Von Südkorea nach Rom:Meilenweit gegen Atomkraft

Von Südkorea nach Rom: Pilger gegen Atomkraft: Won-Young Lee wandert von Südkorea nach Rom zum Papst.

Pilger gegen Atomkraft: Won-Young Lee wandert von Südkorea nach Rom zum Papst.

(Foto: Bund Naturschutz/oh)

Professor Lee macht auf dem Weg zum Papst am Sonntag in Germering Station

Von Peter Bierl, Germering

Aus Protest gegen Atomkraft wandert Won-Young Lee von Südkorea nach Rom zum Papst. Die Strecke ist etwa 11000 Kilometer lang, der Professor legt sie in Etappen zurück. Am Sonntag um 9 Uhr startet Lee vor der Stadthalle Germering auf dem Weg nach Eresing. Von dort geht es weiter Richtung Lindau und über die Alpen.

Won-Young Lee ist emeritierter Professor für Städtebau an der Universität in Suwon und hat sich 2017 zu dieser Pilgerreise entschlossen. Anlass ist das destruktive Potenzial, die Freisetzung von Radioaktivität beim Uranabbau, im Normalbetrieb der Anlagen, beim Transport von Brennstoffen und der Lagerung des Atommülls. Insbesondere die drei Unfälle von Three Miles Island (USA), Tschernobyl (UdSSR) und Fukushima (Japan) haben den Wissenschaftler motiviert. "Trotzdem haben die Vereinten Nationen und die Menschen nichts unternommen, um die Gefahr einzudämmen, die von der Atomkraft ausgeht. Gerade im Hinblick auf die nachfolgenden Generationen dürfen wir die Alternativen zur Atomenergie nicht weiter ignorieren - das ist eine Gewissensfrage", sagt er. Lee findet es schlimm, wenn Eltern ihren Kindern Atommüll hinterlassen, der noch zehntausende von Jahren weiter strahlen wird. "Noch schlimmer ist es, ihnen vorzuleben, dass dies angeblich kein Problem ist. Das ist der Weg zur Selbstzerstörung. Dieser Zorn ist das Motiv für diese Pilgerreise", sagt er.

Der Bund Naturschutz (BN) arbeitet seit langem mit Lee zusammen und hat 2012 ein gemeinsames Memorandum für eine Welt ohne Atomkraft unterschrieben. Darin setzen sich die "Koreanische Gesellschaft für den Ausstieg aus der Kernenergie" und der BN für den Atomausstieg und eine ökologische Energiewende ein. Die Diskussion in Südkorea wird vom Schwesterverband Friends of the Earth Korea (Kfem) maßgeblich vorangetrieben worden. Kritische Professoren und buddhistische Gemeinden haben sich dort an die Spitze der Bewegung gesetzt.

Der BN-Kreisverband unterstützt die Pilgerreise von Lee. Angesichts der Einstufung von Atomkraft als "grün" durch die EU-Kommission, dem geplanten Neubau von Anlagen in Frankreich und Vorschlägen von Politikern hierzulande, den Ausstieg zu stoppen, sei der Protestmarsch ein klares Zeichen gegen diese hochgefährliche Technik, argumentieren die Naturschützer.

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