Liebe ist keine Frage der Religion. Liebe unterliegt keiner Regel oder Konvention. Um zu lieben, müsse man lediglich verrückt sein, ein bisschen meschugge eben, sagt Autorin Claudia Schwartz. In ihrem Buch: "Meschugge sind wir beide", erzählen Schwartz und ihr Mann Shaul Bustan ihre ganz eigene deutsch-israelische Liebesgeschichte. Erzählt wird dabei aus beiden Perspektiven. Sie ist Schauspielerin und Autorin, Bustan Komponist und Musiker. Schwartz kommt aus einer schwäbisch-katholischen Familie, ihr Großvater war Wehrmachtssoldat. Bustan ist Jude, Enkel eines Holocaustüberlebenden. Kulturelle und familiäre Hintergründe also, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Am Samstag, 23. März, stellen Schwartz und Bustan ihr Buch während der "Interkulturellen Woche" in Germering vor. Eine Mischung aus Lesung, Schauspiel und Musik zelebriert die deutsch-israelische Liebesgeschichte auf eine ganz besondere Weise. Die schauspielerische Performance bringt Lebendigkeit in die Lesung, indem Textpassagen abwechselnd gelesen und gespielt werden. Bustan begleitetet musikalisch auf der orientalischen Kurzhalslaute Oud. "Die Klänge spiegeln die Wüste und den Wind Israels wieder. Diese Musik beschreibt das Lebensgefühl meiner israelischen und auch der europäischen Wurzeln", sagt Bustan. Eigene Kompositionen wie auch bekannte israelische Lieder, die auf der Oud neu interpretiert werden, sollen seine Gefühle und Erlebnisse auf die Bühne tragen.
Beide Elemente unterstreichen die Authentizität des Buches, lassen Charaktere und Situationen für den Zuschauer wahrnehmbarer, greifbarer werden. Ganz besonders sei der Prolog, der genau das widerspiegele, worum es in dem Buch gehe, sagt Schwartz. Er stelle die unterschiedlichen Welten und Kulturen nebeneinander. Die Lesung bietet deshalb sowohl humorvolle wie auch tiefgängige Szenen. Diese sollen berühren und auch zum Nachdenken anregen.
Ein wichtiger Teil der Lesung ist deshalb der deutsch-israelischen Hochzeit des Paares gewidmet. Geheiratet wurde in einer katholischen Kirche in Berlin, mitten im Kiez. Auf der einen Seite die katholische Familie der Braut, die Hände demütig im Schoß gefaltet. Auf der anderen Seite die jüdische Familie, die dem Bräutigam freudestrahlend zuwinkt. Ein Abschnitt, der die kulturellen Differenzen ganz deutlich werden lässt, der aber auch zeigt: Liebe überwindet alles. Die Reaktionen der Familien seien ebenso unterschiedlich wie überraschend gewesen. "Der Großteil der Familie hat sich sehr darüber gefreut, dass wir heiraten, auch mein Großvater, der den Holocaust überlebt hat", erzählt Bustan. Andere wiederum hätten durchaus mit Vorurteilen reagiert.
Eine Bekannte von Schwartz habe sie vor der Hochzeit gefragt, ob sie nun jüdisch sei und eine Perücke tragen müsse. Die Vorurteile und das Unwissen seien die einzigen Schwierigkeiten gewesen, so Schwartz.
Die Kultur spielt nicht nur beruflich eine Rolle, sondern war gleichzeitig auch der Grund für die erste Begegnung der beiden: Sie lernten sich während eines Theaterstücks kennen. Sie war die einzige Schauspielerin, er der einzige Musiker. Für beide sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen - auch wenn sie anfänglich nicht wussten, wieso. Erst langsam hätten sie die Ähnlichkeiten in ihrem Gegenüber gespürt. Und das trotz unterschiedlicher kultureller Herkunft, Erziehung und Religion. "Ich hatte einfach das Gefühl, ich stehe meinem Spiegelbild gegenüber", sagt Schwartz.
Ob sie sich etwas von den kulturellen Gepflogenheiten des anderen abgeschaut haben? Beide stimmen energisch zu. "Ich plane mehr im Voraus als früher", sagt Bustan. So sei die Tatsache, dass die beiden ihre Hochzeit schon ein Jahr im Voraus angekündigt haben, auf israelischer Seite auf Unverständnis gestoßen. "Bei uns gibt man die Hochzeit etwa ein bis zwei Wochen vor dem Termin bekannt", erzählt Bustan.
Auch Schwartz hat sich verändert. Die deutsche Zurückhaltung sei einer eher frechen und vorlauten Art gewichen, der Chuzpe eben. So finden sich deutsche Korrektheit und israelische Chuzpe, genauso wie Spontanität und Planungssicherheit. Eine Geschichte voller Unterschiede, die allen Vorurteilen zum Trotz ihren ganz eigenen Weg geht.
"Meschugge sind wir beide", Lesung mit Claudia Schwartz und Shaul Bustan, Samstag, 23. März, von 19.30 Uhr an, Stadtbibliothek Germering. Eintritt neuen Euro