Germering:Aus Morigl wird Moser

Puchheimer VW- und Audi-Händler übernimmt Germeringer Traditionsbetrieb. Damit kehrt er zurück zu den Wurzeln.

Petra Fröschl

Das 1949 gegründete Autohaus Morigl im Germeringer Stadtteil Harthaus wird unter einem neuen Namen weitergeführt: Am 1. Oktober will Karl-Josef Moser die Firma mit ihren verbliebenen 25 Mitarbeitern übernehmen. Moser ist Chef von drei Autohäusern in Puchheim, sein Familienbetrieb hat 74 Mitarbeiter. Mit dem Zukauf von Morigl geht er auf Expansionskurs: "Germering ist ein interessantes Gebiet mit guten Wachstumschancen", sagt Moser. Insolvenzverwalter Rolf Pohlmann und Betriebsrats-Vorsitzender Thaddäus Kuczera begrüßen die Lösung.

Seit die Morigl GmbH Anfang Juni einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München stellte, war der Betrieb unter Pohlmanns Aufsicht weitergeführt worden. "Die Ausgangssituation war extrem schwierig", sagt der Anwalt. Die Pachtverträge für die zwei Immobilien an der Landsberger Straße seien bereits gekündigt gewesen und die Verpächterin, hinter der die Morigl-Erben stehen, habe die Herausgabe der Häuser verlangt, um diese anderweitig nutzen zu können. Hinzu kam, dass die Geschäftsbeziehung zwischen Autohaus und Verpächterin auf persönlicher Ebene "erheblich belastet" gewesen sei.

Der Volkswagen-Konzern kündigte direkt nach dem Insolvenzantrag die Service- und Händlerverträge, schnitt die Lieferwege für Ersatzteile ab und ließ seine Position zum Standort Germering lange offen, so Pohlmann. Zudem habe sich die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation recht lange hingezogen, weil die Buchhalterin drei Wochen vor dem Antrag gekündigt hatte.

Der Anwalt ließ daraufhin verschiedene Sanierungsoptionen prüfen. "In unserer Kanzlei gingen zahlreiche Anfragen ein", berichtet er - von reinen Grundstücksinteressenten über freie Werkstätten bis hin zu einer großen Prüforganisation. Nach diversen Gesprächen und Analysen habe sich abgezeichnet, dass das Autohaus verkleinert werden muss: Vor gut einem Monat wurde das alte Stammhaus geschlossen, zudem habe man 14 von 52 Beschäftigten kündigen müssen, so Pohlmann. Andere Mitarbeiter machten den Schritt von sich aus, so dass das Team auf etwa 25 Kollegen schrumpfte.

Sie führen den Betrieb nun im Neubau auf der anderen Seite weiter - zwar nicht als Vertragswerkstatt, aber nach Herstellervorgaben und mit Originalteilen. Das Stammhaus haben die Besitzer an einen Projektentwickler verkauft, der dort ein Seniorenheim errichten möchte. Für den Audi-Neubau wurde mit der Verpächterin jedoch ein Kompromiss erzielt - er kann erhalten bleiben. Auch VW ist laut Pohlmann einverstanden, den Standort unter bestimmten Voraussetzungen beizubehalten. Am Dienstag hat das Amtsgericht das Insolvenzverfahren eröffnet, die zu stemmende Liquiditätslücke beträgt mehr als zwei Millionen Euro.

Dass Karl-Josef Moser ein Übernahmeangebot abgab, ist für Pohlmann ein Glücksfall. Der 50-Jährige betreibt am Aubinger Weg in Puchheim ein Opel-, Audi- und VW-Autohaus, ist seit 30 Jahren im Geschäft und laut Pohlmann "einer der potentesten Investoren, die wir gewinnen konnten".

Für Moser wiederum war die örtliche Nähe ausschlaggebend, außerdem kehrt seine Firma nun zu den Wurzeln zurück. "Mein Vater hat sich 1968 auf dem jetzigen Stadthallengelände selbständig gemacht", erzählt er. Der Geschäftsmann hat es sich zum Ziel gesetzt, das Germeringer Autohaus gemeinsam mit den Mitarbeitern zukunftsfähig zu machen und es als Einheit mit Puchheim zu präsentieren. "Ich bin guter Dinge, dass uns das gelingt", meint er.

Bevor Moser den Betrieb am 1. Oktober übernimmt, muss kommende Woche noch der Gläubigerausschuss zustimmen. Pohlmann ist sich dessen jedoch ziemlich sicher. Nach seinen Angaben wird es bis Ende September noch einige Sonderkonditionen geben. Die Fahrzeuge, die bis dahin nicht verkauft sind, sowie ein Großteil des Inventars samt Werkzeugen und Möbeln werden dann versteigert. Weil viele Haftungsansprüche geprüft werden müssen, wird sich das Insolvenzverfahren einige Jahre hinziehen.

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