Germering:Pakistan-Helferin berichtet von Einsatz

Im Gegensatz zu kleineren Hilfsorganisationen ist bei "Ärzte ohne Grenzen", die weltweit tätig sind, "ein Einsatz der Ärzte von neun Monaten Dauer der Standard", bestätigt Svenja Kühnel, die Medienkoordinatorin der internationalen Hilfsorganisation mit Sitz in Berlin. Spezialisten wie Anästhesisten und Chirurgen würden aber auch nur für drei oder vier Wochen dabei sein. Landeskoordinatoren, Personen die den Einsatz der Ärzte für ein Land managen, müssen sich laut Kühnel zwei Jahre verpflichten. Über die deutsche Sektion sind im Jahr 2013 insgesamt 289 Mitarbeiter, Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger, Logistiker sowie Hebammen in die Einsatzländer gereist.

An diesem Mittwoch wird die Regensburgerin Franziska Göttle anlässlich einer Veranstaltung der Grünen in der Germeringer Stadthalle von ihrem Einsatz in Pakistan berichten. Ehe Göttle Fragen der Zuhörer beantwortet, wird in der Blackbox der Stadthalle der Film "Living in Emergency - Einsatz an den Grenzen des Idealismus" gezeigt. Der 90-minütige Film (Englisch mit deutschen Untertiteln) zeigt vier Mediziner bei ihren Katastropheneinsätzen für "Ärzte ohne Grenzen" in Liberia und in der Demokratischen Republik Kongo. Gezeigt wird auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit humanitärer Helfer an Kriegsschauplätzen. Franziska Göttle, die über interkulturelle Gesundheitsversorgung für die indianische Bevölkerung im Kanton Loreto in Ecuador ihre Doktorarbeit verfasst hatte, wird dann von eigenen Erfahrungen erzählen.

Als 30-jährige Ärztin hatte sie sich in den Jahren 2011 und 2012 für einen neunmonatigen Einsatz für "Ärzte ohne Grenzen" in der pakistanischen Provinz Belutschistan gemeldet. Die junge Kinderchirurgin praktizierte zuvor am Klinikum München-Schwabing. In der Unruheprovinz Belutschistan gehörte die morgendliche Erörterung der Sicherheitslage im Krankenhaus dazu. "Aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen durften wir uns eigentlich nur im Krankenhaus oder in unserem Wohnhaus aufhalten. Ich habe es vermisst, mich draußen frei bewegen zu dürfen, spazieren zu gehen oder zu joggen", sagte Göttle in einem Interview auf der Internetseite von "Ärzte ohne Grenzen". Mangelernährung bei Kindern und auch Erwachsenen sei das Grundproblem gewesen. Im Krankenhaus habe sie auf der Neugeborenenstation gearbeitet. Dort habe sie alle Kinder untersucht, den Medikamentenplan aktualisiert und gesunde Babys entlassen. Da nur zwei Brutkästen für Frühgeborene vorhanden waren, wurden diese häufig doppelt belegt. Tagsüber kamen ständig zusätzliche Kinder in die Ambulanz, die untersucht und gegebenenfalls stationär aufgenommen werden mussten. Auch nachts wurde Göttle regelmäßig ins Krankenhaus gerufen, um kranke Kinder aufzunehmen oder um den pakistanischen Ärzten bei der Erstversorgung von Verletzten durch Schusswunden oder Bombenexplosionen zu helfen.

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