Germering:Kampfschreie in Germerings guter Stube

Stadtfest Germering

Musikalisch werden die Germeringer beim Stadtfest am Wochenende unterhalten, auch treten viele andere Vereine auf.

(Foto: Günther Reger)

Vorführungen von Sportvereinen und ein großes Kinderprogramm locken die Germeringer zum Stadtfest auf den Therese-Giehse-Platz

Von Marisa Gierlinger, Germering

Die aufgeblasenen Palmen der grün-gelben Hüpfburg schwanken und signalisieren am Samstagnachmittag von weitem schon, dass das Kinderprogramm am Therese-Giehse-Platz in vollem Gang ist. Vor dem Kasperltheater sitzen auf rot lackierten Bierbänken etwa dreißig Kinder mit Sonnenhüten und Schirmkappen. Es wird geklatscht und getrampelt, gelacht und geschrien, wenn es etwa gilt, den Kasperl vor der bösen Hexe zu warnen. Ein junger Vater zeigt sich begeistert von dem Angebot des Germeringer Stadtfestes. Die Familie sei in erster Linie "zur Bespaßung der Kleinen" gekommen.

Im Schatten der vielen jungen Ahornbäume auf dem Platz vor der Stadthalle sind die meisten Biertischgruppen schon gut gefüllt. Kinder laufen mit Seifenblasen und Luftballons umher, die Stadtkapelle spielt ein Udo-Jürgens-Medley. Vor der Bibliothek findet ein Bücherflohmarkt statt, direkt gegenüber können an einem Stand Entchen aus dem Wasser gefischt werden, daneben ein Tisch, an dem Kinder mit Bügelperlen und Klebepistole zugange sind. Etwas abseits sitzt Matthias Schuler vor dem Sanitätszelt, wo er und seine Kollegen sich um alle kleineren und größeren Wehwehchen der Festbesucher und Arbeitenden kümmern. Bisher halten sich die Einsätze in Grenzen, zeigt sich Schuler zufrieden. Das meiste seien eher kleinere Geschichten. "Schnitte von kaputten Gläsern, Wespenstiche, der ein oder andere Schwindelanfall jetzt bei dem Wetter", zählt der Helfer auf. Nachts sei tendenziell mehr los, mit Alkoholleichen hätten sie es aber nicht zu tun. "Die Leute haben sich gut im Griff", sagt Schuler. Besonders freut er sich auf das Weißwurstfrühstück am Sonntagvormittag - für ihn und seine Kollegen von der Wasserwacht ist es das der Höhepunkt des Stadtfests.

Bei einer frischen Maß kühlen sich Hans und Roswitha Resch ab. Sie genießen trotz der Hitze das gemütliche Beisammensein auf dem Fest. "Man kann sich's nicht aussuchen - hätte es geregnet, wär's auch nix", sagt Roswitha Resch. "Die Germeringer Stadtkapelle ist immer einen Besuch wert!", fügt ihr Mann hinzu. Wegen der seien sie auch eigentlich gekommen, doch jetzt wo der Auftritt vorbei ist, bleiben sie doch noch ein bisschen länger.

Die Ju-Jutsu- und Karate-Vorstellung des Sportklubs hat ein gemischtes und neugieriges Publikum angezogen. Dieter und Sonja Groß sind mit ihrem Enkel Jannis da, der die Show nicht verpassen wollte. Der Siebenjährige hantiert mit dem Gewinn, den er beim Dartspielen bekommen hat: einem kleinen Döschen mit neonfarbenem Schleim. Nicht besonders großzügig für elf von 16 getroffene Pfeile, wie Sonja Groß findet - sechs Euro habe der Spaß gekostet. Das vielseitige Festprogramm findet sie hingegen toll."Es ist schön zu sehen, wie viel Mühe sich hier gegeben wird!"

In weißen Kampfanzügen betreten die Kinder und Jugendlichen unterschiedlichen Alters die Bühne. Die meisten von ihnen haben gelbe und orangefarbene Gurte, ein Jugendlicher den schwarzen. Trainer Heinz Nitsche führt mit ihnen gemeinsam Ausweichübungen, Falltechniken und Rollbewegungen über Hindernisse vor, während Kollege Magnus Tölle vom Bühnenrand aus das Geschehen erklärt und kommentiert. Bei der Kombinationen von Stoß- und Schlagtechniken stoßen die Teilnehmer immer wieder kurze Kampfschreie aus. Der sogenannte "Kiai", sagt Tölle, unterstütze die Atmung und lege zusätzliche Energien frei.

Das Publikum sieht gebannt zu, als mit Wolfgang Dittmer ein weiteres Vereinsmitglied die Bühne betritt und in einer Art rotem Samtkimono eine Choreografie von traditionellen japanischen Schwerttechniken, eine sogenannte Kata, durchführt. Nur Dieter Groß ist nach der Vorführung nicht ganz überzeugt: es fehle ein wenig der fernöstliche Touch durch musikalische Untermalung. "Ich hab erwartet dass die jetzt einen Biertisch zerhauen", fügt er scherzend hinzu.

Am Sonntag zeichnet sich eine erfreuliche Bilanz ab. "Wir mussten noch nachbestuhlen", sagt Nicole Six aus dem Organisationsteam. Vom Kinderprogramm bis zu den Bands am Abend sei das Fest ein voller Erfolg gewesen. Das sei nicht zuletzt dem guten Wetter zu verdanken - Six erinnert an das Pech der beiden vergangenen Jahre. Auch der kurze Regenschauer am Sonntagvormittag habe die Stimmung nicht getrübt und die Besucher nicht davon abgehalten, zahlreich zum traditionellen Weißwurstfrühstück zu erscheinen. "Als dann die Blaskapelle um 11 Uhr begonnen hat, ist die Sonne rausgekommen."

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