Germering:Feurige Unterhaltung auf drei Etagen

Die Stadtbibliothek lädt erstmals zu einer Walpurgisnacht ein und hat Erfolg damit. Mehr als 100 Besucher interessieren sich für das kulturelle und kulinarische Angebot rund um das Hexen-Thema

Von Karl-Wilhelm GöttEVon Karl-Wilhelm Götte, Germering

Renate Konrad, die die Gleichstellungsstelle bei der Stadt Germering leitet, wirkt bei ihrer Begrüßungsansprache ziemlich euphorisiert. "Liebe Frauen, das ist unsere Nacht, genießen wir sie", appelliert sie an die Besucherinnen der Walpurgisnacht in der Stadtbibliothek. Diese Hexennacht war eine Premiere in der Großen Kreisstadt. Dafür hatte das Team der Bibliothek das ganze Haus zur Verfügung gestellt und überall kleine Überraschungen vorbereitet. Teelichter und Wegweiser wie "Hexenhaus", "Brocken" oder "Blocksberg" wiesen den Weg durch die Stockwerke. Draußen vor der Tür loderte ein Hexenfeuer.

Walpurgisnacht

Eindrücke der ersten Walpurgisnacht in der Germeringer Stadtbibliothek: Renate Konrad liest vor.

(Foto: Günther Reger)

Die Walpurgisnacht geht auf die Heilige Walpurga zurück, einer Äbtissin aus England im 8. Jahrhundert, die später am 1. Mai heiliggesprochen wurde. Sie gilt als Schutzheilige der Seeleute und soll sie vor Piraterie und Sturm schützen. Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gilt aber auch als Nacht der Hexen und der Zauberei, als Nacht, in der Hexen brennen. Angeblich hielten die Hexen, so die Sage, in dieser Nacht auf dem Blocksberg, auf dem Brocken im Harz, aber auch an anderen Orten ein jährliches großes Fest ab. Auch Goethe greift die "Walper-Nacht" im Faust auf. Das Hexenfeuer gehört ebenfalls zur Walpurgisnacht. In Bayern ist diese Nacht mit der Freinacht verbunden.

Germering: Bibliotheksleiterin Christine Forster-Grüber und Katja Beese mixen scharfe Cocktails.

Bibliotheksleiterin Christine Forster-Grüber und Katja Beese mixen scharfe Cocktails.

(Foto: Günther Reger)

Draußen vorm Eingang der Stadtbibliothek brannte das Hexenfeuer und zog die Besucher in ihren Bann. Später kamen Familien mit ihren Kindern vorbei, beobachteten den Feuerschein und aßen davor zusammen Pizzastücke aus dem Karton. Daneben wirbelte Robert Springer zwei Lichtkugeln durch die Luft. "Das sind Pod-Pois aus Silicon", klärte der Germeringer auf. Er bezeichnet sich als "Feuerspieler" und tritt bei Firmenfeiern und Geburtstagen auf. Dann wirbelt er aber richtiges Feuer um sich herum. Drinnen ist der zweite Auftritt von Geschichtenerzählerin Silvia Hein, die von Hildegard Lörler musikalisch begleitet wurde, zu Ende gegangen. Jetzt spielt die Percussiongruppe "Sambabavaria" in Hexenkostümen noch einmal mit heißen Rhythmen auf. Die Besucherinnen tanzen. Das Büffet, das SPD-Stadträtin Fereschteh Erschadi-Zimmermann beigesteuert hat, ist fast aufgegessen.

Walpurgisnacht

Der Abend in der Stadtbibliothek steht ganz in der Hexenthematik.

(Foto: Günther Reger)

Der Tresen in der "Hexenküche" der Stadtbibliothek wurde von Mitarbeiterinnen liebevoll in Rot mit großem Spinnennetz umdekoriert. Dort holen sich die Besucher einen "Rabenblut" oder einen "Krötensaft", eine Mixtur aus Orangen- und Maracujasaft mit Blue Curacao. Mit einem Schuss Wodka drin gibt es den Krötensaft auch in "giftig". Die Bibliotheksangestellten bedienen in typischen Hexenhüten und -kostümen. "Wir wollten mal eine Alternative zum Tanz in den Mai anbieten", hatte Bibliotheksleiterin Christine Förster-Grüber zu Beginn des Abends gesagt und gebangt: "Ich hoffe, die Leute kommen."

Sie kamen als Hundertschaft, manche auch verkleidet, darunter Eltern mit ihren größeren Kindern und stromerten vier Stunden lang durch die drei Etagen. Überall hatten die guten Bibliotheksgeister Ecken, Körbe mit vielen Hexenbüchern oder CDs bereitgestellt, die die Besucher bei schummrigem Licht lesen konnten. "Flora Flitzebesen" von Eleni Livanios war genauso dabei wie die CD mit der jungen Wildhexe Clara, die eine Feuerprobe bestehen muss. Wem beim Schlaulesen über Hexen langweilig wurde, konnte sich die Nachtausstellung von Christa Geiger anschauen und mystische Frauenbildnisse bestaunen. Schließlich war es ja die Nacht der Frauen.

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