Germering:Gala der Blutsbrüder

Blutspende

Ehrung der Topspender: Geschäftsführer Georg Götz (von links) mit Werner Popp, Hans-Jürgen Kluttig, Klaus Hense, Nikolaus Schöfmann und Moderator Michael Sporer.

(Foto: oh)

Bei einem Festakt des Roten Kreuzes werden in Germering Langzeitspender aus ganz Oberbayern geehrt. Aber auch Menschen, die diesem Engagement ihr Leben verdanken, kommen zu Wort. Auch mehrere Landkreisbürger werden ausgezeichnet

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

175 Mal Blutspenden in einem Leben - gibt es das? Ja, vier dieser Rekord-Blutspender wohnen auch in Oberbayern. Jetzt hat der Blutspendedienst des Bayrischen Roten-Kreuzes (BRK) 300 Vielfach-Blutspender aus Oberbayern zu einem festlichen Abend in die Germeringer Stadthalle eingeladen, um sie zu ehren. Eindrucksvoll ist auch der Auftritt von Felix Brunner und Gela Allmann gewesen, zwei Menschen, denen durch zahlreiche Blutkonserven ihre Leben gerettet wurden.

94 Prozent der Deutschen halten Blutspenden für nötig, erläutert Georg Götz, der Geschäftsführer des BRK-Blutspendedienstes, in seiner Festansprache. Doch nur 3,5 Prozent der Deutschen würden spenden. "In Bayern sind es fünf Prozent. Darauf sind wir sehr stolz", erklärt Götz. Insgesamt gibt es 290 000 aktive Spender in Bayern. Also Personen, die mehrfach Blut spenden. Der Aufwand, den das BRK treibt, um den Tagesbedarf von 2000 Blutkonserven zu decken, ist enorm. 670 hauptamtliche Angestellte, 240 freiberufliche Ärzte und 6000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer würden mehr als 4400 Blutspendetermine pro Jahr abwickeln und 539 000 Blutkonserven beibringen. Deren Haltbarkeit beträgt nur 42 Tage. "Deshalb sind wir auf Dauerspender angewiesen", ergänzt BRK-Blutspendedienst-Pressesprecher Patric Nohe. "Im Moment läuft es gut. Wir sind auch gut über den Sommer gekommen." In den 73 BRK-Kreisverbänden gibt es 1100 stationäre Blutspendeeinrichtungen, zudem gibt es 4500 mobile Fahrzeuge.

Aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck stehen für den Festabend fünf Dauerspender auf der Liste. Die führt Werner Diemer aus Moorenweis mit 125 Blutspenden in seinem Leben an. Doch Diemer ist nicht anwesend. Der Onkel von Christine Eberle aus Gröbenzell hat an einer Bluterkrankheit gelitten. "Dadurch ist es mir ins Bewusstsein gerückt", erzählt Eberle rückblickend, wie sie schon 1983 Blutspenderin wurde. Da ist sie 22 Jahre alt gewesen. Seitdem geht sie etwa dreimal jährlich zum Blutspenden. Eberle wird an diesem Abend für 75 Blutspenden geehrt. Im Abstand von zwei Monaten kann jeder Mensch spenden; Frauen viermal in Jahr, Männer bis zu sechsmal. "Ich habe immer gespendet, außer in der Zeit, als ich meine zwei Kinder bekam", berichtet Eberle. Auch Sylvia Huber, 57, aus Mammendorf hat es schon auf 75 Blutspenden gebracht. Sie hat bereits mit 18 Jahren damit begonnen. "Mein Vater war da mein Vorbild", sagt Huber. Eberle und Huber haben nach einige Jahre bis zur Altersgrenze von 72 für Blutspender.

Der Landsberieder Franz Mück,70, der ebenfalls auf 75 Blutspenden kommt, hat nur noch zwei Jahre bis zur Altersgrenze. "Ich habe damals bei der Bundeswehr mit dem Blutspenden begonnen", erzählt Mück. Nach einer längeren Pause habe er mit 50 Jahren dann wieder damit begonnen, als ihn Freunde mitgenommen haben. Im Oktober hat Mück eine Spendepause von einem halben Jahr nach einer Asienreise hinter sich. Mück sicher: "Dann gehe ich wieder hin."

Der ehemalige Bergretter Felix Brunner nennt die anwesenden Blutspender im Saal "Blutsbrüder". Nach einem Unfall sitzt Brunner im Rollstuhl. Acht Monate hatte im Koma gelegen und wurde bei mehreren Dutzend Operationen mit 800 Blutkonserven versorgt. "Das sind zwei Badewannen voll Blut", beschreibt Brunner anschaulich. Jetzt ist er Blutspendebotschafter des BRK. In seinem Rollstuhl-Sportgerät hat er bei einer Transalp-Überquerung für das Blutspenden geworben. Bergläuferin Gela Allmann hatte es bei Fotoaufnahmen auf einem Berg auf Island schwer erwischt, als sie einen falschen Schritt machte und 1800 Meter über Schnee- und Eisfelder in die Tiefe stürzte. "Mein Körper war Matsch gewesen", erklärt Allmann. Bei einer achtstündigen Notoperation wurde die heutige Blutspendebotschafterin ebenfalls mit zahlreichen Blutkonserven versorgt und ihr Leben gerettet. Für Unfallpatienten werden jedoch nur 12 Prozent aller Blutkonserven gebraucht. Die anderen - 2018 insgesamt 418 000 - werden für chronisch Kranke benötigt. BSD-Geschäftsführer Götz befürchtet jedoch bis 2035 ein Blutspende-Minus von acht Prozent. "Die Ballungsräume werden wachsen und in den Städten wird deutlich weniger gespendet als auf dem Land", prognostiziert Götz pessimistisch.

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