Hitlers Halbschwester in Germering:Die geheimnisvolle Unbekannte

Hitler's Schwester

Hans-Dieter Götz (rechts) und Dieter Müller von der Kreativgruppe haben die Präsentation zusammengestellt.

(Foto: Günther Reger)

Vortrag der Kreativgruppe über die Geschichte von Angela Hammitzsch in Germering und ihr Verhältnis zu Adolf Hitler

Von Florian J. Haamann, Germering

Eigentlich wollte Hans-Dieter Götz mit Anni Seitz nur über die Rolle der Gemeringer Flak-Helferinnen sprechen, vor zwei Jahren, bei seinen Recherchen zum Flak-Sockel, den er damals gefunden hatte. In dem Gespräch erwähnte Seitz nebenbei Angela Hammitzsch und dass sie ja Hitlers Halbschwester gewesen sei. Für den geschichtsbegeisterten Götz ein Geschenk - sofort war ihm klar, dass das sein nächstes großes Thema sein wird. Nun hat Götz zusammen mit Dieter Müller Seitz' Erinnerungen mit Recherchen zu Hammitzsch und Adolf Hitler ergänzt und in einer Präsentation mit zahlreichen Bildern zusammengefasst, die er am 1. Dezember vorstellen wird. Vorab gab es am Donnerstag bereits die Generalprobe für die Mitglieder der Kreativgruppe Fototreff Germering, zu der Götz gehört. Wie aus dem Nichts sei Hammitzsch damals in einem Wirtshaus an der Augsburger Straße aufgetaucht, erzählt Götz. Mit ihren spannenden Geschichten, Andeutungen über ihre Verbindungen zu wichtigen Nationalsozialisten und ihrem österreichischen Tonfall habe sie die strikte Männerrunde am Stammtisch schnell in ihren Bann gezogen und von da an war sie bis zu ihrem Tod fester Bestandteil der mittäglichen Runde. Im Gegensatz zu den anderen obdachlosen Flüchtlingen, die in Germering angekommen sind, hatte die Ministerialratswitwe eine besondere Stellung. Der damalige Wohnungsbeauftragte und spätere Bürgermeister Lukas Stefani, organisierte ihr ein Zimmer - ausgerechnet in dem Gebäude, in dem vorher der NSDAP-Ortsgruppenleiter gelebt hat. Das ermutigt Götz zu einer Spekulation: "War das Zufall, oder wusste Stefani vielleicht, wer Hammitzsch ist. Ich weiß es nicht und man kann es auch nicht mehr herausfinden." Spannend ist, wie Götz Hammitzschs polizeilichen Meldebogen, der tief im Germeringer Stadtarchiv lagerte, analysiert. Denn Hammitzsch hat es mit der Wahrheit gleich in mehreren Punkten nicht so genau genommen. So gibt sie als Geburtsnamen Hiller statt Hitler an, als Geburtsort Wien statt Braunau. Auch beim Familienstand trickst sie: Statt als Witwe, gibt sie sich als verheiratete Frau aus. Schließlich hat sie noch als Beruf statt ihrem eigenen (Hauswirtschafterin), den ihres verstorbenen Mannes Martin Hammitzsch genannt (Ministerialbeamter). Der Ehemann war ein bis heute bekannter Architekt und unter dem NS-Regime Leiter der Bauabteilung im sächsischen Innenministerium. Am 12. Mai 1945 nahm er sich das Leben. Ein eigenes Kapital widmet Götz Hammitzschs finanzieller Situation. Es sei ihr relativ gut gegangen. Grund dafür ist, dass Hitler ihr kurz vor Kriegsende 100 000 Reichsmark zugeschoben haben soll, die sie in Österreich vor den Amerikanern versteckt hat. Immer wieder sei sie später zu ihrem Versteck gefahren, von wo sie das Geld, versteckt in ihrem Rotfuchs-Pelz, über zu Fuß die Grenze geschafft hat. Viel mehr ist über Hammitzschs vierjährigen Aufenthalt in Germering nicht zu erfahren, was wohl auch daran liegt, dass wenige Menschen von ihrem Hintergrund wussten oder sich dafür interessiert haben. Die Zeitzeugin Seitz hat nach ihrer Entdeckung zwar ein paar Leuten davon erzählt, gesprochen wurde darüber offenbar nicht. Nur so ist auch zu erklären, dass dieses interessante Kapitel der Ortsgeschichte, erst heute an die Öffentlichkeit kommt. Und so erzählt Götz vor allem Hammitzschs Geschichte vor ihrer Ankunft in Germering, eng verknüpft mit dem Aufstieg Hitlers. Dabei vermisst man allerdings immer wieder historisches Fingerspitzengefühl und eine klare Einordnung. So etwa wenn er "Mein Kampf" als "biografisch-programmatisches Buch" bezeichnet, davon spricht, dass Hitler an eine rechte Minipartei "geraten" ist und sein "überragendes Talent als Agitator" entdeckt, bevor er einen "kometenhaften Aufstieg" erlebte. Vortrag "Frau Hammitzschs Geheimnis", Dienstag, 1. Dezember, 20 Uhr in der Stadthalle, der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt 4,50 Euro.

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