Süddeutsche Zeitung

Germering:Fürs Klima auf den Marktplatz

Lesezeit: 2 min

In Germering wollen die "Omas for Future" bis zur Bundestagswahl jede Woche demonstrieren

Von Nadine Schrödl

Wenn sich am Freitagnachmittag teils ältere Frauen vor der Germeringer Stadthalle zu einer Demonstration aufstellen, dann geht es nicht um Themen wie Rente, Pflege oder Betreuung. Es geht den "Omas for Future" um den Klimaschutz, genauso wie den Schülerinnen und Schülern der "Fridays for Future"-Bewegung. Seit dem 7. Mai gibt es in Germering eine Regionalgruppe der in ganz Deutschland gut organisierten "Omas for Future" Bis zur Bundestagswahl im September wollen die Omas sich regelmäßig auf dem Germeringer Marktplatz versammeln.

"Als die Fridays-for-Future-Demonstrationen losgegangen sind, bin ich mit meinem Banner ,Omas for Future' mitgegangen", sagt Ingeborg Köstner aus Germering. Über ihr Schild seien dann die Gautinger "Omas for Future" auf die 68-Jährige aufmerksam geworden und fragten, ob sie sich ihnen anschließen möchte. Nach einem Jahr bei den Gautinger Omas hat Köstner nun in Germering eine eigene Gruppe gegründet. Fünf Mitglieder sind es, Mütter und Großmütter im Alter zwischen 55 und 75 Jahren. Obwohl sich die Gruppe "Omas for Future" nennt, seien alle "klimabewussten Menschen jeden Alters" willkommen. Am Freitag, 18. Juni, zwischen 16.30 und 17.30 Uhr halten die "Omas for Future" zum siebten Mal in Germering eine Mahnwache für eine drastische Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Die Termine am 25. Juni, 2. Juli. und 9. Juli sind bereits genehmigt, weitere Freitagsdemonstrationen geplant.

Köstners Beweggrund, sich im Klimaschutz zu engagieren, ist, dass sie Oma geworden ist. "Ich selbst habe glücklich gelebt und als Jugendliche und Erwachsene konsumiert ohne nachzudenken", sagt sie. Auf ihr eigenes Leben werden sich die klimatischen Veränderungen nicht mehr dramatisch auswirken, meint sie, auf das ihrer Enkel schon. "Wenn ich darüber nachdenke, wie das Leben meiner Enkel in 60 bis 80 Jahren aussieht, macht mir das Angst", sagt die Germeringerin. Da schon lange vor den klimatischen Veränderungen gewarnt wird, sei es jetzt Zeit, dass etwas passiere. Von den Gautinger Omas bekommt Köstner und ihre Gruppe Unterstützung bei den Mahnwachen. Ihr Ziel sei es, dass bei jeder anstehenden Bundestagswahl an die Folgen für das Klima gedacht werde. Bei vielen, so die Initiatorin, mache sich das Gefühl breit, es sei bereits zu spät, etwas verändern zu können. "Aber man darf die Hoffnung nicht verlieren", sagt Köstner.

Einige der nötigen Veränderungen seine außerdem gesünder und machten mehr Spaß. Als Beispiel nennt sie, häufiger das Rad zu nehmen oder neue vegetarische Rezepte auszuprobieren. Besonders im Alter habe man mehr Zeit und könne regional und saisonal kochen. Dadurch spare man sich viel Verpackungsmüll, und gesünder sei es auch, sagt die 68-Jährige. Köstner versuche bereits öfters das Rad, statt das Auto zu nehmen. Innerhalb Germerings sei alles fußläufig zu erreichen, da könne man gut aufs Rad umsteigen.

Derzeit sind die "Omas for Future" auch bei der Aktion Stadtradeln angemeldet und sammeln fleißig Kilometer. Wie bei den Klimademonstrationen sei auch hier jeder eingeladen, mitzumachen und die klimabewusste Gruppe zu unterstützen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5324887
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.06.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.