Germering:Das Gute im Menschen

Germering: Fühlt sich in der Wortfamilie wohl: Schriftsteller Anton G. Leitner tritt in der Cordobar auf.

Fühlt sich in der Wortfamilie wohl: Schriftsteller Anton G. Leitner tritt in der Cordobar auf.

(Foto: Volker Derlath/OH)

Die Wortfamilie Germering übt den offenen Diskurs

Von Zoe Englmaier, Germering

"In unserer heutigen Zeit hat sich etwas grundlegend geändert: Es gibt das Internet", erklärt Martin Pollok, Mitglied des Künstlerkreises "Germeringer Wortfamilie". Jeder kann unter einem falschen Namen alles "posten", ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. "Anonym traut man sich auch viel mehr", sagt Pollok. So erscheinen unter Beiträgen Hasskommentare, die persönlich und immer öfter auch politisch sind. "Anstatt darüber zu reden und auf die Meinung des anderen einzugehen, wird beschimpft." So bleibe die Fähigkeit zu Diskurs und Kompromissen auf der Strecke. Um ein positives Signal zu setzen, organisiert die Künstlergruppe das "Festival für ein friedliches Miteinander".

"Die Veranstaltung steht für demokratische Werte, ein gemeinschaftliches und friedliches Europa und die kritische Auseinandersetzung mit Fake News", betont Pollok. "Doch es ist keine Anti-Veranstaltung! Es soll etwas Positives und Neues entstehen, etwas das wachsen kann." Er selbst habe ein Raplied vorbereitet und werde zudem mit Ernst Froh die Moderation übernehmen.

Gespräche, verschiedene Perspektiven und Vielfalt stehen an diesem Abend im Fokus. So liest der Dichter Anton G. Leitner ebenfalls zwei seiner neuesten Gedichte vor, die "vordergründig Lachen erzeugen und hintergründig im Hals stecken bleiben sollen." Eines setzt sich mit der bayrischen Leitkultur auseinander, die zur Wiesnzeit statt zu einem friedlichen Miteinander eher zu einer Leidkultur wird. Das zweite Gedicht handelt von Abschied und dem Begriff des sicheren Herkunftslandes.

"Die antiken Themen der Dichtung sind meiner Meinung nach bis heute dieselben. So sollte Poesie stets vom echten Leben handeln, somit auch von der Entwicklung der Gesellschaft. Daher haben wohl auch einige meiner Gedichte mit Politik zu tun", erklärt Leitner.

Er ist gerne auf den Veranstaltungen der "Wortfamilie", da dort alle Generationen vertreten seien. "Am Liebsten ist mir ein gemischtes Publikum, denn sowohl Alt als auch Jung müssen sich nicht vor der Poesie fürchten. Ihnen soll klar werden, dass das Hören und Lesen von Gedichten Spaß machen kann."

Die Veranstaltung ist für Toleranz, den respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen und gegen Ausgrenzung. Diese Werte werden von Gästen aus Poetry, Literatur, Kunst und Musik in unterschiedlicher Form präsentiert. So liest der Rezitator und Sprecher Gerhard Salz, und die "AG Poetry" des Carl-Spitzweg-Gymnasiums hat verschiedene Texte zu den Themen Miteinander und Freiheit vorbereitet.

Das Konzert "#wirsindmehr" in Chemnitz mit 65000 Teilnehmern inspirierte Pollok. "Ich fand die Idee gut. Außerdem muss nicht immer etwas Schreckliches passieren, damit es zu einer Veranstaltung wie dieser kommt." Der Abend steht unter dem Begriff Humanismus. Willkommen sind Gäste jeden Alters, jeder Herkunft und Meinung. "Es geht um den Menschen und das Gute an sich."

Freitag, 16. November, Beginn: 20 Uhr, Jugendbegegnungsstätte Cordobar Germering, Bahnhofsplatz 16, Eintritt frei

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