Süddeutsche Zeitung

Germering:Knappes Ja für die Post

Der Stadtrat stimmt der Ansiedelung eines Briefzentrums im Gewerbegebiet Nord zu. Jetzt kann die Planung beginnen, spätestens 2022 soll dann der Umzug folgen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Das Werben der Deutschen Post ist von den Germeringer Kommunalpolitikern erhört worden. Der Stadtrat hat am Dienstag dem Antrag des Unternehmens stattgegeben, im Gewerbegebiet Nord ein Briefverteilzentrum bauen zu dürfen. Die Entscheidung fiel knapp aus, 22 Stadträte stimmten für den Antrag des Logistikunternehmens, 19 dagegen. Die Post will bis 2022 ihr bisheriges Verteilzentrum an der Arnulfstraße in München verlassen und nach Germering umziehen.

Mit der Entscheidung über den Antrag der Post taten sich die Stadträte schwer. Keine der drei größeren Fraktionen - CSU, SPD, Grüne - stimmte geschlossen ab. Mehrere Stadtratsmitglieder gaben Erklärungen ab, in denen sie begründeten, weshalb sie für oder gegen eine Ansiedelung eines Briefzentrums der Post votieren wollten. Auch in den bis auf den letzten Platz besetzten Zuhörerreihen waren die Meinungen gespalten. Mit Beifall unterstützten die einen die Gegner des Projekts, die anderen die Befürworter. Und obwohl Meinungsbekundungen aus dem Publikum in Sitzungen eines Gemeinde- oder Stadtrats eigentlich zu unterbleiben haben, ließ Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) die Zuhörer gewähren. Schließlich hatte sich die Einwohnerschaft der Stadt in Briefen und E-Mails an die Stadträte gewandt und sich an der Diskussion sehr stark beteiligt. Mehrere Stadträte sagten, sie hätten zu keinem politischen Thema so viele Zuschriften erhalten wie zur Ansiedelung des Briefzentrums.

Auch die Vertreter der Deutschen Post reagierten auf die intensive Diskussion über eine Ansiedelung des Briefverteilzentrums, das sich momentan noch in der Arnulfstraße in München befindet. Sie berücksichtigten Einwände und Kritik und kamen der Stadt und deren politischen Vertretern entgegen. So geschah es auch am Dienstag in der Stadtratssitzung. Die Vorstellung des Projekts nutzte Thomas Schlickenrieder von der Deutschen Post, um der Stadt ein weiteres Angebot zu machen. Er werde sich um eine Genehmigung bemühen, auf dem Gelände an der Lise-Meitner-Straße auch eine Kinderbetreuung betreiben zu dürfen, sagte der Projektleiter. Zuvor war nur die Rede davon gewesen, sich an einer Kinderbetreuungseinrichtung der Stadt beteiligen zu wollen. Überdies will sich die Post nach Schlickenrieders Worten bemühen, das Gebäude für das Verteilzentrum aus Holz zu errichten.

Nicht zuletzt dieses Eingehen der Post auf Anregungen und Einwände hat etliche Stadträte veranlasst, dem Projekt eine Chance zu geben. Sophie Schuhmacher von den Grünen sagte dies deutlich. Sie stimmte einer Ansiedelung zu, erwartet aber, dass die Post in ihren Bauplänen die gemachten Zusagen einhält. Mit den Zusagen für eine Begrünung von Dach und Fassaden sowie den Bau einer Fotovoltaikanlage begründet auch Schuhmachers Fraktionskollegin Barbara Hagmann ihre Zustimmung. Solche Zugeständnisse werde die Stadt von keinem anderen Betrieb bekommen, hat Hagmann wiederholt geäußert. Den beiden folgte Centa Keßler, die als Einzige in der SPD-Fraktion für eine Ansiedelung des Briefzentrums votierte. In der CSU-Fraktion waren dagegen die Gegner des Projekts in der Minderheit. Sechs Stadträte wollen das Briefzentrum nicht in Germering haben, unter ihnen Fraktionssprecherin Manuela Kreuzmair. Nach vielen Diskussionen und Gesprächen seien die Mitglieder der CSU-Fraktion zu verschiedenen Ansichten gekommen, sagte sie.

Einig waren sich hingegen die drei Stadträte von UBG und FWG. Die Parteifreien stimmten für das Vorhaben der Post. Fraktionssprecherin Martina Seeholzer begründete dies mit den wohnortnahen Arbeitsplätzen, der Gewerbesteuer sowie den Zugeständnissen der Post, sich am öffentlichen Nahverkehr zu beteiligen. Ebenfalls einig waren sich die beiden Vertreter der ÖDP. Karin Sepp und Maximilian Streicher lehnten das Projekt ab. Es enthalte zu viele "Unbekannte", sagte Streicher. Gegen die Ansiedelung votierte auch FDP-Stadtrat Peter Klotz. Er hält das vorgesehene Gebäude des Briefverteilzentrums für zu groß.

Die Post reagiert mit Freude auf die Entscheidung des Stadtrats, wie es in einer Pressemeldung heißt. Man wolle nun gemeinsam mit allen Beteiligten daran arbeiten, dass das Briefzentrum bis spätestens 2022 bezugsfertig wird. Die erste Gelegenheit dazu gibt es bereits nächste Woche. Dann trifft sich der Bauausschuss.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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