Germering/Gauting:Alternative Heilkunde

Die Homöopathie-Akademie ist nach Germering gezogen

Von Michael Berzl, Germering/Gauting

Für Homöopathen in ganz Deutschland ist Gauting ein wichtiger Ort. Tausende Kursteilnehmer haben in der dort vor 30 Jahren gegründeten Akademie den Umgang mit Globuli erlernt und die Heilkunde in der Tradition von Samuel Hahnemann studiert. Von dem Homöopathie-Forum sind Impulse in der Aus- und Fortbildung ausgegangen. "Hier wurde Homöopathie-Geschichte geschrieben", sagt die Heilpraktikerin Eva Kolbinger aus Pöttmes, die Vorsitzende des Trägervereins. Die Geschichte in Gauting ist nun nach drei Jahrzehnten zu Ende. Die Unterrichtsräume sind leer, Kurse und Seminare finden online statt. Das Büro ist nach Germering umgezogen.

Laut Eva Kolbinger wurden in Gauting in den 30 Jahren etwa 1200 klassische Homöopathen, 500 Heilpraktikeranwärter und 300 Ernährungsberater ausgebildet. Zu den Wochenendklassen kamen Teilnehmer aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz, aus Südtirol und Österreich. Die Anzahl der Teilnehmer an Fortbildungsveranstaltungen und Fachseminaren beträgt nach ihren Angaben mehrere Tausend. Ein Pool mit bis zu 50 Referenten ist involviert. Das als gemeinnütziger Verein organisierte Forum und die Akademie hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass es mittlerweile eine qualifizierte Homöopathie-Ausbildung gebe. Dazu gehörten die Gründung des VKHD, des Verbands klassischer Homöopathen Deutschlands mit Sitz in Ulm oder des entsprechenden Bundesverbands, die Entwicklung von Ethik-Richtlinien oder Ausbildungsstandards. Auch mit der Kritik an dieser Art von Heilkunde befasst sich das Forum; so gibt es beispielsweise einen Arbeitskreis, der sich mit wissenschaftlichen Studien und der Placebo-Forschung beschäftigt. In den vergangenen Jahren habe sich eine Entwicklung abgezeichnet, die von der Corona-Krise noch beschleunigt wurde. Für die Akademie wurde es immer schwieriger, die von einer Erbengemeinschaft angemieteten Räume in Gauting genügend auszulasten und zu finanzieren. Das waren allein drei Klassenzimmer und ein Sekretariat, vorübergehend auch ein kleines Café. Mit Ausbruch der Pandemie wurden die Unterrichtsräume kaum mehr benötigt. "Das hat uns mitten in einer Ausbildung erwischt, die noch sieben Monate gedauert hat", erzählt die Vorsitzende.

Die Akademie hat seit dem vergangenen Herbst auf Hybridunterricht mit vereinzelten Präsenztagen umgestellt. Ausschlaggebend dafür war die Corona-Pandemie. "Es ist aber auch eine Anpassung an die heutige Zeit", erklärt Kolbinger. Das Verbreitungsgebiet habe sich dadurch noch erweitert. Wenn es wieder möglich ist, seien aber auch wieder Präsenz-Veranstaltungen vorgesehen. Die dafür benötigten Räume könne man eventuell in der Germeringer Stadthalle anmieten. Die Räume in Gauting wurden zum Jahreswechsel aufgegeben. Die Akademie wäre gerne im Ort geblieben, habe aber kein geeignetes neues Quartier gefunden. "Im Januar war der große Umzug", so Kolbinger. Im Lauf von 30 Jahren habe sich einiges angesammelt; nur ein Teil davon konnte mit umziehen nach Germering. Zumal es dort in einem ansonsten von einer Werbeagentur an der Kleinfeldstraße genutzten Gebäude nur noch ein Büro gibt.

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