Germering:Bauern als Umweltzerstörer

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Grünen-Landtagsabgeordneter Sepp Dürr rechnet auf einer Veranstaltung seiner Partei in der Germeringer Stadthalle mit der konventionellen Landwirtschaft ab

Von Andreas Ostermeier, Germering

Für den Grünen-Landtagsabgeordneten und Biobauern Sepp Dürr gehört die konventionelle Landwirtschaft zu den größten Umweltzerstörern. Diese Form von Landwirtschaft produziere nicht nur Lebensmittel, sagte er auf einer Veranstaltung seiner Partei in Germering, sondern ebenso systematisch schwere ökologische Probleme. Verdichtete Böden, mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln belastetes Trinkwasser, Massentierhaltung oder Artensterben: So, wie die Landwirtschaft momentan betrieben wird, richte sie die Naturräume zugrunde, sagte Dürr. Und damit nicht genug: Auch die Bauern geraten unter die Räder. Dürr kritisierte, dass die Landwirte in einem hohen Maße von Prämien lebten. Solche sollten sie jedoch nur erhalten, wenn sie qualitativ gute Lebensmittel produzierten und die Anbaumethoden sowie die Haltung der Tiere nicht die Umwelt schädigten. Das Handeln der Landwirte müsse einen Wert für die Gesellschaft darstellen, forderte Dürr.

Doch oft ist nach den Worten des Grünen-Politikers das Gegenteil der Fall. Den durch schwere Maschinen verdichteten Böden - Dürr verglich sie mit den durch Bebauung versiegelten Flächen - fehlt die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Immer öfter führten starke Regenfälle deshalb zu Überschwemmungen, sagte der Landespolitiker. Als Beispiel für gesellschaftlich wertvolles Handeln nannte er hingegen den biologischen Landbau, der sich um die Auflockerung der Böden und den Aufbau von Humus bemühe. Ein aufgelockerter Boden könne nicht nur mehr Regenwasser aufnehmen, er binde auch das Klimagas Kohlendioxid und wirke dadurch der Erderwärmung entgegen, sagte Dürr.

Der Landtagsabgeordnete aus Germering kritisierte auch die bayerische Landwirtschaftspolitik. Es könne keine Rede davon sein, dass der Freistaat besser dastehe als Bundesländer mit Großlandwirtschaft. So fördere auch Bayern die Massentierhaltung mit all ihren negativen Folgen, beispielsweise der Belastung des Trinkwassers mit Nitrat. Was den Weidegang der Kühe angeht, liege der Freistaat im bundesweiten Vergleich ziemlich weit hinten, sagte er. Trotz der Almidylle mit grasenden Kühen am Berghang ist laut Dürr Tatsache: "Zwei Drittel aller Kühe kommen nie auf die Weide." Um die mit der Herstellung von Lebensmitteln Hand in Hand gehende Umweltzerstörung zu vermindern und sogar zu vermeiden, forderte der Grünen-Politiker eine Unterstützung der Biobauern. So sei im benachbarten Österreich ebenso wie im benachbarten Baden-Württemberg der Anteil der Biobauern an den Landwirten viel höher als im Freistaat. Den Grund dafür sieht Dürr in der Politik der CSU-Regierung, die die Biobauern absichtlich klein halte. Ökologisch wirtschaftende Landwirte, die auf Pestizide und synthetische Dünger verzichten und ihre Tiere artgerecht halten, müssten aber mehr unterstützt werden als andere Bauern, sagte der Landtagsabgeordnete.

Er forderte zudem, nur Landwirte, die in öffentlichem Interesse handelten, sollten Geld vom Staat erhalten. Auch möchte er das Verursacherprinzip durchsetzen. Wer zur Nitratbelastung von Trinkwasser beitrage, der müsse für die Reinigung bezahlen, sagte Dürr. Schließlich will der Grünen-Politiker den Einsatz von Pestiziden besteuern, um mit deren Hilfe angebaute Nahrungsmittel zu verteuern. Städte, Gemeinden und Landkreise forderte er auf, beim Einkauf für die Küchen in Schulen, Kindertagesstätten oder Krankenhäusern regionale und ökologische Produkte zu bevorzugen.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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