Germering:Riesiger Nachbar

Freiham

Die Bautafel gegenüber dem Geothermiekraftwerk zeigt den ersten Bauabschnitt mit Häusern für etwa 11 000 Einwohner. Dort, wo auf der Tafel noch Freifläche ist, wird der zweite Bauabschnitt entstehen.

(Foto: Günther Reger)

Wohnraum ist knapp in München. Deshalb will die Landeshauptstadt in Freiham höhere Häuser bauen, als bislang vorgesehen. Die Einwohnerzahl soll auf 25 000 steigen. In Germering ist man irritiert

Von Andreas Ostermeier, Germering

Das Interesse der Germeringer am neuen Nachbarn ist groß. Die Zuhörerplätze im Sitzungssaal waren beinahe voll besetzt, als Steffen Kercher vom Planungsreferat der Stadt München den Germeringer Stadträten in der jüngsten Sitzung die weitere Entwicklung von Freiham vorstellte. Auch die vielen Fragen der Kommunalpolitiker an den Vertreter der Landeshauptstadt zeigten, welche Aufmerksamkeit die Errichtung des neuen Münchner Stadtteils beim westlichen Nachbarn hervorruft. Diese ist durch die Nachricht noch einmal gesteigert worden, in Freiham sollen statt der ursprünglich vorgesehenen 20 000 nun eher 25 000 Menschen eine Wohnung finden. Als Begründung für die Steigerung der Einwohnerzahl verwies Kercher auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in München und Umgebung. Die zusätzlichen Wohnungen möchte die Landeshauptstadt bauen, indem die Gebäude aufgestockt werden. So sind im ersten Bauabschnitt 4400 Wohneinheiten vorgesehen. Dazu sollen in dem Gebiet nördlich der Bodenseestraße ein Stadtteilzentrum, Verkaufsflächen und ein kirchliches Zentrum entstehen.

Germeringer Politikern ist bei dieser Entwicklung nicht ganz wohl, Oberbürgermeister Andreas Haas deutete dies an. Die Veränderungen könne die Stadt München über Befreiungen vom bisherigen Bebauungsplan erreichen. Bei Befreiungen habe Germering aber nichts mitzureden. Haas blieb deshalb nichts anderes übrig, als Kercher die Fragen und Bedenken Germerings ans Herz zu legen. Und die Germeringer Kommunalpolitiker haben viele Fragen und Bedenken. Da geht es um den Verkehr. So bekommt der neue Stadtteil einen eigenen Anschluss an die A 99, und zwar am bisherigen Ende der B 2. Die wird in Richtung Osten verlängert. Auf dieser Straße könne man auch nach Germering fahren, sagte CSU-Stadtrat Oliver Simon. Er und Kathrin Rausch (SPD) bemängelten, dass bislang nur die beiden S-Bahnlinien 4 und 8 als öffentliche Verkehrsmittel bestünden. Laut Simon sind beide Linien schon jetzt "überlastet". Agnes Dürr (Grüne) wollte wissen, ob der öffentliche Nahverkehr durch eine Trambahn verstärkt wird. Kercher sagte, die Stadt diskutiere über eine Verlängerung der Trambahnlinie 19 nach Freiham. Er deutete an, dass einer Tram wohl der Vorzug vor einer U-Bahn gegeben wird, weil sie leichter und kostengünstiger zu bauen ist. Was den zunehmenden Autoverkehr angeht, verwies Kercher auf den geplanten Ausbau der A 99.

Die Germeringer Stadträte befürchten auch, dass viele Freihamer Neubürger den Germeringer See, das Frei- und das Hallenbad als Freizeitstätten entdecken. Auf die Frage von Gabriele Off-Nesselhauf (CSU) bestätigte Kercher, dass es in Freiham kein städtisches Schwimmbad geben werde. Überlegungen gebe es hingegen zu einem künstlichen See in dem geplanten Freizeitpark. Diesen zu besuchen, wenn er angelegt ist, seien Germerings Einwohner eingeladen, sagte der Vertreter des Planungsreferats. Auch Nachfragen zur Situation der Kinderbetreuung und der Schulen in dem neuen Stadtteil gab es mehrmals. Kercher sprach von 20 Kindertagesstätten, die München in dem neuen Stadtteil errichten wolle, Platz für 2500 Buben und Mädchen im Vorschulalter. Auch werde die Stadt genügend Schulen bauen, damit Kinder und Jugendliche aus Freiham nicht in anderen Stadtvierteln oder in Germering zur Schule gehen müssten, versprach er. Die Stadträte blieben dennoch skeptisch. Peter Klotz (FDP) fragte, wie München es steuern wolle, dass die Schulen öffneten, wenn im Jahr 2018 die ersten Familien ihre Wohnungen beziehen. Kercher konterte mit einer Einladung an die Germeringer Kommunalpolitiker zur Eröffnung der ersten Schule in Freiham.

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