen sie oft auch noch über sich ergehen lassen. Dabei gibt es eine Reihe von namhaften Komponisten, die gerade dieses Instrument besonders schätzten. Nils Mönkemeyer ist zweifellos einer der zur Zeit am meisten beachteten Bratscher der jüngeren Generation. Am Freitag gastierte er zusammen mit seinem Klavierpartner William Youn im Orlandosaal der Stadthalle mit Werken von Robert Schumann und Johannes Brahms. 1853 veröffentlichte Schumann in der von ihm gegründeten "Neuen Zeitschrift für Musik" einen Aufsatz unter dem Titel "Neue Bahnen", in dem er den 23 Jahre jüngeren Johannes Brahms in den höchsten Tönen pries.

Schumanns Fantasiestücke op. 73, original für Klarinette und Klavier, eröffneten das Programm. Nils Mönkemeyer setzte im ersten Stück (zart und mit Ausdruck) ganz auf einen samtigen Ton, und der Pianist folgte ihm in dieser Zurückhaltung. Schumanns Angabe "leicht" in der Bezeichnung des zweiten Stücks geriet hier fast schwerelos, und doch war der Klang nicht ätherisch, sondern hatte eine kernige Substanz. William Youn verstand es, die zahlreichen Noten ganz fließend, dabei klar in der Wahrnehmung und in geringer Lautstärke zu spielen. Leichtigkeit war auch im letzten Stück (rasch und mit Feuer) zu hören, wobei das "Feuer" nicht mit Kraftanstrengung gleichzusetzen war. Der beseelte Ton entfachte mit dem intensiven Vibrato eher eine wärmende Glut als ein loderndes Feuer. Wäre der Titel "Träumerei" von Schumann nicht bereits für ein Klavierstück aus seinen "Kinderszenen" verwendet worden, man hätte diesen Titel auch über die Interpretation seiner "Fantasiestücke" setzen können.

Zu den letzten Werken von Brahms zählen seine zwei Sonaten op. 120 für Viola und Klavier aus dem Jahr 1893. Beide Sonaten musizierte Mönkemeyer auswendig, was keine Äußerlichkeit war, sondern sich in der Freiheit des Musizierens und der Intensität widerspiegelte. Hohe Sensibilität in der Tongestaltung prägte beide Werke. In der f-Moll-Sonate dominierte im Kopfsatz der leidenschaftlich-entschlossene Gestus, der sich aber nie in großer Lautstärke offenbarte. Im Parallelsatz der Es-Dur-Sonate war ein ganz offener und zugleich hochromantischer Ausdruck zu hören. Der Andante-Satz des f-Moll-Werks hatte die Schlichtheit eines "Liedes ohne Worte", während das Andante der anderen Sonate Musiker wie Zuhörer bei überaus hoher Konzentration in eine fast irreale Welt entführte. Der Klang in beiden Sonaten war einer kolorierten Federzeichnung vergleichbar - fein abgestimmt, in jedem Detail transparent und doch mit vielerlei Farben angereichert. Diese Linie bestätigten auch die beiden gegensätzlichen Balladen aus op. 10 von Brahms, die der Pianist solistisch musizierte. Am Schluss gab es viel Beifall und eine Zugabe. Der Höreindruck für das Publikum hätte noch intimer und unmittelbarer sein können, wenn sich der Klang der beiden Instrumente von der Bühne aus zielgerichteter in Richtung Publikum hätte verteilen können.

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