Germering:Aus Wertschätzung gegenüber der Verwaltung

Die Germeringer Grünen wollen finanzielle Zulagen auch in der Coronakrise erhalten. Das haben sie bei einer Klausur beschlossen. Weitere Schwerpunkte in den kommenden Monaten sollen Klimaschutz, Inklusion und Angebote für junge Leute werden

Von Ingrid Hügenell, Germering

Bei einer Klausurtagung haben die Stadträte der Grünen ihre Arbeitsschwerpunkte für das zweite Halbjahr 2020 festgelegt. Bei der Bekämpfung der Auswirkungen der Coronakrise wollen die Grünen die Verwaltung unterstützen - auch dahingehend, dass sie nicht wollen, dass an den Personalkosten gespart wird. Die Großraum-München-Zulage solle beibehalten werden, sagten Fraktionssprecherin Agnes Dürr und Dritte Bürgermeisterin Sophie Schuhmacher, als sie kürzlich die Ergebnisse der Tagung vorstellten.

Beförderungen sollten nicht verschoben werden. Zum einen sei das als Zeichen der Wertschätzung für die Verwaltung zu sehen, sagte Dürr weiter. Zum anderen gehe es auch darum, das soziale Klima zu sichern und das Personal an die Stadt zu binden. Ebenso müssten Zuschüsse an Vereine und die Jugendförderung auch in der Krise beibehalten werden.

Ein wichtiger Aspekt sei für die Grünen die Einnahmenseite, so Dürr. So könne man, wenn Baurecht geschaffen werde, einen Teil des Wertzuwachses abschöpfen. Das sei rechtlich schwierig, bedenken könne man es dennoch. Einfacher umzusetzen ist ein weiterer Vorschlag: die Preise anzuheben für Vermietung der Stadthalle an Externe. Dürr gehört der Konsolidierungsgruppe der Stadt an, die Ideen sammelt, wie man die finanziellen Auswirkungen der Coronakrise stemmen kann.

Ein wichtiger Punkt bei der Klausur war Schuhmacher zufolge das Thema Zusammenleben. Mit dem Abiturienten und neu gewähltem Stadtrat David Kulbe habe sie überlegt, wie man Veranstaltungen in der Stadthalle für junge Leute attraktiver machen könnte. Dazu brauche es wirklich attraktive Ermäßigungen, ähnlich wie in München, wo Schüler, Azubis und Studenten teils für unter zehn Euro Konzerte, Theater oder die Oper besuchen könnten. "Es ist natürlich nicht besonders attraktiv, so einen Antrag jetzt zu stellen", sagte Schuhmacher. Dennoch halte sie es für richtig, "weil uns die Bedeutung der Kultur jetzt nochmal bewusst geworden ist." Junge Leute sollten lernen, kulturelle Angebote zu schätzen.

Außerdem bräuchten sie auch im Herbst und Winter Möglichkeiten, sich draußen, aber dennoch geschützt zu treffen. Solche wollten die Grünen schaffen, sagte Schuhmacher, etwa in großen, an drei Seiten geschlossenen Zelten. Dort würden weniger strenge Corona-Schutzvorschriften gelten als in Innenräumen. "Es gibt noch keine Patentlösung", sagt Schuhmacher. "Wir wollen ausloten, was möglich ist."

Inklusion statt Integration wollen die Grünen bei Veranstaltungen wie dem Stadtfest einführen. Nicht die Verschiedenartigkeit, sondern die Gemeinsamkeiten der Besucher sollten betont werden. Einbezogen werden sollen alle Formen der Diversität. Die Grünen wollen auch herausfinden, ob und welche Probleme Angehörige der LGBTQ-Gemeinschaft in der Stadt haben.

Ein besonders wichtiges Thema ist für die Grünen natürlich der Klimaschutz, und dabei der Einsatz regenerativer Energien. Besonders geachtet werden soll auf die Energieeinsparung. Deshalb soll die Energieberatung bekannter gemacht werden, weil sie eine "große Wirkung mit kleinen Mitteln" entfalte.

Eigentümergemeinschaften sollen gezielt angesprochen und auf Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden, etwa die Installation von Solaranlagen. Im öffentlichen Raum soll auf die Artenvielfalt geachtet werden. Aufmerksam verfolgen die Grünen, wie sich die Verbote von Schottergärten in Baden-Württemberg und in Erlangen auswirken, wobei Dürr sagte, sie setze lieber auf Freiwilligkeit.

Außerdem werden die Grünen darauf achten, dass in der Stadt wirklich tausend Bäume neu gepflanzt werden, wie es die CSU in ihrem Wahlprogramm versprochen hat. Auf die Einhaltung dieses Versprechens wolle man pochen. "Das unterstützen wir ausdrücklich", sagte Dürr.

Die Fraktion der Grünen ist mit neun Sitzen zweistärkste Kraft im 40-köpfigen Germeringer Stadtrat, fünf ihrer Stadträte wurden im März neu in das Gremium gewählt. Deshalb sollte die Klausur auch dem Kennenlernen dienen. Leider sei es wegen Corona nicht möglich gewesen, aufs Land zu fahren und irgendwo über Nacht zu bleiben, sagte Schuhmacher. Die Fraktion ging im Sitzungssaal des Rathauses in Klausur, zum persönlichen Kennenlernen musste das Mittagessen genügen.

Noch im August wird es zudem eine Premiere geben: Sophie Schuhmacher wird erstmals als Dritte Bürgermeisterin den Oberbürgermeister vertreten. Mit Unterstützung der Verwaltung werde sie das schon hinbekommen, da ist sich die Studentin sicher. Für den Fall, dass ihr freie Zeit bleibe, werde sie ihre Bücher und Ordner mit ins Rathaus nehmen und dort fürs Staatsexamen lernen. Schuhmacher studiert Deutsch und Geschichte fürs Lehramt.

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