Energiewende:Germering setzt auf Sonne und heißes Wasser

Energiewende: In Germerings Nachbarschaft wird Geothermie bereits genutzt: das Heizwerk in Freiham.

In Germerings Nachbarschaft wird Geothermie bereits genutzt: das Heizwerk in Freiham.

(Foto: Markus Schlaf/SWM)

Die Stadt will bis 2030 den CO2-Ausstoß von Haushalten und Betrieben um ein Drittel senken. Ein universitäres Beratungsinstitut hält dies für möglich.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Drei Tonnen Kohlendioxid verursacht jeder Einwohner Germerings im Durchschnitt pro Jahr, um es zu Hause warm zu haben und technische Geräte einsetzen zu können. Diesen Ausstoß will die Stadt senken, schließlich ist CO2 einer der Hauptfaktoren für die Erderwärmung. Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß um ein Drittel geringer werden. Katharina Zeiser vom Institut für Systemische Energieberatung (ISE) an der Hochschule Landshut hält das Ziel für erreichbar. Die Wissenschaftlerin hat am Energienutzungsplan der Stadt Germering mitgearbeitet. Am Dienstag stellte sie die Ergebnisse im Stadtrat vor.

Vor allem für die Erzeugung von Wärme werden fossile Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle eingesetzt. Mehr als 80 Prozent des Energieverbrauchs gehen darauf zurück. Es gilt also in erster Linie, die Erzeugung von Wärme auf andere Beine zu stellen. Nach den Worten von Zeiser bietet sich dafür der Einsatz von Geothermie an. Heißes Wasser gibt es im Untergrund genug. Von den Stadtwerken München wird es bereits genutzt. Davon kündet das Heizkraftwerk in Freiham. Lang suchen muss Germering also nicht nach dem Wasser. Das sagt auch Germerings Klimaschutzbeauftragter Pascal Luginger. Es befindet sich etwa in der Tiefe von drei Kilometern.

Erdwärme ist teuer

Allerdings sind die Kosten, um es nach oben und zu den Kunden bringen zu können, sehr hoch. Die Stadtverwaltung rechnet mit 100 Millionen Euro. Denn um das heiße Wasser nutzen zu können, braucht es nicht nur eine Bohrung und eine Energiezentrale, sondern auch den Bau eines Rohrnetzes, an das Haushalte und Gewerbebetriebe angeschlossen werden können. Was aber im Einzelnen notwendig ist für den Aufbau einer Geothermie-Versorgung, das soll aus einem Leistungsverzeichnis hervorgehen, das die Stadt demnächst in Auftrag geben möchte.

Stellen auch dieses Verzeichnis und eine Machbarkeitsstudie die Nutzung von Erdwärme als wirtschaftlich dar, dann stehe technisch einer Umsetzung bis 2030 nichts mehr im Wege, sagt Luginger. Ob dies auch in finanzieller und politischer Hinsicht so ist, das ist noch nicht absehbar. Denn in München hat es geklappt, in der Nachbarstadt Puchheim aber nicht. Dort ist das Vorhaben, Geothermie zu nutzen, vor einigen Jahren von einem Bürgerentscheid verhindert worden.

Solaranlagen an den Autobahnen

Von den Zahlen her einfacher erscheint eine Energiewende beim Stromverbrauch. Dieser macht nicht einmal 20 Prozent des Energieverbrauchs von Haushalten und Betrieben aus. Ein wenig, nämlich fünf Prozent des Stroms, erzeugt die Stadt bereits selbst. Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker sind sich - so klang das zumindest am Dienstag - einig, vor allem auf Photovoltaik und speziell auf Freiflächenanlagen zu setzen. Entlang der Autobahnen hat die Stadt laut Luginger schon Flächen ins Auge gefasst. Allerdings gehöre keine davon der Stadt, sagt der Klimaschutzbeauftragte. Dennoch sei es einfacher, mit einigen Besitzern von großen Grundstücken zu reden als mit einer Vielzahl von Hausbesitzern. Dies wäre nötig, wollte die Stadt vor allem private Dachflächen für die Photovoltaik nutzen.

Mit weniger Energie verfolgt die Stadt - zumindest vorerst - Absichten zum Bau eines Windrads. So lange in Bayern die 10-H-Regel gilt, ist die Errichtung eines solchen Kraftwerks schwierig, denn die Wohngebiete von Puchheim-Ort liegen zu nahe. Ein geringeres Problem ist nach den Worten von Luginger jedoch der Radar des Flughafens in Oberpfaffenhofen. Der Platz für ein Windrad könne so gewählt werden, dass der Radar nicht gestört würde, sagt Luginger. Zeiser erwartet, dass sich die Vorschriften für die Windenergie bald ändern werden. Im Gesetz über erneuerbare Energien sei von einem "überragenden öffentlichen Interesse" an der Gewinnung von Windstrom die Rede, sagte sie am Dienstag. Der Stadt Germering kann das nur recht sein, denn dann hat sie noch eine weitere Option, um die vorgesehene Senkung des Kohlendioxidausstoßes bis 2030 zu erreichen.

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