Umzug der Post:CSU wirbt für Briefzentrum

Umzug der Post: Gelbe Wand: Einwohner des Altdorfs von Germering befürchten, dass sie nach dem Bau eines Briefzentrums auf eine weitere Hallenfassade wie die der DHL schauen werden. Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard, Planerin für die Post, will dies mithilfe von vielen Bäumen verhindern.

Gelbe Wand: Einwohner des Altdorfs von Germering befürchten, dass sie nach dem Bau eines Briefzentrums auf eine weitere Hallenfassade wie die der DHL schauen werden. Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard, Planerin für die Post, will dies mithilfe von vielen Bäumen verhindern.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Stadträte der Christsozialen erhoffen sich mehr Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen für Germering. In den anderen Fraktionen herrscht dagegen Skepsis gegen das Großprojekt

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Auseinandersetzung über die Ansiedelung eines Briefzentrums der Deutschen Post in Germering wird spannend. Die Diskussion im Bauausschuss zeigte am Dienstag, dass sich Befürworter und Gegner in zwei etwa gleich großen Lagern gegenüberstehen. Erstmals debattierten die Stadträte das Thema öffentlich - und der Meinungsaustausch dauerte zwei Stunden, eine für Germeringer Verhältnisse lange Zeit. Ein Beschluss wurde nicht gefasst, das Anliegen der Post steht am 9. April nochmals auf der Tagesordnung des Bauausschusses.

Die Diskussion hätte auch ganz rasch beendet werden können, wenn es nach CSU und SPD gegangen wäre. Wolfgang Andre (CSU) und Robert Baumgartner (SPD) sagten zu Beginn der Diskussion, ihre Fraktionen hätten sich bereits eine Meinung gebildet und könnten rasch abstimmen. Das wollten die Grünen aber nicht. Fraktionssprecherin Agnes Dürr beharrte auf einer ausführlichen Abwägung des Für und Wider eines Briefzentrums. Schließlich wurde das Thema zum ersten Mal in einem Ratsgremium besprochen und hat allein aufgrund der Größe des bebauten Grunds im Gewerbegebiet Nord eine weitreichende Wirkung für die Stadt. Dürr setzte sich durch, und es entspann sich eine lange Diskussion, die auch zeigte, dass bei CSU und Grünen Zustimmung und Ablehnung nicht einhellig sind. So ließ Barbara Hagmann (Grüne) Sympathie für die Planungen der Post erkennen. Ein großes Gebäude, ausgestattet mit einer Dachbegrünung und einer Fotovoltaikanlage, benötige wohl weniger Fläche als mehrere kleine Gewerbebetriebe, sagte sie.

Umgekehrt sparte CSU-Stadtrat Eduard Sammiller nicht mit Kritik an dem Projekt. Auch wenn die Halle außen begrünt wird, bleibe sie eine große Halle, sagte er zur Dimension des Bauvorhabens. Auch das Argument der Arbeitsplätze wollte er so nicht gelten lassen. Ob Einwohner Germerings wirklich in nennenswerter Zahl im Briefzentrum Arbeit finden werden, das werde sich erst in einigen Jahren herausstellen. Peter Klotz (FDP) zeigte sich ebenfalls skeptisch. Entscheidungsgrundlage ist seiner Meinung nach die Frage, ob einem das Gebäude gefalle oder nicht. Sein Eindruck sei, dass die Bürger die große Halle nicht wollten, sagte er.

Die CSU-Fraktion will hingegen das Briefzentrum, jedenfalls in ihrer großen Mehrheit. Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre bezeichnete das Vorhaben als "Chance für Germering". Wer die Zahl der Berufspendler senken wolle, der müsse Arbeitsplätze in Germering schaffen. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) unterstützte diese Aussage. Er verwies auf eine Erhebung, die belegt, dass die Zahl der Germeringer, die außerhalb des Stadtgebiets arbeiten, stetig steigt. Demnach führt der Arbeitsweg momentan 14 000 Germeringer aus der Stadt hinaus, nur 5000 Personen kommen nach Germering, um dort zu arbeiten. In diesem Missverhältnis sehen auch die Geschäftsleute ein Problem für die Stadt. Denn die Berufstätigen kauften auch häufig dort ein, wo sie ihren Arbeitsplatz haben, sagte Katrin Schmidt. Die CSU-Stadträtin ist Buchhändlerin. Kämen die Mitarbeiter der Post nach Germering, dann bedeute dies mehr Kunden für die Geschäfte. Ähnlich argumentierte auch Wirtschaftsreferent Albert Metz. Ein so großes Gebäude, wie es die Post plane, benötige für den alltäglichen Betrieb auch lokale Handwerker.

Ein Argument für die Ansiedelung ist auch die Gewerbesteuer. Schmidt und ihr Fraktionskollege Franz Senninger wiesen auf die gute und teure Infrastruktur von Germering hin. Die Stadtpolitik müsse sich auch um Einnahmen bemühen, sagten sie und warnten vor wirtschaftlich schlechteren Zeiten, in denen Leistungen gekürzt werden müssten. Auch das Verkehrsargument will die CSU nicht gelten lassen. An einem Samstag sei die Zahl der Fahrten zum Gep und den beiden großen Märkten im Gewerbegebiet zehnmal so groß, wie es für pro Tag für das Briefzentrum prognostiziert wird, sagte Senninger.

Die SPD-Fraktion will gegen das Vorhaben stimmen. Fraktionssprecher Robert Baumgartner kündigte eine Ablehnung an. Die Fraktionsmitglieder hätten sich intensiv mit dem Projekt auseinandergesetzt, und einige Punkte gefielen ihnen gar nicht. Baumgartner nannte als einen Ablehnungsgrund die Versiegelung. 44 000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche verschwänden unter dem Hallenbau, sagte er, was der Größe von sechs Fußballfeldern entspreche. Projekte dieser Größenordnung gehörten in ein großes Gewerbegebiet und nicht nach Germering. Außerdem befürchtet die SPD eine starke Zunahme des Verkehrs in der Stadt und auf den Autobahnen. Dort herrsche jetzt schon allmorgendlich Chaos, sagte Baumgartner.

Zu groß dimensioniert ist das Vorhaben der Post auch der ÖDP-Stadträtin Karin Sepp. Für den Erhalt einer freien Fläche warb Agnes Dürr. Die Stadt dürfe nicht alles zubauen lassen, sagte sie. Germering beraube sich künftiger Gestaltungsmöglichkeiten. Fraktionskollegin Angelika Kropp-Dürr kritisierte, dass die Verkehrsprognose, die Projektleiter Thomas Schlickenrieder in der Sitzung vorlegte, die Autofahrten der Mitarbeiter nicht enthält. Außerdem misstraut sie den Angaben zu den Arbeitsplätzen. Die Post werde, wie andere Unternehmen auch, in den kommenden Jahren Arbeitsplätze abbauen, vermutete sie und verwies sie auf die langen Schlangen am Postschalter in Germering.

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