Germering:Erst Weiß, dann Grau

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Als die Nacht zwar noch nicht angebrochen, das Weiß dafür aber noch ungetrübt ist: Am Samstagnachmittag beginnt das Fest in beschwingter Atmosphäre. (Foto: Günther Reger)

400 Gäste bei Mottofest - dann kommt der Regen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Stimmung am Kleinen Stachus ist am Samstag ausgelassen, als bei der Weißen Nacht gegen Viertel nach neun der Regen plötzlich heftig vom Himmel prasselt. Doch viele der weiß Bekleideten laufen nicht nach Hause, lassen sich die gute Laune nicht verderben. Sie suchen unter den Arkaden der Modegeschäfte am Kleinen Stachus Deckung, tragen kurzerhand ihre Tische dort hin. Auch die großen Sonnenschirme beim Lokal Enoteca Del Tufo bieten Schutz. Andere flüchteten nach innen, während die Musik vom Band weiterspielt. Eine Frau lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und tanzt unter einem tropfenden Schirm, vier andere schließen sich bei der nächsten Samba an.

Natürlich entflieht dennoch letztlich wohl die Hälfte der zunächst 400 Besucher der Weißen Nacht wegen des Regengusses. "Das ist so schade, dass es jetzt regnet", bedauert Günter Luboss, einst einer der Initiatoren dieser Veranstaltung, die nun schon zum vierten Mal stattfindet. Und doch freut sich der an der Unteren Bahnhofstraße ansässige Juwelier, dass so viele Menschen ausharren. Vielleicht sei die Identifikation der Germeringer mit ihrer Stadt gestiegen, mutmaßt Luboss.

Vor dem Regen hatte sich der Kleine Stachus in massivem Weiß präsentiert. Nur hier und da gab es farbliche Abweichungen vom gewünschten Dresscode. Eine ältere Dame trug eine Art Tigerschneeflocke als Oberteil, auch die eine oder andere kurze oder lange Jeans war auszumachen. Alle freien Plätze waren belegt. Mehrere Gruppen hatten ihre eigenen Tische mitgebracht und darauf Essen und Trinken aufgebaut. Bei der Boutique "Ja, genau" an der Otto-Wagner-Straße unterhielt ein Akkordeonduo 40 "weiße" Besucher in einem weiß dekorierten Zelt. Am Kleinen Stachus - man hätte sich gewünscht, dass das Verkehrsrondell komplett abgesperrt worden wäre - hatte die Enoteca Del Tufo 50 Tische für die Gäste bereitgestellt. Die waren schnell belegt.

Wirt Alfred Fastl hätte sich gewünscht, dass die Stadt ein Stück der für den Verkehr gesperrten Otto-Wagner-Straße freigegeben hätte, um die Tischreihe dorthin zu verlängern. "Aber für Germering ist das jetzt schon ganz gut", meint Fastl, der in Puchheim wohnt. Joachim Vossen, der sich zusammen mit seiner Ehefrau in der stimmungsvollen Gesellschaft einen Wein schmecken lässt, sieht das weniger kritisch. Er kümmert sich seit mehr als drei Jahren mit seinem Institut für Stadt und Regionalmanagement (ISR) um das Germeringer Stadtmarketing, besonders um die Belebung des Einzelhandels in der Stadtmitte. "Das ist ein harter Kampf", sagt Vossen, "aber es gibt Fortschritte." Auch mit der Weißen Nacht soll die Belebung des öffentlichen Raumes Wirkung zeigen. Enoteca-Wirt Fastl sieht noch Reserven in der Stadt: "Germering schläft noch."

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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