Germering:Platz für bis zu 450 Flüchtlinge

Germering: Bei der Bürgeversammlung in der Stadthalle wird darüber beraten, wo weitere Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

Bei der Bürgeversammlung in der Stadthalle wird darüber beraten, wo weitere Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In Germering kann sich die Zahl der Asylbewerber bis zum Jahresende möglicherweise fast verdreifachen. Deshalb sollen die bestehenden Unterkünfte ausgebaut und ein weiteres Gebäude angemietet werden

Von Andreas Ostermeier, Germering

Etwa 170 Asylbewerber leben derzeit in der Stadt Germering. Bis Ende des Jahres könnte die einwohnerstärkste Kommune im Landkreis allerdings bis zu 450 Flüchtlinge aufnehmen müssen. Deshalb sucht die Stadt nach einer weiteren Unterbringungsmöglichkeit. Momentan bemüht sie sich um ein Gebäude in der Industriestraße. Dort könnten bis zu 100 Flüchtlinge wohnen. Doch ob dieses Haus zur Flüchtlingsunterkunft wird, dazu konnte Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) am Dienstag noch nichts sagen. An die 100 Germeringer hatten sich in der Stadthalle versammelt, um zu erfahren, wo die Stadt weitere Asylbewerber unterbringen möchte. Die Besucher erfuhren, dass die Kapazitäten der beiden bereits bestehenden Einrichtungen am Starnberger Weg und im ehemaligen Altenheim Don Bosco erweitert werden sollen. So plant die Regierung von Oberbayern, den Teil des Don-Bosco-Gebäudes, in dem jetzt schon Flüchtlinge leben, künftig ganz zu nutzen und dort bis zu 200 Menschen einzuquartieren. Bislang ist nur ein Teil der Stockwerke belegt. Außerdem soll am Starnberger Weg neu gebaut werden. Anstatt der bislang etwa 70 Plätze soll es dann bis zu 150 geben. Das Projekt liegt den Kreisräten am Donnerstag zur Entscheidung vor.

Mit Hilfe dieser Erweiterungen kann Germering laut Haas seine Quote von 448 Flüchtlingen erfüllen, die die Stadt - wie auch die anderen Kommunen im Landkreis - freiwillig zugesagt hat. Bei der Berechnung der Quoten sind Landrat Thomas Karmasin (CSU) und die Bürgermeister der Landkreis-Kommunen davon ausgegangen, dass bis zum Jahresende 3000 Flüchtlinge ins Brucker Land kommen. Sollte die Stadt das Gebäude an der Industriestraße nicht für ihre Zwecke bekommen, dann muss sie weitersuchen. Die Unterbringung von Flüchtlingen auf eigenem Grund scheidet jedoch aus, da Germering, wie Haas mehrmals betonte, über keine geeigneten Grundstücke verfügt. So wäre es möglich, im Gewerbegebiet Nord eine Traglufthalle aufzustellen, sagte Haas, aber dafür müsste einer der Grundstücksbesitzer in dem Gewerbegebiet zustimmen. Auch ist noch unklar, wohin die Bewohner des Don-Bosco-Heims umziehen können, wenn im Frühjahr 2017 der Mietvertrag für das Gebäude ausläuft.

Werden dann auch in Germering Turnhallen für die Unterbringung verwendet, wie das jetzt im benachbarten Puchheim passiert? Landrat Karmasin sagte, die Germeringer Hallen seien bislang nur als "eiserne Reserve" anzusehen, doch er sagte auch, dass er nichts ausschließen und nichts versprechen könne, denn die Zahlen der Flüchtlinge änderten sich zu rasch, um konkrete Aussagen machen zu können. Aus den Reihen der Besucher gab es vor allem Beschwerden darüber, dass die Bewohner der Don-Bosco-Unterkunft zu laut seien und die Nachtruhe störten. Haas bat um Verständnis für die Neuankömmlinge, die sich erst mit den Regeln des Zusammenlebens am Ort vertraut machen müssten, und riet den Anwohnern, sich an den Sicherheitsdienst oder die Polizei zu wenden, wenn es zu laut werde. Jürgen Dreiocker, Leiter der Germeringer Inspektion, sagte allerdings, dass die Hilfe der Polizei im Don-Bosco-Heim bislang nicht benötigt worden sei.

Siegfried Schomburg vom Arbeitskreis Asyl stellte die Arbeit der ehrenamtliche Helfer vor und rief zur Unterstützung auf. Der Einsatz für die Flüchtlinge sei "bereichernd", sagte er. Der Arbeitskreis kümmert sich um die Bewohner der Unterkunft am Starnberger Weg, hilft aber auch denen weiter, die nach der Anerkennung des Asylgesuchs Wohnung und Arbeit brauchen. Auch Barbara Beutler, die Flüchtlingen Deutsch beibringt, brach für die Asylbewerber eine Lanze. Den meisten fehle es nicht an Motivation. Sie wollten die Sprache erlernen und möglichst rasch eine Arbeit haben, sagte Beutler.

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