Germering:Holzlenkrad und blitzender Chrom

Classic-Rallye

Die schwarz-weiß-gewürfelte Fahne, die Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas schwenkt, ist nicht die Ziel- sonderns die Startflagge. Platzierungen und Tempo sind ohnehin zweitrangig. Dabei sein ist alles, auch für Dirk und David Alberts in ihrem MG-Roadster Baujahr 1957.

(Foto: Günther Reger)

140 historische Fahrzeuge starten vor der Stadthalle zur Zehn-Seen-Classic-Oldtimerrallye. Es geht 220 Kilometer durchs Voralpenland. Mit dabei ist auch ein höchst seltener Lotus Excel

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Volker Etzel, 45 und Robert Wagner, 50, aus Stockdorf sitzen stolz in ihrem Mercedes 280 SL, einem roten zweisitzigen Cabrio, und warten auf den Start bei der Zehn-Seen-Classic-Oldtimerrallye an der Germeringer Stadthalle. "Der ist im traumhaften Zustand", schwärmt Fahrer Etzel. Vor zehn Jahren hat er das gute Stück gekauft. Der Mercedes-Oldtimer ist Baujahr 1982 und einer der Hingucker unter den etwa 140 Fahrzeugen, die sich bei herrlichem Sonnenschein am Sonntagmorgen auf den 220 Kilometer langen Weg ins Voralpenland machen. Etzel hat das schicke Auto einst in der US-Fernsehserie "Hart aber herzlich" entdeckt. "Der Schauspieler hieß auch Robert Wagner", erzählt der gleichnamige Beifahrer und lacht.

Wagner hält das "Roadbook" des Veranstalters Pascal Kapp auf dem Schoß. Etzel fährt seinen Mercedes auch im Alltag. "Nur im Winter nicht", klärt er auf. "Das Salz auf der Straße ist Gift. Das gibt Roststellen." Mit Roststellen haben Nathalie und Axel Köhnlein bei ihrem BMW Z3 Roadster nicht zu kämpfen. Der ist erst 22 Jahre alt und dürfte eigentlich bei der Oldtimer-Rallye, für die nur Autos bis Baujahr 1992 zugelassen sind, gar nicht mitmachen. Doch angesichts des Sonnenscheins hat sich das junge Münchner Ehepaar kurzerhand für das zweisitzige Cabrio entschieden. Auch wenn sie diesmal einen "Youngtimer" fahren, bezeichnen sich beide als "Oldtimer-Freaks". Zu Hause haben sie weitere sieben alte Autos stehen - vornehmlich der Marken BMW und Porsche.

An der Startlinie angekommen, sorgen die Köhnleins mit ihrem Autotausch beim germeringer Rallyechef und Moderator Pascal Kapp für einige Verwunderung, doch der lässt das durchgehen. "321 PS", meint Kapp noch, "damit kommt ihr gut vom Fleck." Viele BMW, Mercedes und VW-Käfer rollen zur Startlinie. Die umstehenden Zuschauer wollen natürlich auch spektakuläre Oldtimer sehen. Die kommen dann auch angerollt. Ein echter Eyecatcher ist der Maserati Merag Baujahr 1980 von Stefan Eber, 220 PS und auch 220 Sachen schnell. Ulrich Barnewitz ist ein erfahrener Beifahrer, er hat bereits an einer Rallye Monte Carlo teilgenommen. Doch bei der Zehn-Seen-Classic-Rallye kommt es weniger aufs schnelle Fahren an als auf die fixe Beantwortung von kniffligen Fragen. So müssen historische Ortsschilder erkannt, eine Auspuffanlage in Windeseile einem Auto zugeordnet oder in einen Bällebad am Wegesrand möglichst viele Gegenstände, wie Zündkerze, Schraubenzieher oder Schraubenschlüssel, ertastet werden. "Mit Googlen kommt man da nicht weiter", sagt Kapp. "Darauf haben wir geachtet." Auf diesen Wissensteil haben sich auch Carola Wittmann, 53, mit Tochter und Beifahrerin Nikola, 19, aus Planegg gut vorbereitet. Sie sitzen in einem Mercedes 450 SLC, den man mit 250 Sachen über die Rennstrecke jagen könnte, wenn man denn wollte. Nach und nach rollen auch die letzten Oldtimer mit laufendem Motor zur Startlinie. Als Vorletzter fährt der rote Lotus Excel Baujahr 1984 von Patrick und Tobias Penn vor, von dem es nur noch zwei Exemplare weltweit geben soll. Den Schluss der Startaufstellung bildet ein Aston Martin mit 400 PS unter der Haube. "Dafür hat man früher einen Reiheneckhaus bekommen", kommentiert Kapp die Abfahrt des Cabrios launig. "Das Teilnehmerfeld ist riesig und am Limit", sagt Kapp. 40 Teams musste er absagen. "Das wäre logistisch nicht zu schaffen gewesen."

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