Germering:Cabrios geben sich zugeknöpft

136 Oldtimer starten zur Classic-Rallye. Bei nasskaltem Wetter fahren nur die ganz Harten mit offenem Verdeck - oder die, die gar keins haben

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Bei gerade mal neun Grad Celsius ist Cabrio-Fahren nicht unbedingt ein großes Vergnügen. Auch wenn bei einer Oldtimer-Rallye die Liebhaber alter Autos gerne ihr liebstes Stück vorführen. "Einige haben ihre Autos getauscht, als klar war, dass man am Sonntag fröstelt", erzählt Pascal Kapp. Der Germeringer Rallyeveranstalter stand selbst tapfer zwei Stunden lang bei der "Zehn-Seen-Classic-Rallye" an der Startlinie vor dem Kreisel an der Unteren Bahnhofstraße und stellte jedes Auto mit Insassen den umstehenden Zuschauern vor.

Oldtimer-Rallye

Mit Bigblock unter der Haube und atemberaubenden Flügeln am Heck: Der Cadillac von Franz Wecken aus Gröbenzell.

(Foto: Günther Reger)

136 Oldtimer fahren vor und werden von Kapp im Minutenabstand auf die Strecke nach Murnau und zurück geschickt. Die mitfahrenden Cabrios haben ihr Verdeck hochgeklappt. Mit Startnummer 104 kommt dann doch ein Cabrio ohne Verdeck vorgefahren. Der Anblick von Werner Friedrich und Tochter Alexandra als Beifahrerin lässt beim Beobachter Mitleid aufkommen. Sie sitzen in einen englischen Riley Special aus dem Jahre 1938, der 110 PS auf die Straße bringt und noch für 170 Sachen Spitzentempo gut sein soll. "Das Auto hat kein Dach, deshalb müssen wir offen fahren", sagt Friedrich, der aus München-Neuaubing kommt. Beide haben sich dicke Kapuzenjacken angezogen. Ob sie die wirklich um die sechs Stunden lang warm halten können?

Oldtimer-Rallye

Klassischer geht's kaum: Ein Volant garantiert ohne Airbag und Rundinstrumente mit Chromfassung.

(Foto: Günther Reger)

Viele schöne, weil gut gepflegte alte Autos kommen nacheinander an die Startlinie gefahren und werden von Kapp in amüsanter Weise kommentiert. Autos bis zum Baujahr 1992 dürfen mitfahren. Deshalb sieht man einen Haufen BMW, Mercedes oder auch schon VW Golf. Das eine oder andere Auto bezeichnet Kapp als "Buchhalterauto". Das ist ein Fahrzeug ohne "Schnick-Schnack", so Kapp. "Dieses Auto war damals den Direktoren vorbehalten", sagt er, als ein Mercedes 300 SEL auf die schwarz-weiß gewürfelte Startflagge wartet. Die schwarze Limousine aus dem Jahre 1969 verfügt über 250 PS. Spektakulär sieht natürlich die Corvette C3 aus dem Jahre 1971 aus. Das flache Geschoss in Ontario-Orange schöpft aus 5,7 Liter Hubraum satte 300 PS. Ebenso beeindruckend ist der Pontiac Trans Am aus dem Jahre 1978 mit sogar 6,6 Liter Hubraum.

Dass die Oldtimer nicht nur zu Hause in einer Garage stehen, sondern auch gefahren werden, ist wichtig. Kapp bringt es auf den Punkt: "Autos gehen vom Stehen kaputt, nicht vom Fahren." Als letzte Autos gehen ein Volvo PV 444 aus dem Jahre 1957 und ein BMW 3.0s mit 180 PS, Baujahr 1971, auf den Rallyeparcours. Bereits nach einer halben Stunde Fahrt müssen die Autos ihre erste Prüfung bestehen. Nein, nicht die Autos, sondern die Fahrer. "Da steht ein Mitarbeiter am Straßenrand und gibt ihnen einen Fragebogen zu den Seen, die kommen werden", kündigt Kapp an. "Die Fragen müssen sie in 60 Sekunden beantworten."

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