Germering:Präzises Konzept

Adi Schreiber

Auch im scheinbaren Chaos, das dieses Werk von Adi Schreiber zeigt, verbergen sich doch eine gewisse Struktur und klare Verhaltensregeln.

(Foto: Kunstkreis Germering)

Der Kunstkreis Germering zeigt die Ausstellung "Chaos und Struktur"

Von Florian J. Haamann, Germering

Gruppenausstellungen, bei denen einfach jedes Mitglied irgend etwas zeigt und denen dann vielleicht noch irgendein windelweiches Thema übergestülpt wird, sind nicht die Sache des Kunstkreises Germering. Dort entwickelt man schon seit längerem für jede Ausstellung ein konkretes Thema, dass dann auch relativ streng umgesetzt werden muss. Seit diesem Donnerstag zeigt die Gruppe im Foyer der Stadthalle ihre Gedanken zum Thema "Chaos und Struktur".

"Die Vorgaben werden dann auch wirklich durchgesetzt. Wir haben das Gefühl, dass unsere Ausstellungen dadurch massiv besser geworden sind. Das Thema entwickeln wir im Vorfeld in einem langen Prozess", erzählt Andreas Parzefall, Vorsitzender des Kunstkreises. Dabei gehe es nicht darum, dass sich das Thema in den Werken direkt auf den ersten Blick erschließe. Aber zumindest erklären können müsse der Künstler seine Idee und den Entstehungsprozess. Denn der Kunstkreis praktiziert eine offene und klare Feedback-Kultur. Jeder Künstler stellt den anderen regelmäßig seine Arbeiten vor und die geben dann eine ungeschönte, ehrliche Kritik ab. "Wir machen uns immer klar, dass es keine Wertung oder persönliche Verletzung ist, sondern einfach der Ausdruck der subjektiven Wahrnehmung des Kritikers. Jeder kann dann daraus mitnehmen, was er will. Und es funktioniert gut", sagt Parzefall.

In mehreren der gezeigten Werke sind die beiden Pole Chaos und Struktur deutlich zu erkennen. Etwa in den Bildern von Hans Jais, der unter anderem ein Muster aus verwobenen Linien zeigt, dessen Struktur sich nach unten hin auflöst. Oder wie bei Christina Geigers "Eruption", in dem aus mehreren organischen Strukturen, unter anderem Blumen und Pflanzen, durch ein graues Gitter brechen. Angelika Brachs Werk "Struktur und Chaos" trägt den Titel schon im Namen. Es zeigt fünf verschiedenfarbige Linien, die am unteren Bildrand fast parallel zueinander verlaufen und dann weiter oben wieder auftauchen und zu einem großen Kuddelmuddel verfranzen.

Aber auch die konkreten Motive der Ausstellung haben das Thema klar im Blick. Sabine Usländers "Es brennt sich einen Weg" zeigt einen einstmals idyllischen Wald auf einem Berghang. Doch von rechts frisst sich eine Feuerwalze brutal und schnell durch diese über Jahrzehnte entstandene Struktur der Natur. Adi Schreiber zeigt einen belebten Strand, an dem die Menschen scheinbar kreuz und quer stehen und gehen, liegen und schwimmen. Auf dem Meer tummeln sich die Segler. Und dennoch strahlt das Bild eine geheime Struktur aus, nach der all das funktioniert.

"Wir wollen uns mit diesem Vorgehen eine Richtung geben. Uns ist es lieber, wenn ein Werk dabei ist, das vielleicht als schwächer wahrgenommen wird, sich dafür aber mit etwas auseinandersetzt", sagt Parzefall. In der aktuellen Ausstellung gehe es vor allem darum zu zeigen, dass Struktur immer nur etwas ist, mit dem der Mensch versucht, seine Erfahrungswelt in den eigentlich völlig chaotischen Zustand zu projizieren. "Da ist man dann schnell beim göttlichen Prinzip und sieht, dass wir blind durch ein Universum tappen, das wir gar nicht verstehen".

"Chaos und Struktur", Stadthalle Germering. Vernissage an diesem Donnerstag von 19 Uhr an, danach zu sehen bis 14. Mai, Dienstag bis Samstag von 16 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr.

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