Germering:Große Bescherung in Sankt Martin

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Warten auf die, die beschenkt werden möchten: Teilnehmer an Tischen des Verschenkemarkts im Pfarrsaal von Sankt Martin. (Foto: Jana Islinger)

Gut einen Monat vor Weihnachten gibt es in der Germeringer Pfarrei viele Präsente. Alt und Jung besuchen den Verschenkemarkt und nehmen gern mit, was andere hergeben.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Kaum ist der Gemeindesaal von Sankt Martin geöffnet, strömen Besucherinnen und Besucher hinein und bevölkern die vielen Tische. Die sind randvoll bestückt mit Gläsern, Büchern, Zeitschriften, Spielen für Erwachsene und Kinder oder auch vielen Textilien. Kochtöpfe, diverse Deko-Materialien, Christbaumkugeln und ein Experimentierkasten warten darauf, verschenkt und mitgenommen zu werden. Vieles geht schnell weg. Erste große Taschen werden gefüllt, und die neuen Besitzer verlassen nach wenigen Minuten den Raum.

Da kommt Skepsis bei den Machern von „Bündnis Zukunft Germering“ auf. „Weiterverkaufen ist nicht erlaubt“, ermahnt dann auch Stefanie Pockrandt-Gauderer am Ausgang einige Beschenkte. Vermeiden lässt sich das Weiterverkaufen kaum. Pockrandt-Gauderer vom Bündnis-Vorstand hat da schon Erfahrung im „Tauschhaus“ der Initiative an der S-Bahnstation Harthaus sammeln können. Auch dort komme es vor, dass schon mal ein Transporter vorfahre und die Regale wahllos leerräume oder Fahrradfahrer ihren Korb vollpacken.

Schönes und Nützliches: Blick auf einen Gabentisch. (Foto: Jana Islinger)

Alexandra Schütz, Organisatorin des jährlichen „Verschenkemarkts“, wie dieser offiziell heißt, zieht nach 45 Minuten eine erste positive Bilanz: „Alle Altersschichten sind gekommen, so wollen wir das.“ Kinder, Senioren, Familien und Flüchtlinge aus den Germeringer Unterkünften zählt sie auf. „Hier darf man finden und sich überraschen lassen“, beschreibt Schütz das Prinzip dieses Samstagvormittags. Sonst werde ja immer genau gesucht.

Augenscheinlich sind es viele ältere Germeringerinnen und Germeringer, die hinter den Tischen stehen und Geschenke machen. So auch Maria und Wolf-Dieter Gatzke. Sie sind zum zweiten Mal da. Die Wetterstation, die Käsemühle und auch das Schoko-Fondue hat schon jemand mitgenommen. Eine Luftmatratze ist noch da. „Das ist Sommerware“, sagt Maria Gatzke. Auch die Reisemagazine liegen noch auf ihrem Tisch.

Eine Vierjährige freut sich über ein Puppenhaus

„Wir haben so viele Bücher, Schallplatten und CDs“, erzählt Wolf-Dieter Gatzke, „von denen trennt man sich gerne.“ Es helfe, einen kleinen Bedarf zu decken. So sieht es Theodor Kreis sicherlich auch. Modeschmuck, das Keramikengelchen oder Schlüsselbänder haben neue Eigentümer gefunden. Eine schöne kleine Laterne, die leider keine Musik mehr macht, noch nicht. Auch Corona-Masken sind im Herbst 2024 endgültig zum „Ladenhüter“ geworden.

Organisatorinnen des Markts (von links): Stefanie Pockrandt-Gauderer, Alexandra Schütz und Ramona Blättner. (Foto: Jana Islinger)

Vorn im Saal freut sich ein vierjähriges Mädchen, dass ihre Mutter ein wunderschönes Puppenhaus samt Inhalt und Figuren wegträgt. Pockrandt-Gauderer wiederholt das Wiederverkaufsverbot, die Mutter ignoriert sie, weil sie offenbar kein Deutsch versteht. Die Eltern Michaela und Stefan haben für ihre zweijährige Tochter Yara eine Christbaumkugel eingepackt und Pixi-Bücher. „Wir verschenken auch gerne“, sagt die Mutter. Man müsse aufpassen, dass man nicht zu viel Zeug zu Hause hat.

Die Schwestern Tanja und Sandra Berger haben sich für Nordic-Walking-Stöcke entschieden und Christbaumkugeln aus Glas. „Das sind ganz alte wunderschöne Kugeln“, sagen die Schwestern und freuen sich. Strandmatten für die Eltern ragen auch aus der Tasche heraus. Dazu noch eine Fahrradkühltasche für den Vater und Wolle für die Mutter.

Nach einer Stunde leert sich der Gemeindesaal. Am Tisch von Iris Gabriel sind kleine Fastnachtsmasken noch da. Sie hatte sie geerbt und lange aufgehoben, weil sie noch mit dem Herzen drangehangen habe. „Jetzt will ich sie weggeben“, sagt Gabriel. Es kann aber auch sein, dass sie ihr bleiben. Geschenkt bekommen oder verschenken? Beides macht Menschen gute Gefühle – so sollte es sein.

Auch Antiquitäten werden angeboten. (Foto: Jana Islinger)

Organisatorin Alexandra Schütz ist davon überzeugt, dass das so stimmt. „Schlawiner gibt es überall“, sagt sie, aber das ist für sie nicht die Regel. Jedenfalls habe sich der enorme Aufwand, inklusive Auf- und Abbau gelohnt. Das Verschenken geht übrigens nahtlos im „Tauschhaus“ weiter. „Da ist auch viel los“, berichtet Pockrandt-Gauderer. Gerade vor Weihnachten werde viel dorthin gebracht, sodass man beim Verschenkemarkt zwei Tische füllen konnte. Mit dem Schnee hielt jetzt aber die Dunkelheit im Container Einzug. „Mit dem Schnee auf den Solarmodulen gab es keinen Strom“, so die Betreuerin des Tauschhauses. Ohne Strom müsse man dort früher zusperren.

 

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