Germering:Gutes Zeugnis durch den Lehrer

Flüchtlingskinder werden in Germering ganztags unterrichtet - mit großem Erfolg

Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden in Germering in einer Ganztagsklasse betreut. In der lernen sie vor allem Deutsch. Ziel ist es, die Buben und Mädchen in der Sprache so zu schulen, dass sie bald in eine reguläre Klasse gehen und dem Unterricht auf Deutsch folgen können. Seit einem Jahr gibt es eine solche Klasse in der Grundschule an der Kirchenstraße, und der Erfolg ist so groß, dass die Stadt das Projekt weiterführen möchte.

Andreas Müller, Lehrer an der Kirchenschule und Betreuer der Ganztagsklasse für die Flüchtlingskinder, schilderte kürzlich den Stadträten seine Erfahrungen. Gestartet ist die Klasse mit 20 Buben und Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren. Die Kinder stammten aus 13 Nationen und sprachen ebenso viele Sprachen. Bereits während des Schuljahres ist es gelungen, zehn Schüler in reguläre Klassen zu versetzen. Zum Schuljahresende waren fast alle Schüler fähig, von September an einem Unterricht in Deutsch folgen zu können.

Allerdings ist die Aufgabe der ersten Übergangsklasse im Ganztagsmodus nicht erledigt. Denn für Schüler, die an die Regelschule wechseln, rücken neue nach, die wieder Förderunterricht in Deutsch nötig haben, weil sie die Sprache nicht ausreichend gut sprechen, um dem Lehrer folgen zu können. Müller möchte deshalb im September in das zweite Jahr Unterricht für Flüchtlingskinder starten. Als besonderen Vorteil des Ganztagsmodells sieht er an, dass die Kinder auch nachmittags beieinander sind und Deutsch sprechen müssen, denn in keiner anderen Sprache können alle miteinander kommunizieren. Auf diese Weise erlernten sie Deutsch am schnellsten, sagt Müller.

Zu den Erfahrungen von Müller gehört aber auch, dass Kinder unterschiedlich lange brauchen, um die Sprache zu erlernen. das hängt nicht nur davon ab, wie viel sie vorher schon verstanden haben oder sprechen konnten. Starken Einfluss auf das Lernen haben auch die Fluchterfahrungen. Müller berichtete von Familien, in denen das Schicksal eines Elternteils unbekannt ist. Solche traumatischen Erlebnisse lassen Kinder mitunter verstummen. Andere wiederum legen einen ungeheuren Eifer an den Tag und erlernen rasch die neue Sprache.

Dazu trägt auch Sozialpädagogin Fehime Lendlmaier bei. Sie arbeitet seit November mit Flüchtlingskindern sowie auf dem Abenteuerspielplatz in Germering. Lendlmaier berichtete davon, wie aufregend für die Kinder das gemeinsame Schlittenfahren gewesen sei, denn viele Flüchtlingskinder stammen aus Gegenden, in denen sie noch nie Schnee gesehen haben. Auch Feste und Gebräuche aus den verschiedenen Ländern und Religionen standen auf dem Stundenplan. Die Ganztagsübergangsklasse an der Kirchenschule ist in ein Förderprogramm des europäischen Sozialfonds aufgenommen worden, das verlängert werden soll. Die Stadt will sich um eine weitere Förderung bemühen.

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