Geringer Bedarf:Landwirtschaftsschule schließt

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Schulleiterin, Landrat, Bauern und Abgeordnete werden vom Beschluss des Ministeriums überrascht

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die Landwirtschaftsschule in Puch wird geschlossen. Das ist am Dienstag bekannt geworden. Im vorigen Jahr hatte der neue Schülerjahrgang seine Ausbildung nur mit einer Ausnahmegenehmigung nach einer Intervention aus der Politik antreten können. Es hatten sich nur zwölf und damit zu wenige Schüler angemeldet. Die Schule gehört zum Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck. Den Abschluss bildet die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister. Die Schule ist erst vor acht Jahren neu errichtet worden.

Sowohl Schulleiterin Marianne Heidner, Georg Huber, Kreisobmann des Bauernverbands, wie auch Landrat Thomas Karmasin und die örtlichen Landtagsabgeordneten wurden über die Entscheidung nicht vorab informiert. "Ich bin einigermaßen irritiert", sagte Huber am Mittwoch auf Anfrage. "Wir waren nicht eingebunden", sagte Karmasin. "Das wurde völlig geheimgehalten." Er finde das Vorgehen erstaunlich, verärgert sei er aber nicht, zumal die Schule immer weniger Schüler gehabt habe.

Hans Friedl, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler aus Alling, kann die Entscheidung hingegen nicht nachvollziehen. Er bezeichnet sie als "Schlag in das Gesicht der Region". Gleichwohl nennt Friedl in seiner Stellungnahme Gründe dafür, dass der Schule die Schüler abhanden kamen: Bei der Ausbildung zum Landwirt zeige sich die Tendenz, den universitären Abschluss in den Vordergrund zu stellen.

"Das muss man verstehen", sagt Heidner dazu, dass auch sie vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Sie erfuhr erst am Mittwoch von AELF-Leiter Günter Biermayer von dem Beschluss. Die Schließung schmerze sie: "Wir sind sehr traurig." Die Schulleiterin geht davon aus, dass die jungen Leute, die im Herbst das dritte Semester an der Landwirtschaftsschule antreten werden, ihre Ausbildung auch in Fürstenfeldbruck abschließen können. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Schüler woanders hinmüssen." Zugleich freue sie sich, dass die Hauswirtschaftsschule erhalten bleibe. Sie ist Heidner zufolge immer gut ausgelastet. Nun will die Schulleiterin zusammen mit dem Landkreis, der Sachaufwandsträger ist, ein Konzept aufstellen, wie die Räume der Landwirtschaftsschule künftig genutzt werden können.

Dazu gibt es einige Möglichkeiten. So könnten mehr Seminare und Fortbildungen für Landwirte angeboten werden. Ausweiten könnte man auch das "Bildungsprogramm Landwirt". Die kurz Bi-La-Kurse genannten Veranstaltungen richten sich an Nebenerwerbslandwirte, die bereits eine Berufsausbildung haben. Sie können sich in eineinhalb Jahren zum Landwirt weiterbilden. Die Kurse finden meist abends oder an Samstagen statt, es gibt auch einzelne Module, die eine Woche dauern. Dieses Programm ist Heidner zufolge sehr beliebt. Momentan laufe ein Kurs mit 40 Teilnehmern, weitere 43 stehen auf der Warteliste. Nur für 45 Prozent der Betriebe im Landkreis ist die Landwirtschaft noch der Haupterwerb, 55 Prozent erzielen ihr hauptsächliches Einkommen mit einem anderen Beruf.

Besonders enttäuscht ist Georg Huber. Er habe Gespräche geführt mit Friedl und Gabriele Triebel, Landtagsabgeordnete der Grünen. Man habe nach einer Möglichkeit gesucht, die Landwirtschaftsschule erhalten zu können. Das sei nun hinfällig. "Das ist ein falsches Signal", sagt Huber. "Das Wichtigste für die Landwirte ist eine gescheite Berufsausbildung." Junge Leute, die die Ausbildung an einer Landwirtschaftsschule machen wollen, müssen künftig weitere Wege in Kauf nehmen und etwa nach Pfaffenhofen fahren.

Die Schließung ist Teil einer Umstrukturierung der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung, die so effizienter und moderner werden soll. Zahlreiche Ämter verlieren ihre Selbständigkeit, nicht aber Fürstenfeldbruck, das ohnehin für drei Landkreise zuständig ist - auch für Dachau und Landsberg.

© SZ vom 09.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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