Germering:Gezerre um Frauenhaus

Stifterversammlung

Dieter Gutekunst, Vorstandsvorsitzender der Germeringer Sozialstiftung, Stiftungsratsvorsitzender Herbert Stark, Ronald Tessarczyk und Eleonor Reis.

(Foto: Günther Reger)

Die Germeringer Sozialstiftung dringt auf den baldigen Bau eines Domizils für gefährdete Frauen in Fürstenfeldbruck. Weil das Vorhaben aber mit einem weiteren Bauprojekt verbunden wird, gibt es Bedenken

Von Andreas Ostermeier, Germering/Fürstenfeldbruck

Vertreter der Germeringer Sozialstiftung sind unzufrieden damit, dass die Planungen für ein neues Frauenhaus in Fürstenfeldbruck so lange dauern. Herbert Stark, Vorsitzender des Stiftungsrates kritisierte bei der Stiftungsversammlung am vergangenen Freitag, dass Brucks Oberbürgermeister Klaus Pleil die Stadträte bislang nicht über das Projekt habe diskutieren lasse. Er hoffe aber, dass er bei der Versammlung im nächsten Jahr vom Baubeginn berichten könne, sagte Stark.

Die Stiftung verfügt laut Stark über 2,7 Millionen Euro für den Bau eines Frauenhauses. Das Geld stammt aus der "Hildegard-Kestel-Stiftung", die von der Germeringer Sozialstiftung verwaltet wird. Ein Grundstück ist bereits gefunden. Das Domizil für Frauen, die rasch ihren Partner verlassen müssen, weil er sie misshandelt, soll an der Lärchenstraße nahe dem S-Bahnhof Buchenau errichtet werden. Allerdings ist das Vorhaben an den Bau von mehreren Häusern auf einem benachbarten Grundstück gebunden, weshalb die Anwohner bereits gegen das Vorhaben protestiert haben.

Diese Häuser, 20 Reihenhäuser und ein Gebäude mit zehn Sozialwohnungen, will Herbert Stark errichten, der auch Bauunternehmer ist. Stark erklärt den Zusammenhang beider Vorhaben so: Weil der Landkreis nur die Hälfte des Kaufpreises für das Grundstück aufbringen kann, auf dem das Frauenhaus stehen soll, sei er bereit, einen Teil dieses Grundstücks zu erwerben, um ihn für die Zufahrt zu den Gebäuden zu nutzen, die er auf einem Areal dahinter errichten möchte.

Karin Geißler, Grünen-Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin von Fürstenfeldbruck, möchte auch ein neues Frauenhaus im Landkreis haben. Das dafür vorgesehene Geld der Stiftung nennt sie eine "supertolle Sache". Geißler zeigt sich auch einverstanden mit dem vorgesehenen Standort, sieht aber eine "problematische Vermischung" des Projekts mit der Errichtung der Wohngebäude auf der Fläche eines Wäldchens zwischen den Anwesen an der Lärchenstraße und den Bahngleisen. Stark wirft sie vor, den Anwohnern nicht von Anfang an gesagt zu haben, dass neben dem Frauenhaus auch noch andere Gebäude errichtet werden sollen. Zudem übertreibe der Germeringer Bauunternehmer, wenn er den Anwohnern vorhalte, sie hätten das Gelände, das er bebauen möchte, zum Wegwerfen von Müll missbraucht.

Stark kontert, dass die Anwohner der Lärchenstraße vom Bau von Häusern zwischen der Bahnlinie und ihren Anwesen einen großen Vorteil beim Schallschutz hätten: Der Bahnlärm würde für sie um 60 Prozent abnehmen. Dazu könne er ein Gutachten vorlegen, sagte der Unternehmer. Er widerspricht auch den Befürchtungen der Anwohner, die Neubauten könnten Ursache für eine starke Zunahme an Verkehr sein. Auch dies habe er von einem Gutachter prüfen lassen.

Geißler erwartet, dass die Stadträte demnächst über einen Bebauungsplan für das Gebiet beraten werden. Dann müssten die Argumente auf den Tisch kommen, sagte die Stadtpolitikerin. Klarheit wünscht sich auch Stark. Denn momentan sei die Stiftung "blockiert" und die Option für das Areal an der Lärchenstraße, auf dem das Frauenhaus errichtet werden solle, gelte nur noch für dieses Jahr.

Oberbürgermeister Pleil (BBV) gibt sich allerdings sehr zurückhaltend, was den von Stark favorisierten Standort anbetrifft. Wegen der "massiven" Bebauung mit 20 Reihenhäusern und einem Gebäude mit zehn Sozialwohnungen suche die Stadt nach Alternativen, auch zum Standort, sagte Pleil am Montag. Zudem stehen laut Oberbürgermeister noch Gespräche mit den Anliegern auf dem Programm, ehe die Verwaltung einen Bebauungsplan vorlegen will.

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