Germering:Kein Verzicht aufs Auto

Vorschläge des Germeringer Umweltbeirats stoßen auf Skepsis

Von Andreas Ostermeier, Germering

Ein Wohnviertel ohne Autos: Das ist die Vision des Germeringer Umweltbeirats für die Planung auf dem Kreuzlinger Feld im Westen der Stadt. Doch der Verzicht aufs Auto lässt sich in einem Bebauungsplan nicht festschreiben - und deshalb wird es neben den Häusern auf dem Kreuzlinger Feld auch eine Tiefgarage geben. Das ist das Ergebnis der Diskussion im Bauausschuss vom Dienstag. Stadtbaumeister Jürgen Thum sagte, die Entwürfe für eine Bebauung des bislang weitgehend freien Areals sähen sowieso keine oberirdischen Stellplätze für Autos vor. Dabei will die Verwaltung auch bleiben. Zudem auch unterirdisch keine Stellplätze anzubieten, lehnt Thum ab, allein schon deswegen, weil sonst Bewohner und deren Besucher versuchen würden, in angrenzenden Wohnvierteln zu parken.

Einen Verzicht aufs Auto vorzuschreiben, bezeichnete er als "unrealistisch". Selbst wenn junge Paare anfangs auf ein Auto verzichteten, für eine Familie mit Kindern sei dies nur schwer durchzuhalten. Aber auch andere Veränderungen der Lebenssituation, wie etwa eine auftretende Behinderung, könnten die Anschaffung eines Autos nötig machen, sagte Thum. Andernfalls müssten die Bewohner fortziehen. Thum: "Ich wäre schon froh, wenn aufs zweite Auto verzichtet werden könnte." Der Stadtbaurat und die Mehrheit des Bauausschusses wollen die Anregungen des Umweltbeirats aber nicht rundum ablehnen. Er könne sich vorstellen, weniger Parkplätze vorzusehen, als bislang beabsichtigt. Auch das Angebot einer Carsharing-Station in dem neuen Viertel südlich der Bahnlinie und der Landsberger Straße hält Thum für eine diskussionswürdige Idee. Der Stadtbaurat setzt auf Freiwilligkeit. Man wolle einen Verzicht aufs Auto "grundsätzlich möglich" machen, heißt es daher im vorliegenden Beschluss des Bauausschusses.

Grund für die Diskussion im Bauausschuss war ein Antrag des Umweltbeirats. Der befürwortet ein "autofreies Wohnkonzept" und sieht eine künftige Siedlung auf dem Kreuzlinger Feld als geeignet dafür an. So ist nach Ansicht der Beiratsmitglieder das Gebiet am westlichen Stadtrand bereits jetzt durch Buslinien gut angebunden. Auch die vorgesehene Fahrradstraße soll dort beginnen und in wenigen Minuten ins Zentrum Germerings führen. Schulen und einen Sportverein gibt es um die Ecke. Lediglich an einer Einkaufsmöglichkeit fehlt es. Doch eine solche sei in den Planungen vorgesehen, heißt es in dem Antrag des Beirats.

Auch für den Umweltschutz hat ein autofreies Wohngebiet Vorteile. Denn durch einem Verzicht auf eine Tiefgarage könne energiesparender gebaut werden, heißt es. So fiele die Notwendigkeit zum Dämmen der Erdgeschossdecken über der Tiefgarage weg. Auch die Flächen für die Aus- und Einfahrten zur Tiefgarage wären unnötig. Sie könnten für anderes verwendet werden. Der Verzicht auf eine Tiefgarage ergibt nach Aussage des Umweltbeirats auch die Gelegenheit, große und tief wurzelnde Bäume zu pflanzen, die mehr Schatten spenden als Sträucher und niedrige Hecken. Die Bebauung des Kreuzlinger Felds biete eine sehr große Chance für die Entwicklung eines zukunftsweisenden Wohnumfelds für Mensch und Umwelt, statt nur Wohnraum zu schaffen, preist der Umweltbeirat sein Anliegen.

Die Forderung nach einem Verzicht auf Autos in dem neuen Wohngebiet ist auch eine Reaktion auf die Kritik von Anwohnern. Diese befürchten durch den Zuzug eine Zunahme des Verkehrs. Schon jetzt sind vielen Anwohnern die allmorgendlichen Fahrten zu den Schulen und zum Arbeitsplatz zu viel.

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