Germering:Klare Sicht an Silvester

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Bunte Farben, dichter Rauch: Ein Feuerwerk ist nicht nur ein Schauspiel für die Augen, es produziert auch eine große Menge von Feinstaub, der die Atemwege schädigen kann. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Um die Belastung durch Lärm und Feinstaub zu senken, will der Umweltbeirat von Germering erreichen, dass im Stadtgebiet weniger Raketen und Böller gezündet werden als bisher

Von Andreas Ostermeier, Germering

Ein Silvesterfeuerwerk produziert viel Lärm, viel Müll und viel Feinstaub. Der Germeringer Umweltbeirat möchte deshalb die Stadtbewohner dazu bringen, zum Jahreswechsel weniger Raketen und Böller zu zünden als bislang. Aus diesem Grund will das Gremium Aufklärungsarbeit leisten und über die Gefahren des Staubs informieren, der durch das alljährliche Feuerwerk aufgewirbelt wird. Herbert Krause, Vorsitzender des Umweltbeirats, möchte auch Oberbürgermeister Andreas Haas für die Kampagne gewinnen. Von dem Vorschlag, statt der vielen privaten Feuerwerke ein zentrales zu veranstalten, ist der Umweltbeirat allerdings abgerückt. Zum einen ließen sich durch ein zentrales Fest andere private nicht verhindern, sagt Krause, und zum anderen befürchtet der Vorsitzende, dass sich etliche Besucher einer zentralen Veranstaltung am Silvesterabend alkoholisiert ans Steuer ihres Wagens setzten, um zum Feuerwerk zu kommen.

Gegen die Ballerei in der Neujahrsnacht gibt es viele gute Argumente. Unter dem Lärm von Raketen und Böllern leiden nicht nur Menschen, vor allem Hunde und Katzen reagieren verängstigt. Überdies bleiben die herabfallenden Raketenteile und die Übereste der Böller auf den Straßen liegen und müssen durch einen Extra-Reinigungseinsatz entfernt werden. Jahr für Jahr fordert die Böllerei auch etliche Verletzte, sei es, weil die Leute zu wenig Abstand zu Feuerwerkskörpern gehalten haben, oder diese in der Hand explodiert sind. Das Hauptaugenmerk der Kritiker liegt momentan jedoch auf dem Feinstaub. Dabei handelt es sich um Minipartikel, die vor allem aus Hauskaminen, Industrieschloten und Autoauspuffen stammen. Weil diese Überreste von Verbrennungsvorgängen so klein sind, können sie in Bronchien und Lunge vordringen und diese Organe schädigen.

Trotz der vielen Argumente lässt sich das Silvesterfeuerwerk aber nur in besonderen Fällen verbieten, beispielsweise wenn wegen großer Trockenheit die Gefahr bestünde, dass Bäume in Brand geraten, oder wenn ein Feuerwerk zu nahe an Gebäuden gezündet würde, die sehr leicht Feuer fangen. Jochen Franz, im Germeringer Rathaus zuständig für öffentliche Sicherheit und Ordnung, führt einen Paragrafen aus der Sprengstoffverordnung an, der es unter besonderen Umständen erlaubt, das Zünden lauter Böller zu untersagen. Silvesterfeuerwerke lassen sich damit aber nicht verhindern.

Thomas Breitenfellner will auf sein Feuerwerk nicht verzichten. Der Gröbenzeller veranstaltet seit etlichen Jahren eine Vorsilvesterparty. Bei dieser werden am Abend des 30. Dezember Raketen in den Himmel geschickt. An die 700 Gäste verzeichnet die von ihm organisierte Party alljährlich. Diese sehen ein von Profis gezündetes Feuerwerk. Breitenfellner hält ein solches großes Feuerwerk für viel schöner als die Ballerei mit Artikeln aus dem Supermarkt. Zudem, so sagt er, sei er sich sicher, dass bei seiner Party weniger Feinstaub in die Luft geblasen wird, als wenn sämtliche Gäste ihre privaten Feuerwerke zünden. Von etliche Besuchern weiß er auch, dass sie am Silvesterabend auf Raketen verzichten. So halte er es seit vielen Jahren ebenfalls. Auch Andreas Grunow, Vorsitzender der Unterpfaffenhofener Burschen, hat sein richtiges Silvesterfeuerwerk am 30. Dezember. Dann feiern die Burschen zusammen mit etwa 2500 Gästen vor der Stadthalle den Jahreswechsel vor. Tags darauf geht es bei ihnen weitaus ruhiger zu, sagt Grunow. Ganz ohne Knallerei will Krause heuer auskommen. Er werde keine Feuerwerkskörper einkaufen, sagt er.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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