Germering:Kleine Stadt am großen See

Balatonfüred, die ungarische Partnerstadt Germerings, ist für ihre Heilquellen und das Benediktinerkloster bekannt

Von Andreas Ostermeier, Germering

Zu den Kunst- und Ateliertagen bekommen die Germeringer Künstler seit einigen Jahren Besuch aus der ungarischen Partnerstadt Balatonfüred. Zoltán László Szabó war bereits acht Mal hier. Auch in diesem Jahr war er wieder dabei. Er arbeitet gerne auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne an seinen Steinskulpturen. Zu Hause befasst er sich auch mit dem Werkstoff Holz. Als Meister der Volkskunst schreinert er Möbel. An Balatonfüred, wo er 20 Jahre lang gewohnt hat, gefällt ihm der Uferweg entlang des Sees recht gut. Gerne spaziert der 74-Jährige dort und betrachtet die am Wegesrand aufgestellten Skulpturen. Eine davon hat er selbst geschaffen. Es handelt sich um einen Brunnen, der die Form einer Weinpresse hat. Aus dem Hahn komme allerdings nur Wasser, erzählt er lachend, und kein Wein. Obwohl der, und da ist auch schon Szabós zweite Empfehlung, sehr gut sein soll. Schließlich wachsen die Trauben auf vulkanischer Erde an den Berghängen nordöstlich von Balatonfüred. Das Gestein ist vielerorts Basalt. Michael Glatzel vom Kunstkreis Germering kennt den Stein gut, schließlich stammt von dort das seiner Aussage nach "elend harte" Material für Skulpturen, die er schon gefertigt hat.

Germering: Die Künstler Ferenc Nemes (links) und Zoltán László Szabó aus der Partnerstadt arbeiten gerne in Germering.

Die Künstler Ferenc Nemes (links) und Zoltán László Szabó aus der Partnerstadt arbeiten gerne in Germering.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Jahr 1971 ist Balatonfüred zur Stadt erhoben worden. Die also noch junge Stadt hat allerdings eine lange Geschichte. Erstmals schriftlich erwähnt wird der Ort am nördlichen Ufer des Plattensees im Jahr 1211. Aus diesem Jahr stammt eine Besitzurkunde des Klosters Tihany. Die Abtei liegt gleich neben der Stadt, hoch erhoben auf einer Halbinsel, die in den größten Binnensee Mitteleuropas hineinragt. Die Stiftungsurkunde des Benediktinerklosters aus dem Jahr 1055 gilt als ältestes Schriftdenkmal der ungarischen Sprache, denn neben Latein werden dort auch mehrere ungarische Wortverbindungen verwendet. Bekannt ist der Ort für seine Heilquellen, die schon im 18. Jahrhundert aufgesucht wurden, um beispielsweise Linderung bei Herzkrankheiten zu suchen.

Abteikirche Tihany / Ungarn (1996)

Das Kloster Tihany, das über Balatonfüred thront, gehört zu den ältesten Bauten Ungarns.

(Foto: Lothar Kucharz)

Eine große Rolle für die Stadt spielt freilich der See. Nicht nur das Spazierengehen am Ufer empfehlen die ungarischen Gäste, sondern auch das Schwimmen. Ferenc Nemes ist ebenfalls schon mehrmals in Germering gewesen. Der 72-Jährige lebt seit einem Vierteljahrhundert vom Schnitzen. Auch er arbeitet nicht nur mit Holz, sondern zudem mit Stein. In jüngeren Jahren hat er den Balaton auch durchschwommen, auf einer 21 Kilometer langen Strecke zwischen der Tihany-Halbinsel und der am Südufer liegenden Stadt Siófok. Ihm gleichtun sollten dies allerdings nur Besucher, die wirklich gut und ausdauernd schwimmen können. Für alle anderen tut es auch ein Bad in dem See mit weitgehend flachem Ufer. Beliebt ist der durchschnittlich nur drei Meter tiefe See auch bei Seglern, Surfern oder Kitesurfern.

Übereinstimmend loben Szabó und Nemes das städtische Leben am Balaton. Beispiel für die Fröhlichkeit der Bewohner ist der Anna-Ball. Seine Tradition reicht in etwa so weit zurück, wie die des Münchner Oktoberfests. Erstmals wurde der Ball im Jahr 1825 gefeiert - zu Ehren einer Tochter aus gutem Haus, die später mit einem General der ungarischen Revolution von 1848/49 verheiratet war. Seitdem findet der Ball stets Ende Juli statt. Zu ihm gehört auch die Auszeichnung von Personen, die sich um die Stadt Balatonfüred verdient gemacht haben.

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