Germering:Erinnerung an Rivalität

Alte Schule Salzstraße

Gerhard Niembs (vorne), Vorsitzender des Heimatvereins, und Oberbürgermeister Andreas Haas müssen sich strecken, um die Hinweistafel zu schmücken.

(Foto: Günther Reger)

Der Heimatverein bringt am ehemaligen Schulhaus an der Salzstraße eine Tafel an. Das Gebäude ersparte den Unterpfaffenhofener Kindern den Weg nach Germering

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das alte Schulhaus im Germeringer Stadtteil Unterpfaffenhofen hat schon einiges erlebt. 1909 errichtet, wurde es ein Jahr später die erste Volksschule im damaligen Dorf Unterpfaffenhofen. Bis 1910 mussten die Kinder aus Unterpfaffenhofen ein, zwei Kilometer laufen, um im benachbarten Germering zur Schule zu gehen. Die Germeringer Volksschule, damals auch schon Kirchenschule genannt, befand sich an der Augsburger Straße gegenüber dem heutigen Hotel Mayer. Angesichts der Rivalität beider Dörfer war es eine Schmach für Unterpfaffenhofen, lange Zeit ohne Schule dazustehen.

1910 war deshalb ein denkwürdiges Jahr für Unterpfaffenhofen. Das würdigte nun auch der Förderverein Heimatpflege, der den Zusatz Unterpfaffenhofen im Vereinsnamen trägt, obwohl Unterpfaffenhofen schon längst auch Germering geworden ist. "Unterpfaffenhofen war stolz, nun auch so ein großes Schulhaus zu besitzen", rief Gerhard Niembs, der Vorsitzenden des Heimatpflegevereins, bei der Vorstellung der Hinweistafel in Erinnerung. Die hängt nun am Eingang des alten Schulhauses in der Salzstraße und erinnert daran, dass das Haus von 1910 bis 1953 als Schule genutzt wurde. Von 1953 an gingen alle Kinder von der ersten bis zur achten Klasse in die neue Volksschule in der Kleinfeldstraße. Ähnliche Hinweistafeln hat der Verein an den Dorfkirchen Sankt Jacob und Sankt Martin, an Marienkapellen und am Pfarrhof Unterpfaffenhofen angebracht.

Albert Bichler, Niembs Vorgänger als Vorsitzender des Heimatpflegevereins, kann sich noch gut erinnern, wie er 1942 im alten Schulhaus eingeschult wurde und noch kurz den damaligen Schulleiter Alfons Baumann erlebte. Der war damals nicht nur Lehrer, sondern auch Gemeindeschreiber und Organist in der Kirche Sankt Jacob. "Bei Luftangriffen im Krieg mussten wir schnell das Schulhaus verlassen", berichtete Bichler weiter. Er war als Junge auch Ministrant und hatte schulfrei, wenn er in der Kirche gebraucht wurde. "Da wurden wir auch aus dem Unterricht geholt, das war ganz normal", sagte er.

Nach dem Kriegsende wohnten Flüchtlinge aus Schlesien im Haus. Der Unterricht fand nur noch in zwei Klassen statt. 1961 verkaufte Unterpfaffenhofen das Haus an eine Münchner Strumpffabrik. Von 1985 bis 1995 wurde es als Altenheim genutzt. Als Germering um die Jahrtausendwende klamm bei Kasse war, verkaufte die Stadt das Schulhaus. Seit 2008 steht das Anwesen unter Denkmalschutz, ein Jahr später kam es per Zwangsversteigerung wieder in den Besitz der Stadt. Die vermietet es seither an Künstler.

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