Germering:Neue Kirchenschule kostet 125 Millionen Euro

Germering: Die Kirchenschule stammt aus dem Jahr 1975. Sie wird nicht saniert, sondern muss einem Neubau weichen.

Die Kirchenschule stammt aus dem Jahr 1975. Sie wird nicht saniert, sondern muss einem Neubau weichen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Stadt Germering will im kommenden Jahr ihr teuerstes Bauvorhaben beginnen. Die wachsende Zahl an Kindern macht zusätzliche Klassenräume nötig.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Der Baukostenpuffer ist schon einkalkuliert. Der Neubau der Kirchenschule, eine der vier Grundschulen in Germering, wird nach heutigem Stand samt Kinderhaus bis zu 125 Millionen Euro kosten. Voraussichtlich 60 Prozent der Kosten muss die Stadt selbst tragen. Die Finanzierung des Schulneubaus, der für über 600 Grundschüler ausgelegt ist, soll über sechs Jahre laufen. Baubeginn wird 2024 sein, der dritte und letzte Bauabschnitt soll nach dem Zeitplan im Jahre 2030 fertiggestellt werden. Diskutierte Einsparungen von etwa drei Millionen Euro wurden bei der gemeinsamen Sitzung des Sozial- und Bauausschusses des Stadtrates wieder verworfen. Auch die Vereinssportler profitieren vom Neubau einer Dreifachsporthalle.

Die bisherige Kirchenschulgebäude stammt aus dem Jahr 1975. Der Ersatzbau sieht drei neue Schulgebäude, modern heißen sie jetzt "Lernhäuser", vor. Die werden auf dem Areal zwischen Hörweg- und Kirchenstraße errichtet. Der Zugang zum Schulkomplex erfolgt künftig von der Hörwegstraße aus. Die Kapazität der neuen Schule richtet sich nach der errechneten Bevölkerungsprognose für Germering und wird deshalb sechszügig sein, also sechs Klassen pro Jahrgang haben.

Somit werden in den Lernhäusern 24 Klassen plus eine Deutschklasse untergebracht; dazu Fachräume, Versammlungs- und Pausenräume, sowie Mensa und Küche. Als Ersatz für die jetzige Einfach- und die Zweifachturnhalle wird eine neue Dreifachhalle gebaut. Oben auf die Halle wird die Haumeisterwohnung errichtet. Auf dem bisherigen Standort der Kirchenschule entsteht zudem ein "Haus für Kinder", das den Schulkindergarten und den sechsgruppigen integrativen Kinderhort beherbergen soll. Beide Einrichtungen gehören bereits zum Bestand der Kirchenschule.

Momentan steigen Baukosten stark

In einer groben Schätzung wurden die Baukosten vor zwei Jahren noch mit 56 Millionen Euro beziffert. Eine neue detailliertere Berechnung des Architekturbüros Köhler aus München ergab zum Dezember 2022 einen Betrag von 96,5 Millionen Euro. Die Projektsteurer Christian Steinbach und Gunnar Ortler rechneten den Ausschüssen dann noch die jährlichen Baukostensteigerungen bis 2030 in Höhe von 17 Millionen und einen "Risikopuffer" von 11,5 Millionen Euro auf die Summe, so dass 125 Millionen Euro herauskommen.

Ob diese Kostenprognose Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der schlechten Erfahrungen beim Bau von Theresen- und Wittelsbacherschule, als die Kosten im laufenden Bau von 33 auf 47,5 Millionen Euro nahezu explodierten, ist die Stadt vorgewarnt. Die Ausschüsse entschieden sich einstimmig gegen mögliche Einsparungen. Eine Lüftungsanlage auf dem Dach und der damit verbundene Wegfall einer Teilunterkellerung der Gebäude wäre 2,2 Millionen günstiger gewesen. Das Weglassen der Fassadenbegrünung hätte 450 000 Euro eingespart. "Wir empfehlen beides nicht", sagte Bauamtschef Jürgen Thum. Die Lüftungsanlage auf dem Dach wäre auf Kosten der Photovoltaikanlage gegangen und hätte die Energiekosten erhöht; die Fassadenbegrünung sei ökologisch geboten.

Der Bauplan, der vom Architekten Benjamin Hardt erläutert wurde, wurde von den Stadträten freudig kommentiert. "Als Lehrer bin ich begeistert", sagte SPD-Fraktionssprecher Daniel Liebetruth. "Das ist eine moderne tolle Schule für Germering." Für Johannes Landendinger von den Grünen "erfüllt die Schule alle Ansprüche". Auch Eva Kuchler (CSU) sah das so, fragte aber bei künftig etwa 670 Schülern nach den Bewegungsmöglichkeiten der Kinder in den Pausen. "Wir konnten die Vorgaben knapp einhalten", antwortete Hardt.

40 Prozent der Kosten zahlt der Staat

Er erklärte, dass die Kinder während der Bauphasen nicht jahrelang in Container ausweichen müssten. Schon nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts im Jahre 2026 würden auch alle notwendigen Klassenzimmer zur Verfügung stehen. Sportreferent Christian Gruber freute sich ausdrücklich über die Dreifachsporthalle: "Das ist für den Vereinssport ganz prima."

Bleibt das Thema Geld. Die Schule wird mit 76,4 Millionen, die Dreifachsporthalle mit 22 Millionen und das Haus für Kinder - vorwiegend in Holzbauweise - mit 26,6 Millionen Euro veranschlagt. Allein die Baunebenkosten, nach denen Johannes Kirmair (CSU) fragte und die auch die Planungskosten enthalten, betragen fast 24 Millionen Euro. Stadtkämmerer René Mroncz rechnet mit einer 40-prozentigen staatlichen Förderung.. "Wir müssen das aber jeweils vorfinanzieren, und ein vergleichbar großes Projekt hatten wir noch nie", sagte Mroncz. Wie die Zinsen sich für Kredite entwickeln, könne er nicht vorhersagen.

"Dieser Schulbau ist eine Pflichtaufgabe für uns", betonte Oberbürgermeister Andrea Haas (CSU). Es werde für die Stadt belastend sein, aber das Geld sei im Haushalt eingeplant. Kämmerer Mroncz hielt aber auch mit dem Worst-Case-Szenario nicht hinter dem Berg: "Wenn wir uns das nicht mehr leisten können, müssen wir auf die Finanzierung freiwilliger Leistungen durch die Stadt verzichten." Trotzdem gilt der endgültige Schulbau-Projektbeschluss des Stadtrats am 21. März als Formsache.

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