Süddeutsche Zeitung

Verkehr in Germering:Radler fühlen sich unsicher

Den Kleinen Stachus mit seiner fünfarmigen Kreuzung empfinden Verkehrsteilnehmer als unübersichtlich. Die Stadt wird an dem jetzigen Zustand aber wohl nur wenig ändern, denn dazu fehlt der Platz.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Etliche Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich beim Überqueren des Kleinen Stachus unsicher. Auf der fünfarmigen Kreuzung in Germering vermissen sie Radwege, statt dessen müssen sie sich die Fahrbahn mit den Autos teilen. Stadträtinnen und Stadträte können die Unsicherheit nachvollziehen, in der Sitzung des Bauausschusses wurde das Überqueren des Platzes mehrmals als Herausforderung bezeichnet. Dennoch wird sich an der Situation wohl nichts ändern, denn für Radwege fehlt der Platz. Der Stadtrat lehnte deshalb auch den Antrag nach einer neuen Planung für den Radverkehr ab. Der Antrag war auf der Bürgerversammlung im November gestellt worden.

Bei der Versammlung hatte eine Radlerin das Fahren auf der Otto-Wagner-Straße als "hochgefährlich" bezeichnet und gefragt, weshalb dort und am Kleinen Stachus der Bau von Radwegen vergessen worden sei. Stadtbaurat Jürgen Thum hatte in seiner Antwort deutlich gemacht, dass beim Umbau des Kleinen Stachus bewusst auf Radwege verzichtet worden sei. Vor den Stadträten wiederholte er die Gründe für diese Entscheidung. Man habe aus einem "Asphaltsee" einen Platz mit Aufenthaltsqualität machen wollen, sagte Thum. Dafür wurden dem Straßenraum Flächen entzogen, zum Beispiel auf der Westseite, wo der Brunnen steht. Zudem sollten sämtliche Möglichkeiten zum Abbiegen erhalten und die Kreuzung in ihrer Leistungsfähigkeit erhalten bleiben, sagte Thum über die Ziele, die der Stadtrat mit dem Umbau verband. Auf Radwege wurde verzichtet, die Radler sollen die Straßenfläche gemeinsam mit den Autofahrern nutzen.

Unklare Streckenführung

Das aber gefällt nicht allen Radlern. Auch Ratsmitglieder machten auf Defizite aufmerksam. Grünen-Stadträtin Barbara Mokler monierte, dass die Ampel an der Planegger Straße Radler ignoriere, die dort nach links abbiegen wollen. SPD-Stadtrat Daniel Liebetruth äußerte Verständnis für die Klagen der Radfahrer. Die Streckenführung sei außer auf der Hauptachse Planegger Straße/Untere Bahnhofstraße oft unklar. Auch eine Verlangsamung des Verkehrs könne er nicht feststellen, sagte Liebetruth. Er und sein Fraktionskollege Christian Gruber schlugen ein Tempolimit auf 20 Stundenkilometer und das Anlegen von Aufstellflächen für Radler vor. Auf solchen Flächen könnten Radfahrer vor den Autos auf ein grünes Ampelsignal warten und als erste in die Kreuzung einfahren. Vor allem das Linksabbiegen falle dann leichter, sagten beide.

Die Stadtverwaltung sieht die Vorschläge der SPD-Stadträte skeptisch. Für ein Tempolimit fehle es an tatsächlichen Gefahrensituationen, sagte Susanne Fischer, Leiterin des Straßenverkehrsamts. Auch den Aufstellflächen stimmte sie nicht zu. Solche Flächen bräuchten als Voraussetzung Radstreifen, damit Radler im stehenden Verkehr die Flächen erreichen könnten, sagte Fischer. Für Radstreifen fehlt in den betreffenden Straße allerdings der Platz. Wegen der Busse müssten die Fahrbahnen eine Breite von mindestens 6,50 Meter haben. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) fügte hinzu, dass aus diesem Grund auch der Fahrradstreifen auf der Unteren Bahnhofstraße übermalt worden sei. Dennoch sagte er zu, die genannten und mögliche andere Verbesserungen prüfen zu lassen.

CSU-Stadtrat Oliver Simon sieht den Grund für die Unsicherheit in der mangelnden Rücksicht von Verkehrsteilnehmern. Statt den Planer zu holen, solle die Kompetenz, sich richtig im Straßenverkehr zu bewegen, gestärkt werden, forderte er und schlug vor, Kurse - möglicherweise auch durch die Polizei - anzubieten. Auch Franz Hermansdorfer (Freie Wähler) appellierte an Autofahrer und Radler, mehr Rücksicht zu nehmen: "Wenn wir aufeinander aufpassen, dann funktioniert das."

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