Germering:Eine Zwei ist nicht gut

Aufklärung für Senioren über die Benotung von Pflegeeinrichtungen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Ronny Grundmann vom Brucker Landratsamt kümmert sich um die Aufsicht in Pflegeheimen und richtete einen Appell an die Besucher: "Wenn sie Beschwerden haben, zögern sie nicht, uns anzurufen." Die 50 Zuhörer der gut besuchten Veranstaltung der Germeringer Senioren-Union zum Thema "Gute Pflege" staunten nicht schlecht, dass es neben dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) auch noch eine Behörde gibt, die sich mit der Prüfung von Einrichtungen befasst. MDK-Referent Markus Fischer räumte mit Missverständnissen auf.

"Eine 1,0, die der MDK häufig vergibt, ist die Basis - die Mindestanforderung - für gute Pflege", klärte Fischer auf. Mit der Schulnote eins habe die 1,0 nichts zu tun. Bekomme eine Pflegeeinrichtung nur eine 2,0 "sollte man sich die Einrichtung genauer ansehen, welche Probleme möglicherweise dort herrschen", empfahl Fischer. "Gehen sie hin mit allen Sinnen", so Fischer weiter. "Gehen sie auch mal um 18.30 Uhr hin - nicht zu den normalen Öffnungszeiten." Doch, dass die zu pflegende Person sich das Heim aussucht, ist nicht der Normalfall. In der Regel machen das die Angehörigen, wenn dem Vater, die Mutter oder der Oma und dem Opa etwas zugestoßen ist, dass eine Heimunterbringung notwendig macht. "Gehen sie rechtzeitig hin", mahnte Fischer.

"Ich war froh, dass ich nach der Erkrankung meiner Mutter überhaupt einen Platz bekommen habe. Ich hätte alles genommen", meinte ein Besucher. "Seit der Einführung der Pflegeversicherung, die eine minutengenaue Abrechnung verlangt, gibt es keine guten Heime mehr", behauptete eine Diskutantin. Fischer meldete Widerspruch an: "Es gibt gute Heime." Probleme mit den fünf Pflegegraden, die in der Pflegeversicherung an die Stelle der drei Pflegestufen getreten sind, beschäftigen alle Beteiligten - auch die Fachkräfte. "Gibt es Beispiele für Pflegegrad eins?", fragte ein anwesender Pflegedienstleiter. Fischer konnte keine eindeutige Antwort geben. Gab jedoch die Empfehlung lieber zu früh als zu spät den Pflegegrad eins zu beantragen. "Die Antragslawine ist sowieso bereits angerollt", so Fischer, "weil sich niemand auskenne." Der Pflegegrad eins sei nicht so schwer zu erreichen.

Die Heimaufsicht prüft regelmäßig alle stationären Einrichtungen im Landkreis. "Wir kümmern uns um die Medikamentengabe, die Hygiene und die Personalausstattung, ob eine 24-Stunden-Abdeckung gewährleistet ist", zählte Grundmann auf. Im direkten Kontakt wird gegebenenfalls für Abhilfe gesorgt. "Wir geben den Heimen Hinweise oder er werden ordnungsrechtliche Maßnahmen eingeleitet." Man tausche sich regelmäßig mit den Prüfern des MDK aus. Grundmann wies darauf hin, dass das "Betreute Wohnen" lediglich Wohnen biete, aber keine Pflegeleistungen; die müssten extra bezahlt werden. Das könne teuer werden. Pflegeheime müssten lediglich die Hälfte Mitarbeiterinnen haben, die Fachkräfte sind. Die anderen 50 Prozent sind Pflegehilfskräfte, die keine Ausbildung vorweisen müssten. "Eine Infusion anlegen, macht jedoch eine Fachkraft, zum Beispiel eine Krankenschwester", betonte der MDK-Referent.

Auch Katharina Probst unterstützt Senioren bei der Heimsuche. Sie leitet seit vielen Jahren eine bisher eher unbekannte unentgeltliche Seniorenberatung im Landratsamt. Sie empfahl den Besuchern, dass sich potenzielle Heimbewohner frühzeitig auf eine Vormerkliste des favorisierten Heims setzen lassen sollten. Probst wusste auch zwei wichtige Daten: Das Durchschnittsalter der Heimbewohner ist 86 Jahre und durchschnittlich sind sie nur ein halbes Jahr dort.

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