Süddeutsche Zeitung

Germering:Kurze Wege

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Jochen-Klepper-Haus wird wieder für Gottesdienste genutzt

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Kirche hat in Germering eine Außenstelle. Das Jochen-Klepper-Haus befindet sich in Neugermering, direkt in der Nähe der Hochbebauung, wo allein gut 1000 Menschen wohnen. Jetzt fand die Wiedereröffnung des Hauses mit einem Gottesdienst und anschließendem Sektempfang statt. Ein gutes Jahr lang war das Klepper-Haus Heimstätte für den Kindergarten "Benjamin" gewesen, der in Neugermering während der Sanierung des gleichnamigen Kindergartens in der Goethestraße dort Zuflucht gefunden hatte.

"Wir mussten das Klepper-Haus zunächst zurückbauen", erzählt Pfarrer Michael Lorenz. Die Kindertoiletten mussten abgebaut werden, genauso wie die Spielgeräte im großen Gemeindesaal. Lorenz hält an jedem Samstagabend dort einen Gottesdienst ab, und am Sonntagmorgen predigt er in der Bonhoeffer-Kirche. "Wir brauchen diese Außenstelle, damit gerade unsere älteren Gemeindemitglieder, die dort wohnen, nicht so lange Wege haben", erläutert der Pfarrer.

Als der Kindergarten im Haus war, mussten die älteren Gläubigen zum Gottesdienst in die Goethestraße oder zur Jesus-Christus-Kirche in die Hartstraße fahren. "Das hat ihnen nicht so gut gefallen", so Lorenz. Auch der Verein Hilf war mit dem Kindergarten in die Wittelsbacherstraße umgezogen. Der zieht nicht wieder zurück und bleibt jetzt im ersten Stock des Klepper-Hauses.

Das bringt der evangelischen Kirche eine wichtige Mieteinnahme. "Eigentlich können wir uns das Klepper-Haus nicht leisten", sagt Pfarrer Lorenz und deutet das Defizit das Gemeindehaus an. Mit dem benachbarten Kinderhaus "Jonathan" ist es ein schönes Ensemble und wichtig für Gemeindeveranstaltungen. Ein weiterer Raummieter hat sich mit dem Verein Multikulturelles Leben und Lernen (Mukule) angesagt. Der wird dort demnächst Deutsch- und Integrationskurse für Migranten und Flüchtlinge veranstalten. Lorenz, der seit einem Jahr Pfarrer in Germering ist, hatte mit dem Pfarrgemeinderat erwogen, sogar Flüchtlinge im Gemeindesaal unterzubringen, diese Idee aber wieder verworfen, weil die Umbauten zu umfassend gewesen wären und die Sakristei unbrauchbar gemacht hätten.

Lorenz hat sich in seiner Predigt am Abend auch mit Flüchtlingen beschäftigt. "Unser Glaube erlaubt uns, offen gegenüber anderen zu bleiben", hatte er gesagt, weil die Menschheit auf der Welt aus lauter Schwestern und Brüdern bestehe. Grenzen hochzuziehen sei ein untaugliches Mittel. Lorenz selbst, der in Rehau in Oberfranken aufgewachsen ist, lebt auch privat Weltoffenheit. Er ist mit einer Japanerin verheiratet. Am kommenden Dienstagabend lädt die Kirche Interessenten aus der Gemeinde zu einem Treffen zum Thema "Flüchtlingen helfen, Patenschaften übernehmen" in die Bonhoeffer-Kirche mit dem Arbeitskreis -Asyl ein. 2700 Mitglieder hat die Bonhoeffer-Kirche augenblicklich, einige hundert weniger als vor einigen Jahren. Doch Pfarrer Lorenz hat Hoffnung, dass sich der Trend umkehrt. "2015 hatte ich genauso viele Taufen wie Todesfälle gehabt."

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Quelle:
SZ vom 07.03.2016
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