Germering:Deutsche Post hat Germering im Auge

DHL Germering

Gelber Bau: Seit einigen Jahren betreibt DHL in Germering ein Paketzentrum. Auch Briefe könnten künftig im Gewerbegebiet sortiert werden.

(Foto: Günther Reger)

Für das Münchner Briefverteilzentrum braucht es Ersatz. Einiges deutet auf einen Umzug ins Gewerbegebiet Nord hin

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Deutsche Post erwägt, in Germering ein neues Briefverteilzentrum zu errichten. Dritter Bürgermeister Helmut Ankenbrandt sagte, ihm sei bekannt, dass die Post einen Umzug nach Germering prüfe. Postsprecher Dieter Nawrath wollte einen Umzug am Dienstag nicht bestätigen, räumte aber ein, dass eine Ansiedlung dort "nicht ausgeschlossen" sei. Auch ein Vertreter der Gewerkschaft Verdi nannte Germering als Standort für ein neues Verteilzentrum. Das bisherige Briefverteilzentrum an der Arnulfstraße in München ist laut Deutscher Post an die Grünwalder Unternehmensgruppe Büschl verkauft worden. Die selbe Unternehmensgruppe hat zudem das Gelände des Briefzentrums Schorn im Landkreis Starnberg erworben.

Damit gibt die Post 2020 zwei Standorte auf, an denen etwa 600 Mitarbeiter Tag für Tag an die sechs Millionen Briefsendungen sortieren, darunter sämtliche für die Bewohner Münchens eintreffenden und von ihnen versandte Briefe. Insgesamt geht es um die Briefsendungen aus den Gebieten mit Postleitzahlen, die mit 80, 81 und 82 beginnen - also auch die Sendungen für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Thomas Schlickenrieder, Abteilungsleiter Immobilien Betrieb der Deutschen Post, sagte am Dienstag, das Unternehmen stelle auch künftig die postalische Versorgung in diesen Gebieten sicher. Er fügte an: "Deshalb befinden wir uns in bereits abschließenden Verhandlungen zu einem potenziellen Ersatzgrundstück in der Region München."

Und dieses Grundstück liegt der Vermutung nach im Germeringer Gewerbegebiet Nord. Schließlich befindet sich dort bereits ein Paketverteilzentrum. Auch der Anschluss an die Bundesstraße 2 liegt nahe. Und als es vor ein paar Jahren um einen Standort für einen neuen Konzertsaal in München ging, war ein Umzug des Briefverteilzentrums von der Arnulfstraße nach Germering schon einmal im Gespräch. Es gab die Idee, den Konzertsaal in die Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke einzubauen. Die Diskussionen wurden seinerzeit nicht weiterverfolgt, denn als Standort für den neuen Konzertsaal wurde das Werksviertel am Ostbahnhof ausgewählt.

Nun geht es erneut um Germering. Anton Hirtreiter vom Fachbereich Postdienste bei der Gewerkschaft Verdi kritisiert eine mögliche Verlegung des Verteilzentrums aus der Stadt ins Umland. Viele der Beschäftigten, die die Briefe sortieren, seien Teilzeitkräfte, die hauptsächlich am späten Nachmittag, abends und nachts arbeiteten. Bislang ist ihr Arbeitsplatz gut erreichbar, liegt er doch direkt an der S-Bahn-Stammstrecke. Künftig wären die Mitarbeiter auf die S-Bahn nach Germering angewiesen. Damit erhöhten sich deren Fahrtwege und Fahrtkosten. Überdies müssten sie innerhalb Germerings einen weiten Weg zu ihrem Arbeitsplatz zurücklegen. Hirtreiter befürchtet, dass viele Mitarbeiter deshalb ihren Job aufgeben könnten. Auch unter umweltpolitischen Gesichtspunkten hält der Gewerkschafter einen Umzug für falsch. Die Post müsse dann aus München herausgefahren werden, um sie in Germering sortieren zu können, und danach wieder in die Landeshauptstadt zum Verteilen gebracht werden.

Möglichen Widerstand gegen einen Umzug könnte es auch in Germering geben. Denn noch haben die Stadträte nicht öffentlich über das Thema debattiert. CSU-Stadträtin Gabriele Off-Nesselhauf, die auch dem Bauausschuss angehört, sagte am Dienstag, sie wisse nichts von Umzugsplänen der Post. Und sollte das Unternehmen ein Verteilzentrum in Germering errichten wollen, sei sie strikt dagegen. Schon jetzt "ersaufen wir im Verkehr", sagte die Stadträtin.

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