Süddeutsche Zeitung

Germering:Im Herbst geht es wieder los

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Wie die Stadthalle Germering mit der Corona-Krise zurecht kommt

Von Ingrid Hügenell, Germering

"Wie es weitergeht, ist nicht absehbar" - dieser Satz dürfte einer der meist geäußerten sein in der Corona-Pandemie, und natürlich fällt er auch bei der Sitzung des Betriebsausschusses Stadthalle Germering. Stadthallenleiterin Medea Schmitt sagt ihn, nachdem sie aufgezählt hat, wie die Corona-Beschränkungen den Veranstaltungsort getroffen haben. Schon bevor die Ausgangsbeschränkungen am 16. März in Kraft traten, hätten keine Veranstaltungen mehr stattgefunden.

Immerhin ist nicht mehr alles geschlossen. Die Stadtbücherei hat wieder geöffnet, und es gibt schon erste Termine für Veranstaltungen, einige im Herbst, andere erst im kommenden Jahr. Es wird ein Programmheft für dreieinhalb Monate geben. Seit Mitte Juni können wieder Kurse der Volkshochschule abgehalten werden, politische Gremien wie der Stadtrat oder eben der Betriebsausschuss tagen in den Sälen der Stadthalle, und auch Prüfungen können stattfinden - "die hatten vorher schon den richtigen Abstand", sagt Schmitt. Fest definierte Personenkreise können Räume anmieten, etwa Vereine oder Parteien, die Versammlungen abhalten wollen.

Große Veranstaltungen mit vielen Besuchern sind nach wie vor nicht erlaubt. "Zum Beispiel alles, wofür wir den Orchestergraben bräuchten", erklärt Schmitt, also keine Musicals, keine Opernaufführungen. Und die Veranstaltungen dürften nur 90 Minuten ohne Pause dauern. "Bei Ballett oder einem Schauspiel geht das nicht, bei Kabarett schon." Besonders schmerzlich: Viele ausverkaufte Veranstaltungen mussten verschoben werden, wie ein Haindling-Konzert oder ein Abend mit Günter Grünwald, für die mehr als 1000 Tickets verkauft wurden. Die Tickets müssen zurückgegeben werden, was schwierig ist, wenn sie anonym erworben wurden, die Ticketverkäufer die Käufer also nicht kennen.

Den Künstlern selbst gehe es "dick ein", auch große Produktionsfirmen seien pleite, erklärt Schmitt weiter. Selbst wenn wieder Veranstaltungen stattfinden können, werden die Einbußen groß sein. Denn im Orlando-Saal, dem größten Saal der Stadthalle, dürften statt 1020 Plätze dann nur 273 besetzt werden, wegen der Abstandsregeln. Momentan dürften bei Kulturveranstaltungen höchstens hundert Leute in einen Saal. "Durchschnittlich haben wir durch die Sitzplatzreduzierung 72 Prozent weniger Einnahmen", rechnet Schmitt vor.

Eine weitere Unklarheit: "Wie wird das Publikum reagieren, wenn alle weit auseinander sitzen müssen?", fragt Schmitt. Und wie fühlen sich wohl die Künstler, die in einem eigentlich zu großen Saal verloren auf der Bühne stehen? Im Haus werde jedenfalls sehr intensiv gearbeitet, sagt Schmitt zum Abschluss. "Zuversicht ist angebracht. Man muss sich dieser Herausforderung stellen."

Vor der Sitzung hatte Heike Torwächter vom Bauamt durch die Halle geführt und die Arbeiten erklärt, die an der Halle selbst vorgenommen werden. An einigen Stellen sind noch Schäden zu beseitigen, die voriges Jahr der Hagel verursacht hat. So mussten in den Fluchttreppenhäusern Böden und Treppen erneuert werden, weil es hinein geregnet hatte. Gleichzeitig wird die 30 Jahre alte Stadthalle ohnehin saniert, "die uns lieb und manchmal teuer ist", wie Oberbürgermeister Andreas Haas sagte. Allein der Brandschutz habe schon Millionen verschlungen. Das Gebäude wird auch energetisch ertüchtigt, was beispielsweise an der Glasfuge über dem Treppenhaus recht teuer kommt. Denn die Fläche ist zu klein, um eine staatliche Förderung zu erhalten, erklärt Torwächter. Die Glasfuge muss ohnehin saniert werden, sie ist undicht. Die Gläser, aus denen sie gebaut wurde, werden nicht mehr hergestellt. 2023, wenn die Harfe auf der Südseite des Therese-Giehse-Platzes abgerissen wird, soll sie komplett erneuert werden.

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SZ vom 10.07.2020
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