Germering:Himmlisches Gemeinschaftserlebnis

Blutmond; Mondfinsternis

Rötliche Himmelserscheinung: die totale Mondfinsternis, wie sie der Besucher der Sternwarte des Max-Born-Gymnasiums sahen.

(Foto: Günther Reger)

Sternwarte des Max-Born-Gymnasiums ermöglicht Neugierigen Blick auf den Blutmond

Von Luca Thiel, Germering

Dass das Max-Born-Gymnasium in Germering sich durchaus als Abendschule für naturwissenschaftlichen Unterricht empfiehlt, haben zahlreiche Besucher nun unter Beweis gestellt. Auf der Dachterrasse, wo sich die schuleigene Sternwarte befindet, kamen zahlreiche Schaulustige zusammen, um die totale Mondfinsternis bei Vollmond samt nah gerücktem Mars zu beobachten. Das Himmelsereignis spielt sich in dieser Form nur alle 105 000 Jahre ab. Die Sternwarte der Schule verfügt über zwei astronomische Observatorien, die der Beobachtung von Himmelskörpern dienen. "Was sich an diesem Abend besonders anbietet", erklärt Michael Riedl, der stellvertretende Leiter der Sternwarte. Zu seinem Publikum zählen zu diesem Zeitpunkt an die 20 Hobby-Astronomen, die gespannt auf den Aufgang des Mondes warten, der sich noch hinter einer Wolkenschicht am Horizont befindet.

Eine Etage tiefer hört ein Klassenzimmer voller Kinder einem Referenten zu, der über die aktuelle Weltraum Mission des ESA-Astronauten Alexander Gerst spricht. Sie warten auf den Ruf vom Dach, bis der Mond auftaucht. Oben warten die Anwesenden aufgeregt auf das Spektakel des Jahrhunderts, während sie den 50-jährigen stellvertretenden Leiter zu dem Ursprung und dem Verlauf des Abends befragen.

Während blaues kurzwelliges Licht durch die Atmosphäre der Erde wandert und dabei nach außen hin zerstreut wird, gelangt rotes langwelliges Licht durch eine Ablenkung nach innen. "Die Röte des Mondes entsteht durch seine Lage im Schatten der Erde." Interessiert lauscht die immer größer werdende Personengruppe dem Vortrag von Michael Riedl. Als Lehrer für Astrophysik an dem Gymnasium findet er in der eng beieinander stehenden Gruppe einige seiner ehemaligen Schüler wieder. Fabian Gröbel ist einer davon. Der 18-Jährige hat eine Leidenschaft für Astrophysik, machte deswegen Abitur in diesem Fach und ist fasziniert "von dem Ungewissen des Universums". Man finde immer was Neues und fühle sich selbst so klein. Den Schülern ist es während der Unterrichtszeit gestattet, sich mit der Sternwarte auseinanderzusetzen, was für die Förderung potenzieller Astrophysiker spricht.

Mittlerweile spitzt sich die Aufregung zu. Um 21.35 Uhr macht sich der Mond langsam bemerkbar und leuchtet sehr leicht hinter der Wolkenfront hervor. Plötzlich ist das Dach voll von Menschen aller Altersklassen. Der Vortrag im unteren Geschoss ist beendet, was zur Folge hat, dass alle Kinder nach oben strömen. Es herrscht ein Durcheinander wie das Universum selbst, könnte man sagen. Auf den roten Mond wartend, werden die Observationsinstrumente von den ehemaligen Schülern und Michael Riedl eingestellt und positioniert. Ein Mädchen setzt sich auf eine Leiter, ist aber abgelenkt und verpasst so den ersten Blickkontakt. Stattdessen ruft auf einmal ein kleines Kind in Richtung seiner Eltern: "Schaut mal! Der Mond!"

Die Köpfe drehen sich in die Richtung und tatsächlich, eine rote Scheibe kommt zum Vorschein. Kinder werden hochgehoben. Man gibt sich endlich dem eingetreten Naturspektakel hin. Selbst die Älteren staunen. Immer mehr Hände zeigen in die Luft, alle staunen über die Seltenheit. "Im Laufe der Nacht kommt es außerdem zur Marsopposition", erklärt Michael Riedl. Und so kann man um elf Uhr zwei rot strahlende Himmelskörper beobachten, die die Welt begeistern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: