Süddeutsche Zeitung

Germering:Mehr Wohnraum in Germering

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Der Stadtrat beschließt den Rahmenplan für das Kreuzlinger Feld. Bürgerinitiative und Grüne warnen vor massiver Bebauung und viel Verkehr

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Elisabeth Niederhofer scheint von dem gerade erfolgten Votum des Stadtrats nicht sehr beeindruckt. Niederhofer, die zur Bürgerinitiative (BI) Kreuzlinger Feld gehört und in der nahen Feldstraße wohnt, haben die Argumente der Stadtratsmehrheit pro Rahmenplan Kreuzlinger Feld nicht überzeugt. Der Stadtrat hat die Kritik der BI weitgehend ignoriert und bei nur sechs Gegenstimmen einen städtebaulichen Rahmenplan beschlossen, der vorsieht, dass etwa tausend Wohneinheiten auf dem Areal zwischen Kreuzlinger Straße und Starnberger Weg gebaut werden sollen. Bisher wird es als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Etwa 2500 bis 3000 Menschen sollen in den kommenden Jahren dort wohnen. Kommt es so, wird die Bevölkerung Germerings von heute etwa 41 000 bis 2030 auf 46 500 Einwohner anwachsen.

Die BI war mit 60 Anwohnern im Rathaus-Sitzungssaal vertreten. Einige Besucher fanden nur noch Stehplätze vor. Der beschlossene Rahmenplan, der auch die Grundstücke der ehemaligen Gärtnerei Dischinger jenseits des Starnberger Wegs in den Umgriff miteinbezieht, sieht etwa 70 Gebäude vor. Das gesamte Areal umfasst zehn Hektar, davon sollen zwei begrünt werden. Die Kritik der BI, die bereits 600 Unterschriften gegen die geplante Bebauung gesammelt hat, richtet sich vor allem gegen die fünfstöckige Bebauung. "24 Gebäude haben fünf Geschosse", zählte die Bürgerinitiative zusammen. Fünfgeschossige Gebäude seien in der Nachbarschaft "beim besten Willen nicht zu finden", formuliert die BI in ihrem vierseitigen Schreiben an Stadt und Stadtrat. Weitere Kritikpunkte sind der zusätzliche Verkehr und Lärm. "Da kommen in der Kreuzlinger Straße noch einmal 6500 Fahrten on top", prophezeite BI-Sprecher Stefan Geyer. Eine Verkehrszählung zwischen den Kreuzungen Salz- und Kleinfeldstraße hätte im März 2018 täglich 5000 Fahrten ergeben. Ein Gutachten zu den Schallemissionen stammt von 2008. "Die Schallwerte lagen schon damals über den Werten, die das Umweltbundesamt für Wohngebiete benennt", so die BI, die sich auch Sorgen um die Verkehrssicherheit der Schüler macht, die dort ihren Schulweg haben.

In der Stadtratsdebatte befürworteten CSU und SPD die von Stadtbaumeister Jürgen Thum und damit auch von Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) abgesegnete Rahmenplanung, die auch 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnraum vorsieht. "Das ist eine hochwertige Planung, die überzeugt", meinte SPD-Fraktionssprecher Robert Baumgartner. Er sieht dort "Chancen, dass Wohnraum für Erzieherinnen, Alleinerziehende und Polizisten geschaffen wird." Die Erschließung des Areals sei noch nicht perfekt geregelt. Auch werde die SPD den Vorschlag des Umweltbeirates "Wohnen ohne Auto" prüfen. CSU-Fraktionschefin Manuela Kreuzmair würdigte "die Chance auf Mehrgenerationenwohnen". Albert Metz (CSU) bekräftigte zudem: "Wir brauchen Wohnungen auch für Germeringer, nicht nur für den Zuzug."

CSU und SPD vereinen mit den Stimmen von OB Haas 30 von 40 Stimmen im Stadtrat. Da standen die fünf Grünen auf verlorenem Posten. Barbara Hagmann, Agnes Dürr, Angelika Kropp-Dürr und Hadi Roidl kritisierten übereinstimmend die "zu massive Bebauung mit zu vielen Wohneinheiten" und die damit verbundenen Verkehrsprobleme. Hagmann monierte zusätzlich: "Der Abverkehr über die Kerschensteinerstraße zur A96 ist bisher nicht berücksichtigt worden." Auch FDP-Stadtrat Peter Klotz, der in der nahen Karwendelstraße wohnt, stimmte gegen die Rahmenplanung, ebenso Maximilian Streicher (ÖDP/Parteifreie). "Ich will kein halbes Neuperlach", meinte Klotz. Darauf reagierte OB Haas gereizt: "Ich weiß nicht, wie viele Jahre sie in Neuperlach gewohnt haben." Elisabeth Niederhofer bleibt nach der Abstimmung nachdrücklich bei ihrer Forderung: "Nur ein Drittel der Fläche darf bebaut werden und das nur maximal dreigeschossig."

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SZ vom 27.09.2018
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